FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor der Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstagnachmittag tritt der Dax nahezu auf der Stelle. Er notierte gegen Mittag beim Stand von 14 091 Zählern 0,1 Prozent höher. Seine vorsichtige Erholung aus dem frühen Handel brach er rasch ab. Ob der Dax erneut mit Verlusten in das verlängerte Oster-Wochenende geht, dürfte im Wesentlichen von den geldpolitischen Signalen der Währungshüter abhängen.

Etwas besser sah es für den MDax der mittelgroßen Titel aus mit plus 0,50 Prozent auf 30 569 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 0,2 Prozent auf 3836 Zähler.

Wichtigstes Ereignis am letzten Tag der Handelswoche ist am Nachmittag die Zinssitzung der EZB, die auf immer größere Herausforderungen reagieren muss. Ökonomen erwarten, dass wegen der hohen Inflation die Normalisierung der Geldpolitik in der Eurozone wie angekündigt fortgesetzt wird. Angesichts der hohen Unsicherheit, die vom Ukraine-Krieg ausgeht, dürfte die EZB aber weiter eher vorsichtig vorgehen. Die volle Aufmerksamkeit werde darauf gerichtet sein, in welchem Wortlaut die EZB ihre Entscheidung kommuniziert, schrieb Marktbeobachter Andreas Lipkow von Comdirect.

Auf ihrer März-Sitzung hatten die Notenbanker einen rascheren Ausstieg aus ihren monatlichen Anleihekäufen beschlossen. Eine Leitzinserhöhung vom Rekordtief bei null Prozent wird zunehmend zum Jahresende erwartet. In den USA, Großbritannien und zuletzt auch in Südkorea und Kanada haben die Zentralbanken den Leitzins bereits angehoben. "Zwar muss auch die EZB aufpassen, dass sich Inflationsprozesse nicht verfestigen", kommentiert Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank. Allerdings bekomme Europa die Folgen des Ukraine-Kriegs auch deutlicher zu spüren.

Obwohl die Zinswende vielerorts bereits eingeleitet wurde, rechnen die Experten der Helaba nicht mit einer beschleunigten Gangart. Die EZB habe zuletzt auf Marktrisiken und die Folgen der Inflation hingewiesen. "Insofern könnte es etwas vorsichtigere Signale geben und dies am Markt für Entspannung sorgen, da die EZB-Erwartungen weit gediehen sind."

Erholung zeichnete sich am Mittag in der Luftfahrtbranche ab. Im Dax gehörten Airbus und MTU zu den besseren Werten. Fraport kletterte mit einem Plus von mehr als 4 Prozent an die Spitze des MDax, in dem auch die Lufthansa -Papiere um 1,7 Prozent anzogen. Luftfahrtwerten half, dass der Billigflieger Wizz Air ein gutes Quartal in Aussicht stellte.

Als Verlierer in der ersten Börsenliga standen Aktien von Delivery Hero und Volkswagen im Blick. Mit einem Minus von zuletzt fast drei Prozent setzten die Titel des Essenslieferanten ihre schwache Woche fort und rutschten im Verlauf auf ein Tief seit drei Jahren. Allerdings hat die Branche insgesamt derzeit einen schweren Stand. Die Bank of America stufte Delivery Hero nun von "Neutral" auf "Underperform" ab.

Volkswagen stand nach den Eckzahlen zum ersten Quartal mit einem Minus von 1,7 Prozent als zweitschwächster Wert ebenfalls unter Druck. Der Autobauer habe ein solides operatives Ergebnis, aber einen relativ schwachen Mittelzufluss ausgewiesen, schrieb Analyst Philippe Houchois vom Analysehaus Jefferies. Dazu kämen erwartungsgemäß vorsichtige Aussagen zum Ausblick. Insgesamt werte er die Nachrichten aus Wolfsburg negativ.

Weiterhin schlecht liefen die Papiere des Medizin- und Sicherheitstechnikkonzerns Drägerwerk . Wegen zunehmender Schwierigkeiten bei der Lieferung elektronischer Bauteile sei nur noch das Erreichen des unteren Endes des Prognosebandes zu erwarten, teilten die Lübecker mit. Anlegern gefiel das gar nicht. Die Titel rutschten um 5,6 Prozent ab und waren klares Schlusslicht im SDax . Ein Händler ließ kein gutes Haar am Unternehmen: Schlichtweg katastrophal, so sein Urteil. In der Pandemie sei es für Drägerwerk ausnahmsweise mal gut gelaufen, diese Phase sei nun aber vorbei.

Im SDax erholten sich Auto1 von ihrem Kursrutsch des Vortages. Der solide Fahrzeugabsatz im ersten Quartal habe bei dem Online-Autohändler für einen beruhigenden Start ins Jahr 2022 gesorgt, schrieb Analystin Nizla Naizer von der Deutschen Bank. Die Aktien gewannen rund 7,2 Prozent und waren damit bester Wert im Nebenwerte-Index./jcf/ajx/mis

--- Von Jan Christoph Freybott, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx