FRANKFURT (dpa-AFX) - Beflügelt von nachlassenden Zins- und Konjunktursorgen hat der deutsche Aktienmarkt seine jüngste Gewinnserie zum Wochenstart fortgesetzt. Der Dax notierte gegen Mittag 0,82 Prozent höher bei 14 580,70 Punkten. In der Vorwoche hatte der Leitindex ein Plus von rund dreieinhalb Prozent verzeichnet. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es am Montag um 1,63 Prozent auf 30 235,20 Punkte hoch. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte um rund 1,0 Prozent zu.

Schwindende Zinsängste in den USA hatten zuletzt an den Börsen wieder mehr Zuversicht einkehren lassen. Die Experten der Credit Suisse sehen den Optimismus der Anleger durch jüngste Unternehmensergebnisse sowie US-Wirtschaftsdaten gestärkt und sprachen von einer "Erleichterungsrally".

Hoffnungsvolle Nachrichten kommen auch aus China: In Shanghai sollen von diesem Mittwoch an die Lockdown-Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie größtenteils wegfallen und könnten damit die globalen Lieferkettenprobleme lindern. "Aus dem Reich der Mitte könnte nun ein kräftiger Wachstumsimpuls kommen und die Rezessions-Ängste vom Parkett fegen", frohlockte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets.

Für Montagnachmittag wird die Bekanntgabe der deutschen Inflationszahlen für Mai erwartet. Die Inflationsanstiege der vergangenen Monate seien Treiber der Zinserwartungen rund um den Globus und damit das dominierende Thema an den Finanzmärkten gewesen, erinnerten die Experten des Helaba-Research-Teams. "Im Monatsvergleich dürfte sich der Preisanstieg zwar verlangsamt haben. Anders als in den USA hat die Jahresinflation hierzulande ihren Höhepunkt aber noch nicht überschritten", glaubt Analyst Thomas Altmann von QC Partners.

Auch im Außenhandel setzt sich der Preisauftrieb fort. Im April stiegen die Preise für nach Deutschland importierte Waren zum Vorjahresmonat um 31,7 Prozent. Das ist der stärkste Zuwachs seit September 1974, als die erste Ölkrise für einen noch deutlicheren Preisschub gesorgt hatte. Die aktuellen Daten spiegeln den Angaben zufolge auch die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine wider.

Unter den Einzelwerten standen die Aktien von Siemens mit einem Anstieg von 3,3 Prozent im Anlegerfokus. Der Industriekonzern erhielt nach eigenen Angaben den größten Auftrag der 175-jährigen Firmengeschichte. Zusammen mit zwei Partnern habe man in Ägypten einen Vertrag über den Bau eines 2000 Kilometer langen Hochgeschwindigkeits-Zugnetzes unterzeichnet. Demnach entfällt allein auf Siemens ein Auftragswert von 8,1 Milliarden Euro.

Die Papiere der Shop Apotheke bauten ihre jüngste Erholung aus und stiegen um 6,0 Prozent. Sie erreichten einen weiteren Höchststand seit Mitte Februar. Die Online-Apotheke steht vor allem mit der bevorstehenden bundesweiten Einführung des E-Rezepts im Fokus, die sich immer wieder verzögert hat.

Kaufempfehlungen von Kepler Cheuvreux stützten den Versuch einer Bodenbildung der IT-Dienstleister Cancom und Bechtle . Cancom-Papiere kletterten um 2,6 Prozent auf 37,64 Euro und Bechtle um 3,0 Prozent auf 42,94 Euro. Analyst Martin Jungfleisch gab Kursziele von 50 für Cancom und 55 Euro für Bechtle aus.

Die Anteilsscheine von Instone litten unter einer Abstufung der Credit Suisse und fielen um 1,0 Prozent. Analystin Emily Biddulph begründete ihre negativere Einschätzung mit Unsicherheiten hinsichtlich der hohen Inflation und der Immobiliennachfrage./edh/eas

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx