FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Dienstag mit viel Schwung die 14 000-Punkte-Marke klar hinter sich gelassen. Nach einem Anstieg bis auf rund 14 200 Punkte behauptete der deutsche Leitindex zuletzt ein Plus von 1,51 Prozent auf 14 175,01 Punkte. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es um 1,71 Prozent auf 29 427,89 Punkte hoch. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 1,46 Prozent auf 3739,05 Zähler.
Vor allem positive Vorgaben der Übersee-Börsen gaben Rückenwind. In Asien standen Kursgewinne vor allem in Hongkong zu Buche wegen der in China spürbaren Hoffnung auf Corona-Lockerungen. Die US-Aktienmärkte hatten am Vortag zwar überwiegend schwächer geschlossen, wurden beim Broker IG zuletzt aber deutlich höher taxiert.
Nach Einschätzung der UBS-Chartexperten befindet sich der Dax derzeit auf einer "Achterbahnfahrt" um die 14 000 Punkte. Bereits am Vortag war er um diese Marke geschwankt, aber letztlich darunter aus dem Handel gegangen. Den von den Experten als wichtig erachteten Bereich von 13 925 bis 13 950 Zählern hatte er aber gehalten. "Nachdem diese Auffangzone standgehalten hat, könnte dieses Level nun erneut als Sprungbrett für einen Erholungsversuch genutzt werden", betonten sie.
Am Nachmittag standen zudem neue US-Konjunkturdaten im Fokus. Der wichtige Einzelhandelsumsatz war im April gegenüber dem Vormonat zwar ein wenig schwächer gestiegen als erwartet. Bereinigt um Autokäufe fiel das Plus aber überraschend deutlich aus. Später werden noch Industrieproduktionsdaten veröffentlicht. Zu Wochenbeginn hatten Daten aus China und mit dem Empire-State-Index ein Stimmungsindikator für die US-Industrie enttäuscht.
In Deutschland legten einige Unternehmen Geschäftszahlen vor. Der Lkw-Bauer Daimler Truck konnte im ersten Quartal dank Preiserhöhungen die Belastungen unverhofft gut abfangen. Das Geschäft läuft sogar so rund, dass der Konzern trotz Lieferschwierigkeiten und Kostensteigerungen die Jahresziele für den Umsatz erhöhte und daher auch bessere Aussichten beim Ergebnis sieht. Mit einem Kursplus von über sechs Prozent auf 28,675 Euro zählten die Aktien zu den größten Dax-Gewinnern und markierten zudem den höchsten Stand seit Ende Februar.
Aus dem MDax berichtete Grand City Properties für den Jahresauftakt einen operativen Ergebnisanstieg (FFO1). Für das Jahr strebt der Wohnimmobilienkonzern ein weiteres Wachstum an. Goldman-Analyst Jonathan Kownator zeigte sich vom operativen Ergebnis indes etwas enttäuscht. Die Aktien verloren knapp ein halbes Prozent.
Die Aktien des Branchenkollegen Adler Group aus dem Nebenwerte-Index SDax büßten nach zwischenzeitlichen Gewinnen sogar über elf Prozent ein. Nachdem das mit schweren Vorwürfen konfrontierte Unternehmen im vergangenen Jahr Abschreibungen auf Consus Real Estate vornehmen musste, droht nun der Tochtergesellschaft Consus das gleiche Schicksal. Man sei sich der Verantwortung als Mehrheitsaktionärin bewusst und grundsätzlich bereit, Maßnahmen zur Stärkung des Eigenkapitals von Consus zu unterstützen, teilte Adler mit. Zuletzt belastete die Mitteilung, dass die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG nicht als Abschlussprüfer zur Verfügung steht - sie hatte bereits im April das Testat der Geschäftszahlen verweigert.
Die zuletzt deutlich erholten Titel der Hornbach Holding verloren nach endgültigen Zahlen knapp 0,2 Prozent. Das Unternehmen wird nach einem erfolgreichen Jahr vorsichtiger. Hornbach mit seiner Baumarktkette gehört zu den Corona-Profiteuren: Während der Lockdowns entdeckten die Menschen ihr Zuhause neu, so dass sich in den Corona-Jahren ein Trend zum Verschönern und Erneuern des eigenen Heims entwickelte. Die ungebrochen hohe Nachfrage kam dem Konzern auch im Geschäftsjahr 2021/22 (per Ende Februar) deutlich zugute, wie bereits mit Vorlage der Eckdaten Mitte März bekannt geworden war.
Gefragt waren Aktien von Unternehmen mit internetbasierten Geschäftsmodellen, die an die Erholung der vergangenen Tage anknüpften. Im Dax mischten der Essenslieferdienst Delivery Hero und der Online-Modehändler Zalando mit Kursgewinnen von 4,8 und 3,2 Prozent ganz vorne mit, und im SDax verteuerten sich die Papiere des Online-Gebrauchtwagenhändlers Auto1 sowie des Zalando-Konkurrenten About You um 4,3 und 4,7 Prozent.
Delivery Hero profitierten auch von einer neuen Kaufempfehlung des Investmenthauses Bryan Garnier. Analyst Clement Genelot traut dem Unternehmen laut einer Branchenstudie zu Essenslieferanten zu, am schnellsten profitabel zu werden.
Der Euro legte deutlich zu und kostete zuletzt 1,0544 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag noch auf 1,0422 Dollar festgesetzt.
Der Rentenindex Rex fiel um 0,03 Prozent auf 136,01 Punkte. Die Umlaufrendite stieg von 0,83 Prozent am Vortag auf 0,84 Prozent. Der Bund-Future verlor 0,70 Prozent auf 152,65 Punkte./gl/jha/
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx