FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Montag seine Talfahrt im Handelsverlauf etwas verlangsamt. Nach anfangs heftigen Verlusten von bis zu fünf Prozent, die den deutschen Leitindex auf ein Tief seit November 2020 gedrückt hatten, stand am Nachmittag noch ein Minus von 0,54 Prozent auf 13 023,99 Punkte zu Buche.

Der MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen dämmte seinen Tagesverlust bei 28 734,02 Punkten auf 0,43 Prozent ein. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 drehte sogar moderat in die Gewinnzone.

Marktbeobachter sahen einen Hoffnungsschimmer für den Dax, nachdem die Unterstützung bei 12 500 Punkten zwar im frühen Handel kurz unterschritten worden war, dann aber zumindest erst einmal gehalten habe. Bereits am Morgen hatte Thomas Altmann von QC Partners die Einschätzung geäußert, dass die bereits "extrem depressive Stimmung der Nährboden für eine Stabilisierung werden könnte", da die Börsen angesichts des Ukraine-Kriegs charttechnisch "mittlerweile massiv überverkauft" seien. Im Tief stand beim Dax gegenüber seinem Stand vor Beginn der Invasion Russlands in die Ukraine vor anderthalb Wochen ein Minus von 15 Prozent zu Buche.

Einige Anleger setzen aktuell wohl auch vorsichtige Hoffnungen in einen zumindest temporären Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine sowie Aussagen des türkischen Außenministers Mevlüt Cavusoglu, wonach sich seine russischen und ukrainischen Amtskollegen zu Gesprächen in Antalya treffen wollen.

In Europa sorgten vor allem stark steigende Ölpreise für eine Verunsicherung bei den Anlegern. US-Außenminister Antony Blinken hatte wegen der weiteren Eskalation in der Ukraine neue Strafmaßnahmen gegen Russland ins Spiel gebracht: Washington berate mit europäischen Verbündeten über einen möglichen Importstopp für Öl aus Russland. Auch das auf Öleinfuhren angewiesene Japan diskutiert über einen möglichen Importstopp für Öl aus Russland.

"Die hohen Ölpreise befeuern die Inflationssorgen und zeigen, dass der Krieg womöglich noch lange nicht ausgestanden ist", kommentierte Marktbeobachter Timo Emden von Emden Research. Die Hoffnung auf einen baldigen "militärischen Burgfrieden zwischen der Ukraine und Russland" sowie einen wirtschaftlichen Waffenstillstand mit dem Westen bleibe damit Wunschdenken, glaubt er.

Laut Analyst Christian Henke vom Broker IG könnte sich der Ölpreis für die Sorte WTI nun dem Rekordstand aus dem Jahr 2008 bei gut 146 US-Dollar nähern. Experten gingen sogar schon von Notierungen von über 200 Dollar aus, so Henke.

Am deutschen Aktienmarkt standen unter anderem Banken- und Autotitel deutlich unter Druck. Deutsche Bank und insbesondere Commerzbank zählten mit Kursabschlägen von fast zwei und rund drei Prozent zu den Verlierern im Dax und MDax.

Auch etliche der konjunktursensiblen Fahrzeughersteller und -zulieferer traf es hart: Im Dax verloren die Hersteller BMW und Volkswagen (VW ) sowie die VW-Holding-Gesellschaft Porsche SE zwischen anderthalb und dreieinhalb Prozent. Die Aktien der im MDax gelisteten Zulieferer Hella und Dürr erlitten ebenfalls überdurchschnittliche Verluste.

Dagegen zählte Rheinmetall mit einem Kursplus von zweieinhalb Prozent zu den MDax-Favoriten. Der Konzern profitiert weiter davon, dass er einen Großteil seines Umsatzes und Gewinns mit der Rüstungssparte erwirtschaftet. Die Titel des Rüstungselektronik-Herstellers Hensoldt gehörten mit über elf Prozent Plus ebenfalls zu den Gewinnern.

Auch einige Energietitel hielten sich im sehr schwachen Markt vergleichsweise gut: Siemens Energy reichte ein Plus von über dreieinhalb Prozent für einen der vorderen Dax-Plätze. Im Kleinwerte-Index SDax war der Solarkonzern SMA Solar mit einem Kursaufschlag von fast 19 Prozent der Spitzenreiter, gefolgt vom fast zehn Prozent festeren Windturbinenhersteller Nordex und dem Solar- und Windpark-Betreiber Encavis .

Den schon zuletzt robusten K+S Titeln bescherte Händlern zufolge die Aussicht auf eine deutliche Verknappung des Düngerangebots an den Weltmärkten ein Plus von knapp dreieinhalb Prozent - damit waren sie größter Gewinner im MDax. Einem Börsianer zufolge gab es am Freitag schon Medienberichte, wonach russische Düngerkonzerne ihren Lieferverpflichtungen derzeit wegen logistischer Blockaden nicht nachkommen könnten. Hinzu komme das ebenfalls sanktionierte Belarus mit seiner starken globalen Bedeutung für den Düngermarkt.

Der Euro kostete zuletzt 1,0897 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,0929 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,15 Prozent am Freitag auf minus 0,22 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,49 Prozent auf 143,86 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,65 Prozent auf 169,65 Zähler./gl/mis

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx