FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Dax-Stabilisierung nach der jüngsten Talfahrt bleibt fragil: Am Dienstag drehte der deutsche Leitindex nach einem schwachen Start mit bis zu über zwei Prozent ins Plus. Kurzzeitig gab er die Gewinne komplett ab - gegen Mittag verzeichnete er dann Kursgewinne von 0,78 Prozent auf 12 935,39 Punkte. Zu Wochenbeginn war schon ein Stabilisierungsversuch gescheitert. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen erholte sich am Dienstag um 1,09 Prozent auf 28 650,74 Punkte, und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte um 1,05 Prozent auf 3549,24 Zähler zu.
Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect hatte bereits zu Handelsbeginn prognostiziert, dass der Dax "unter hoher Volatilität einen Kursboden suchen dürfte". Andere Beobachter sehen den Markt nach den zuletzt heftigen Verlusten zwischen Hoffen und Bangen. Eine Lösung des Ukraine-Konflikts sei derzeit zwar nicht in Sicht, schrieb Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Allerdings seien Wetten auf sinkende Kurse bei Aktien und die Absicherungen gegen fallende Kurse auf einem Höchststand seit mehreren Jahren. Entsprechend könnten Nachrichten wie etwa ein Waffenstillstand in der Ukraine zu einer massiven Eindeckung von Anlegern führen, die zuvor auf fallende Kurse gesetzt hatten.
Die zu Wochenbeginn schwachen Versicherer- und Bankentitel mischten bei der Markterholung ganz vorne mit: Munich Re und Deutsche Bank belegten mit Kursgewinnen von jeweils mehr als fünf Prozent vordere Dax-Plätze, und im MDax legten Commerzbank sowie Hannover Rück um über sechs beziehungsweise fünfeinhalb Prozent zu.
Gefragt waren zudem Titel aus dem Energiebereich. Während RWE mit einem Plus von fast drei Prozent zu den Dax-Favoriten zählten, ging es für Uniper an der MDax-Spitze um sechseinhalb Prozent hoch. Laut Händlern preisen die gebeutelten Uniper-Titel die Abschreibungen für die vom russischen Energiekonzern Gazprom mitfinanzierte Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 von rund einer Milliarde Euro ein.
Im Kleinwerte-Index SDax reihten sich die zumeist schon am Vortag starken Papiere aus dem Bereich Erneuerbare Energien weit vorn ein: SMA Solar , Encavis und die am Montag noch schwachen Verbio gewannen zwischen fünf und sechs Prozent. Händler verwiesen auf positive Branchennachrichten, die bei diesen kleineren Werten auch für etwas Übernahmefantasie sorgen könnten.
Darüber hinaus verteuerten sich Nordex um siebeneinhalb Prozent. Die Nachrichtenagentur Bloomberg schreibt unter Berufung auf informierte Kreise, der US-Finanzinvestor KKR erwäge einen Kauf des französischen Erzeugers von Solar- und Biomasse-Energie Albioma.
SDax-Spitzenreiter war indes der Online-Modehändler Global Fashion Group , der mit einem Kurssprung von fast 23 Prozent eine fulminante Erholungsrally hinlegte. Seit dem Rekordhoch Anfang 2021 summieren sich die Verluste aber immer noch auf knapp 87 Prozent. Zwar war das Unternehmen im vergangenen Jahr trotz einer Umsatzsteigerung noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht und traut sich wegen des Krieges in der Ukraine keinen konkreten Ausblick für 2022 zu. Baader-Analyst Volker Bosse sah die Zahlen indes insgesamt im Rahmen der Erwartungen. Der fehlende Ausblick sei angesichts der großen Bedeutung des Russland-Geschäfts keine Überraschung, ergänzte ein Händler.
Für Schaeffler ging es nach Quartalszahlen um siebeneinhalb Prozent hoch. Der Autozulieferer schnitt laut Analyst Sascha Gommel von Jefferies Research etwas besser ab als gedacht. Dass Schaeffler wegen des Krieges in der Ukraine die Prognose für das laufende Jahr aussetzte, scheint die Anleger nicht besonders überrascht zu haben./gl/jha/
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx