FRANKFURT (dpa-AFX) - Wie gewonnen, so zerronnen - auch am Dienstag hat der Dax zwischenzeitliche Kursgewinne wieder abgegeben. Am Nachmittag notierte der deutsche Leitindex mit kleinem Minus bei 15 610 Punkten, nachdem er es am Morgen noch fast auf 15 700 Punkte geschafft hatte. Tags zuvor war er sogar von zeitweise fast 15 800 Punkten gänzlich zurückgekommen.

Die Anleger warten gespannt auf die geldpolitischen Signale, die die Währungshüter der USA, aus Europa, Großbritannien und Japan in den kommenden Tagen senden werden. Sie stecken im Dilemma zwischen Inflation auf der einen und Verunsicherung durch Omikron auf der anderen Seite. So kurz vor dem Jahresende wolle sich niemand auf dem falschen Fuß erwischen lassen, erklärte der Portfoliomanager Thomas Altmann von QC-Partners. Und an eine erneute Jahresendrally glaubten ohnehin nur die wenigsten. Immerhin war der Dax bereits von Anfang Oktober vorgeprescht bis auf ein Rekordhoch von 16 290 Punkte im November.

Der Chefvolkswirt der Investmentbank Nomura, Robert Subbaraman, macht sich sogar größere Sorgen als die meisten Anleger und warnt vor einem "kalten Entzug" der US-Notenbank. "Im Moment ist die Inflation die Hauptsorge der Marktteilnehmer, aber Ende 2022 werden die Bedingungen ganz andere sein: Stagnation ist dann ein größeres Risiko als Stagflation, insbesondere wenn die Fed gezwungen ist, eine Politik des kalten Entzugs zu betreiben, um die Inflation einzudämmen".

Auch im MDax der mittelgroßen Börsenwerte tat sich bis zum Dienstagmittag mit 34 491 Punkten per saldo wenig. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stand mit kleinem Plus bei 4184 Punkten.

Papiere von MTU waren mit einem Kursplus von immerhin noch 1,5 Prozent unter den Dax-Besten, nachdem mit JPMorgan und der Schweizer Großbank UBS gleich zwei Häuser eine Empfehlung ausgesprochen hatten. Das Kursziel von 220 Euro der US-Investmentbank signalisiert fast ein Drittel Spielraum nach oben.

Daimler zollten dagegen am Indexende ihrem guten Lauf mit über 2 Prozent Minus Tribut. Tags zuvor waren die Papiere der Stuttgarter fast wieder an ihr jüngstes Hoch seit Frühjahr 2015 zurückgekehrt. Anleger setzen nach der erfolgreichen Abspaltung des Nutzfahrzeuggeschäfts als Daimler Truck auf eine Neubewertung der Konzernteile. Morgan Stanley bot aber nun mit einer Abstufung ein weiteres Argument für Gewinnmitnahmen.

Daimler Truck setzten dagegen ihre Rally auf einen weiteren Höchststand von 35,10 Euro fort. Seit der Abspaltung am Freitag und dem Handelsstart zu 28 Euro gewannen sie damit rund ein Viertel an Wert.

Die jüngst von Übernahmespekulationen nach oben getriebenen Aktien der Software AG brachen derweil zweistellig ein. Der US-Finanzinvestor Silver Lake steigt bei den Darmstädtern ein. Das ist nicht das, worauf Anleger gehofft haben.

Auch der Euro zeugt von der abwartenden Haltung der Marktteilnehmer. Mit aktuell 1,1311 Dollar macht er den schwächeren Wochenstart wett und tritt so insgesamt auf der Stelle. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montagnachmittag auf 1,1278 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei minus 0,44 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,07 Prozent auf 145,62 Punkte. Der Bund-Future gab 0,15 Prozent nach auf 174,43 Punkte./ag/mis

--- Von Alex Gibson, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx