FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat seinen schwungvollen Wochenstart am Montagnachmittag nicht halten können. Negative Impulse lieferten die höher als erwartet ausgefallenen deutschen Inflationsdaten. Der Dax halbierte seinen Mittagsgewinn und notierte zuletzt nur noch 0,42 Prozent höher bei 14 523,17 Punkten. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen stieg um 1,20 Prozent auf 30 105,61 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte um rund 0,6 Prozent zu.

Im Mai zog die Inflation in Deutschland auf bereits rekordverdächtigem Niveau weiter an: Die Verbraucherpreise lagen um 7,9 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Damit blieb die Inflation in Deutschland im dritten Monat in Folge über der Marke von sieben Prozent. Experten hatten im Durchschnitt mit 7,6 Prozent gerechnet.

"Für Verbraucher ist kurzfristig keine Entspannung in Sicht. Die Auswirkungen des Ukrainekriegs auf die Energiepreise und die Lieferengpässe durch Chinas Lockdown-Maßnahmen werden auch in den Folgemonaten das Preisklima belasten", konstatierte Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust. Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hinke der Entwicklung seit Monaten meilenweit hinterher. "Die Beendigung der Anleihekäufe und die voraussichtlich erste Zinssteigerung im Juli sind überfällig", forderte Heise.

Schwindende Zinsängste in den USA hatten zuletzt an den Börsen wieder mehr Zuversicht einkehren lassen. Hoffnungsvolle Nachrichten kamen auch aus China: In Shanghai sollen von diesem Mittwoch an die Lockdown-Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie größtenteils wegfallen und könnten damit die globalen Lieferkettenprobleme lindern. Dies nährte Hoffnungen, dass somit auch die Weltwirtschaft wieder an Fahrt gewinnen dürfte.

Unter den Einzelwerten standen die Aktien von Siemens mit einem Anstieg von 2,2 Prozent im Anlegerfokus. Der Industriekonzern erhielt nach eigenen Angaben den größten Auftrag der 175-jährigen Firmengeschichte. Zusammen mit zwei Partnern habe man in Ägypten einen Vertrag über den Bau eines 2000 Kilometer langen Hochgeschwindigkeits-Zugnetzes unterzeichnet. Demnach entfällt allein auf Siemens ein Auftragswert von 8,1 Milliarden Euro.

Die Papiere der Shop Apotheke bauten ihre jüngste Erholung aus und stiegen um 3,9 Prozent. Sie erreichten einen weiteren Höchststand seit Mitte Februar. Die Online-Apotheke steht vor allem mit der bevorstehenden bundesweiten Einführung des E-Rezepts im Fokus, die sich immer wieder verzögert hat.

Die Aktien der Deutschen Börse rutschten als Dax-Schlusslicht um 3,2 Prozent ab. Mitte der Vorwoche hatten sie sich am kurzfristigen Abwärtstrend seit dem April-Hoch festgelaufen und vor fünf Wochen fast wieder ihr Rekordhoch vom Juli 2020 bei rund 170 Euro erreicht. In einer aktuellen Auswertung der Handelsumsätze an den Börsen attestierte Jefferies-Experte Martin Price dem Börsenbetreiber sinkende Volumina im zweiten Quartal.

Der Euro kostete zuletzt 1,0754 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,0722 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,89 Prozent am Freitag auf 0,95 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,32 Prozent auf 135,49 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,65 Prozent auf 152,48 Punkte./edh/mis

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx