FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Freitag die erste Enttäuschung über die schwachen Ifo-Daten gut verkraftet. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft verschlechtete sich angesichts des Ukraine-Kriegs stark. Das Ifo-Geschäftsklima, Deutschlands wichtigstes Konjunkturbarometer, fiel deutlicher als Analysten befürchtet hatten.

Der Dax notierte zuletzt 0,62 Prozent höher bei 14 362,01 Punkten. Damit deutet sich für den Leitindex nach zwei starken Vorwochen ein Wochenverlust von rund 0,4 Prozent an. Der MDax der mittelgroßen Börsenkonzerne stieg am Freitag um 0,18 Prozent auf 31 402,66 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann rund 0,6 Prozent.

"Die Botschaft des wichtigsten deutschen Konjunkturbarometers ist eindeutig: Die deutsche Wirtschaft rutscht mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Rezession", kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank.

Commerzbank -Chefvolkswirt Jörg Krämer sagte: "Die Unternehmen sorgen sich um die hohen Risiken, denen die deutsche Wirtschaft gegenwärtig ausgesetzt ist. Käme es beispielsweise zu einem westlichen Boykott russischen Öls, wäre der internationale Ölmarkt beträchtlich unterversorgt, sodass der Ölpreis nach oben katapultiert würde. In diesem Szenario wäre eine Rezession wahrscheinlich, zumal Russland auf einen Ölboykott mit einem Stopp seiner Gaslieferungen reagieren könnte."

Aus Branchensicht waren Technologiewerte besonders stark nachgefragt. So gehörten die Titel von Infineon mit einem Plus von 3,5 Prozent zu den Top-Werten im Dax. Im MDax standen die Anteilsscheine von Nemetschek , Aixtron , Teamviewer , Carl Zeiss Meditec und Cancom mit Kursaufschlägen zwischen 1,7 und 2,1 Prozent ganz weit oben.

Im Dax setzten die Aktien des Labor- und Pharmazulieferers Sartorius zudem ihren Stabiliserungskurs mit plus 3,4 Prozent fort, nachdem sich die Analysten der Bank of America positiv geäußert hatten. Sie halten den Kursrutsch der letzten Monate für überzogen.

Die Aktien von Vitesco drehten nach anfänglichen Verlusten ins Plus und gewannen zuletzt 0,9 Prozent. Der Autozulieferer plant für das neue Jahr wegen des Chipmangels und steigender Kosten vorsichtig. Das Unternehmen geht von einer um Sondereffekte bereinigten Ergebnismarge vor Zinsen und Steuern von 2,2 bis 2,7 Prozent aus. Der Umsatz soll von 8,35 Milliarden Euro im vergangenen Jahr auf 8,6 bis 9,1 Milliarden steigern.

Um mehr als 15 Prozent nach oben ging es für die Aktien von Eckert & Ziegler , die damit klarer Spitzenreiter im SDax waren. Das Strahlen- und Medizintechnikunternehmen will nach einem Umsatz- und Gewinnplus im vergangenen Jahr weiter zulegen. Im neuen Jahr soll sich das Wachstumstempo beschleunigen und der Gewinn steigen. Den Anlegern winkt zudem eine Dividendenerhöhung. Die Prognosen stünden aber unter dem Vorbehalt, dass aus den Entwicklungen in der Ukraine keine größeren Verwerfungen resultieren, schränkte das Unternehmen ein./edh/mis

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx