FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Schwankungen am deutschen Aktienmarkt bleiben weiter hoch. Nach der Kursrally zur Wochenmitte nahmen Anleger am Donnerstag Gewinne mit. Der Dax war noch am Morgen kurzzeitig über die Marke von 14 500 Punkten geklettert, war dann aber im Verlauf immer weiter zurückgefallen. Am Nachmittag stand der deutsche Leitindex mit 1,09 Prozent im Minus bei 14 283,59 Zählern, nachdem er tags zuvor noch um fast 3,8 Prozent zugelegt hatte.

Für einen Dämpfer sorgte dabei auch ein Dementi aus dem Kreml, demzufolge Berichte vom Vortag über große Fortschritte in den Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine falsch seien. Diese hatten zur Wochenmitte noch für Schub an den internationalen Handelsplätzen gesorgt. Auch von ukrainischer Seite wurden die Aussichten auf eine baldige Friedenslösung mit Russland gedämpft. Die Gespräche werden laut der russischen Seite aber fortgesetzt.

Vor diesem Hintergrund hielten auch in der zweiten Börsenreihe die anfänglichen Kursgewinne nicht lange stand. Der MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen hielt sich mit minus 0,14 Prozent auf 31 325,67 Zähler aber besser als der Dax. Auf europäischer Ebene ging es für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um 0,80 Prozent nach unten auf 3858,66 Punkte.

Kaum Einfluss auf das Kursgeschehen hatten dabei die jüngsten Entscheidungen der Notenbanken. Die am Vorabend von den US-Währungshütern aufgrund der hohen Inflation eingeläutete Zinswende mit einer Anhebung des Leitzinses um 0,25 Prozentpunkte galt am Markt bereits als eingepreist. Nun folgte erwartungsgemäß auch die Bank of England mit einer Anhebung. Für die Aktienmärkte ist nunmehr das Tempo maßgeblich, mit der weitere Zinserhöhung in den USA folgen. Denn die Entscheider der US-Notenbank Fed haben eine schnellere Straffung ihrer bisher ultralockeren Geldpolitik signalisiert.

Die Ölpreise, die in der Hoffnung auf eine Lösung des Ukraine-Konflikts zwischenzeitig eingebrochen waren, zogen unterdessen am Donnerstag wieder kräftig an. Europaweit standen in der Folge Öl- und Gaswerte ganz oben auf dem Branchentableau, im Gegenzug stand mit dem Autosektor einer der Gewinner des Vortages unter Druck. Von den Branchenvertretern im Dax fielen Continental -Papiere mit minus vier Prozent am deutlichsten. Auch Banken gaben nach, Deutsche Bank etwa um fast drei Prozent. Am Vortag hatte die Branche noch mit Blick auf die Zinswende profitiert.

Der Ukraine-Krieg dämpft inzwischen auch die Aussichten von immer mehr Unternehmen. Am MDax-Ende stachen Thyssenkrupp mit einem Minus von knapp neun Prozent heraus, weil der Industriekonzern wegen der Folgen des Konflikts auf die Rohstoffpreise und Lieferketten seine Geschäfte beeinträchtigt sieht. Das Management setzte daher seine Prognose für den freien Barmittelzufluss - eine wichtige Kennziffer der Firma - für das Geschäftsjahr 2021/2022 aus. Ein enttäuschender Ausblick beendete auch die jüngste Kurserholung bei SAF-Holland , die im SDax notierten Aktien brachen um 13 Prozent ein.

Der Aktienkurs des ehemals unter Beschuss von Leerverkäufern geratenen Leasingspezialisten Grenke machte hingegen nach der Zahlenvorlage einen Satz nach vorn um fast 18 Prozent. Warburg-Analyst Marius Fuhrberg sprach in einer ersten Reaktion von einem "bullischen Ausblick" mit Zuversicht für 2022 und noch ambitionierteren Zielen für 2024.

Der Euro zog an und kostete am Nachmittag 1,1061 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittwochnachmittag auf 1,0994 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei 0,22 Prozent, der Rentenindex Rex fiel um 0,04 Prozent auf 140,37 Punkte. Der Bund-Future sank 0,06 Prozent auf 160,87 Zähler./tav/mis

--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx