FRANKFURT (dpa-AFX) - Rückenwind aus New York hat dem Dax am ersten Handelstag im Juni Gewinne beschert. Der Leitindex stieg am Nachmittag um 0,90 Prozent auf 18 663,90 Punkte und testete dabei seine 21-Tage-Linie, die ein beliebter Indikator für den kurzfristigen Trend ist. Im frühen Handel hatte sich der Leitindex sogar bis auf wenige Zähler der Marke von 18 700 Punkten genähert.

Andere Indizes legten ebenfalls zu. Der MDax mit den mittelgroßen deutschen Werten gewann zuletzt 0,88 Prozent auf 26 952,46 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verbuchte ein ähnlich hohes Plus von 0,8 Prozent.

Vom Start weg vollzogen die europäischen Börsen am Montag eine späte Freitagsrally an den New Yorker Börsen nach. Die US-Börsen bestätigten ihre Gewinne am Montag mit Indikationen, die zumindest an der Nasdaq nochmals ein Stück weit im Plus lagen. Indizes wie der S&P 500 hatten am Freitag anfängliche Belastungen wegen Sorgen um die Profitabilität mit dem Boom-Thema Künstliche Intelligenz (KI) abgeschüttelt.

Anleger setzten am Montag aber auch darauf, dass die Europäische Zentralbank die Zinswende vollzieht. "Ein Verzicht auf diesen Zinsschritt wäre eine herbe Enttäuschung für die Marktakteure und würde die Glaubwürdigkeit der Notenbank grundlegend beschädigen", schrieben die Experten der DZ Bank.

Wirtschaftsdaten aus der Eurozone widerlegten die These einer ersten Zinssenkung nicht: Die Stimmung in den Industrieunternehmen der Eurozone erreichte im Mai zwar den höchsten Stand seit 14 Monaten, blieb aber klar unter der wichtigen Wachstumsmarke von 50 Punkten.

Unternehmensseitig war die Nachrichtenlage in Deutschland relativ ruhig. Die Aktien von Borussia Dortmund gerieten mit fast sieben Prozent unter Druck, nachdem der erhoffte Triumph im Champions-League-Finale gegen Real Madrid ausgeblieben ist. Der Fußballclub hatte das Endspiel der Königsklasse am Samstag mit 0:2 verloren.

Analystenkommentare waren ein Thema: Nachdem die Citigroup ihre Kaufempfehlung strich, gaben die Aktien der Commerzbank um 0,8 Prozent nach. Analyst Borja Ramirez Segura wird skeptischer für die Ertragsentwicklung wegen Bedenken, dass Kunden in der hoch fragmentierten Bankenlandschaft in Deutschland Einlagen abziehen könnten. Außerdem dämpfte er die Hoffnung auf eine mögliche Übernahme des Frankfurter Bankhauses.

Für Hannover Rück dagegen hat die UBS ihre bisherige Verkaufsempfehlung aufgegeben. Nach der Hochstufung auf "Neutral" gehörten die Aktien mit einem Anstieg um 1,5 Prozent zu den Dax-Gewinnern. Der Rückversicherer dürfte eine aktiv erwartete Sturmsaison relativ unbeschadet überstehen, schrieb der Analyst Will Hardcastle. Er hält Chancen und Risiken nun für ausgeglichen.

Nemetschek kamen im MDax auf ein Plus von 2,9 Prozent dank guter US-Vorgaben. In New York zogen die Aktien des Konkurrenten Autodesk vorbörslich um sieben Prozent an wegen eines überzeugenden Quartalsberichts, der am Freitag nach US-Börsenschluss bekannt gegeben wurde.

Im Nebenwertebereich fiel das frühere SDax -Mitglied New Work mit einem Kurssprung um zehn Prozent auf. Mit einem Angebot des Großaktionärs Burda Digital sollen die Aktien bald von der Börsenbildfläche verschwinden. Den Aktionären werden dafür 66,25 je Aktie in bar geboten. Mit 65,80 Euro näherte sich der Kurs dem Angebotsniveau.

Auch die Tui-Aktien gehörten mit fast sieben Prozent zu den großen Gewinnern. Sie wurden angetrieben von der Insolvenz des Konkurrenten FTI. Von der Absage künftiger FTI-Reisen könnte Tui mit zusätzlicher Nachfrage profitieren, hieß es. Außerdem wird in den kommenden Tagen die Verkündung der baldigen Wiederaufnahme der Aktie in den MDax erwartet.

Am Devisenmarkt wurde der Euro wenig bewegt zu 1,0849 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,0852 Dollar festgelegt.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,75 Prozent am Freitag auf 2,69 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,33 Prozent auf 123,53 Punkte. Der Bund-Future legte 0,31 Prozent auf 129,68 Zähler zu./tih/jha/

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx