FRANKFURT (dpa-AFX) - Gestützt von positiven US-Vorgaben hat der deutsche Aktienmarkt seine Aufwärtsbewegung vom Vortag am Mittwoch fortgesetzt. Der Dax notierte gegen Mittag 0,24 Prozent höher bei 16 164,41 Punkten. Der MDax mit den 50 mittelgroßen Titeln gewann 0,88 Prozent auf 28 315,92 Zähler. Der EuroStoxx 50 als Börsenbarometer für die Schwergewichte der Eurozone kletterte um rund 0,4 Prozent nach oben.
Im US-Geschäft war der Dow Jones Industrial am Dienstag schon während des europäischen Handels auf das höchste Niveau seit April 2022 geklettert und hatte die Gewinne anschließend noch ausgebaut. Robuste Quartalsergebnisse von US-Großbanken überlagerten schwache Konjunkturdaten aus der Industrie und dem Einzelhandel. Jenseits des Atlantik setzt sich der Zahlenreigen am Abend unter anderem mit Quartalsergebnissen von Tesla und Netflix am Mittwoch fort.
Unterdessen nahm die Erholung der Immobilienwerte weiter Fahrt auf. Der Sektorindex Stoxx Europe 600 Real Estate stand mit einem Kursanstieg von 4,3 Prozent an der Spitze des Branchentableaus und auf dem höchsten Niveau seit Anfang Mai. Die Aktien von Vonovia schafften es an der Dax-Spitze mit plus 6,7 Prozent gar zurück auf den Stand vom März. LEG führten den MDax mit plus 5,8 Prozent an. Im Jahr 2023 liegen sie inzwischen wieder im Plus, nachdem sie Ende Mai noch ein Viertel an Wert verloren hatten.
Analyst Thomas Rothäusler von der Deutschen Bank hatte tags zuvor in einer Studie Hoffnung auf eine Bodenbildung der durch den Zinsanstieg schwer gebeutelten Immobilienbranche gemacht. Vonovia hatte er neu zum Kauf empfohlen. Am Morgen fiel zudem der Zins für Staatsanleihen in Deutschland auf den tiefsten Stand seit Ende Juni. Positive Signale kamen auch vom Finanzdienstleister Hypoport , der erste Anzeichen einer Stabilisierung sieht. Der Wert der auf seiner Plattform vermarkteten Immobilien sei im vergangenen Quartal um fünf Prozent geklettert, hieß es. Hypoport-Aktien gewannen daraufhin 12,8 Prozent.
Die Anteilsscheine von Wacker Chemie glichen ihre deutlichen Anfangsverluste mittlerweile fast vollständig aus und notierten zuletzt nur noch 0,2 Prozent tiefer. Der Konzern hatte am Vorabend - wie bereits einige andere Unternehmen aus dem Chemiesektor - seine Jahresziele gekürzt. Für Analyst Markus Mayer von der Baader Bank kam die Gewinnwarnung nicht überraschend.
Die Covestro-Papiere kamen nach einem Vortages-Schlussspurt im Xetra-Handel am Mittwoch wieder etwas zurück und verloren 1,8 Prozent. Auslöser der Kursgewinne am Dienstag waren angeheizte Übernahmespekulationen nach einer Bloomberg-Meldung unter Berufung auf informierte Kreise, wonach der Ölkonzern Abu Dhabi National Oil (Adnoc) sein Gebot für den Kunststoffkonzern von 55 auf 57 Euro je Aktie erhöhen wolle.
Die Aktien von Stratec brachen um 17 Prozent auf den tiefsten Stand seit März 2020 ein. Der Diagnostikspezialist hatte nach enttäuschenden Halbjahreszahlen sein Umsatzziel für 2023 gekappt. Die Warnung komme nicht aus heiterem Himmel, überrasche aber in ihrem Ausmaß, sagte ein Händler. Berenberg-Analyst Odysseas Manesiotis geht davon aus, dass die Markterwartungen für das Ergebnis je Aktie im laufenden Jahr nun um rund 20 Prozent sinken werden.
Die Anteilsscheine von Verbio stiegen um 5,9 Prozent. Das Analysehaus Jefferies nahm die Bewertung der Papiere mit "Buy" und einem Kursziel von 56 Euro auf. Als führender Hersteller von Bio-Kraftstoffen sei das Unternehmen gut positioniert, um von der Dekarbonisierung von Branchen wie Schwertransport und Industrie zu profitieren, glaubt Analyst Constantin Hesse. Zudem biete die robuste Bilanz zusätzlichen Spielraum für weiteres Wachstum./edh/stk
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx