FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat zum Ende einer tristen Börsenwoche seine Talfahrt beschleunigt. Sorgen um die Weltwirtschaft bestimmen aktuell das Geschehen, nach einem zuvor starken Lauf der Börsen. Der deutsche Leitindex Dax verlor am Freitag 1,12 Prozent auf 15 501,70 Punkte und bewegte sich damit auf dem Niveau von Anfang Juli. Auf Wochensicht deutet sich ein Minus von gut 2 Prozent an.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen fiel am Freitag um 1,50 Prozent auf 27 104,90 Punkte. Der Eurozonen-Leitbarometer EuroStoxx 50 büßte ein Prozent ein.

"Die Luft aus dem Aktienmarkt scheint raus und die Rally-Pause seit Monatsanfang noch nicht beendet", schrieb Analyst Konstantin Oldenburger vom Handelshaus CMC Markets. Die Anleger stünden vor zwei Problemen: Zum einen sende die Konjunktur in China immer düstere Signale aus, und zum anderen stiegen die Realzinsen wieder, was die Attraktivität von Anleihen gegenüber Aktien erhöhe.

Zudem könnten die Zinsen entgegen den Hoffnungen der Anleger für längere Zeit hoch bleiben. "Es gibt eine bemerkenswerte Neubewertung der längerfristigen Zinssätze", sagte der Stratege Jean Boivin vom Blackrock Investment Institute. Der Markt komme mehr und mehr zu der Ansicht, dass es trotz der jüngsten Fortschritte einen langfristigen Inflationsdruck geben werde. Die gesamtwirtschaftliche Ungewissheit werde in den nächsten Jahren bestehen bleiben, und das erfordere eine größere Entschädigung für den Besitz langlaufender Anleihen in Form von hohen Zinsen.

Der Stimmung nicht förderlich war zudem die Nachricht, dass der hoch verschuldete chinesische Immobilienkonzern Evergrande in den USA Gläubigerschutz nach Kapitel 15 beantragt hat. Evergrande und jüngst auch der Immobilienentwickler Country Garden stehen sinnbildlich für die Immobilienkrise in China, nach jahrelangen Überinvestitionen. Die Flaute lastet auf der Nachfrage nach Baustoffen, Chemikalien und vielen anderen Gütern.

Im Dax fielen die Aktien des Online-Modehändlers Zalando um 3 Prozent. Negativ für die Stimmung werteten Händler eine Senkung der Jahresziele durch den Online-Händler von Designer-Mode Farfetch . Dessen Papiere brachen im vorbörslichen US-Handel um fast 43 Prozent ein.

Am Index-Ende ging es in dem trüben Umfeld für die Aktien des Pharma- und Laborausrüsters Sartorius am deutlichsten nach unten, sie fielen um 3,9 Prozent. Unter den wenigen Gewinnern im Dax erholten sich die Papiere des Rüstungskonzerns und Automobilzulieferers Rheinmetall mit plus 0,3 Prozent etwas von ihren jüngsten Verlusten.

An der Spitze des Nebenwerteindex SDax schnellten die Anteilsscheine des kriselnden Softwareanbieters Suse um 60 Prozent auf 15,37 Euro nach oben. Mehrheitsaktionär EQT Private Equity kündigte ein öffentliches Übernahmeangebot für die ihm noch nicht gehörenden 20,9 Prozent der Anteilscheine an. Der Preis liegt bei 16 Euro je Aktie und beinhaltet eine von Suse an alle Aktionäre zu zahlende Interimsdividende. Diese dient der Finanzierung des Angebots und hängt daher von der Anzahl der angedienten Papiere ab. Allerdings: EQT hatte beim Börsengang im Jahr 2021 noch 30 Euro je Aktie eingenommen.

Der Euro wurde zuletzt zu 1,0853 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Donnerstag auf 1,0900 (Mittwoch: 1,0916) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9174 (0,9161) Euro. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,70 Prozent am Vortag auf 2,63 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,29 Prozent auf 123,69 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,50 Prozent auf 131,41 Punkte zu./la/stk

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx