FRANKFURT (dpa-AFX) - Die jüngste Erholung am deutschen Aktienmarkt ist schon wieder Geschichte. Der Dax fiel Mittwoch sogar kurzzeitig unter 13 000 Punkte. "Die Verunsicherung an den Finanzmärkten bleibt, und den meisten Marktteilnehmern ist klar, dass sich die aktuelle Gemengelage nicht schnell ändern wird", kommentierte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect. Die Stimmung sei angesichts von Inflations- und Konjunktursorgen anfällig und neue Impulse nötig. "Die könnten mit dem baldigen Beginn der Berichtssaison entstehen."

Am Nachmittag büßte der Leitindex 2,16 Prozent auf 13 005,37 Punkte ein und reagierte damit auf einen schwach erwarteten Börsenstart an der Wall Street. Der MDax der mittelgroßen Werte gab um 2,22 Prozent auf 26 900,86 Zähler nach und auch an Europas Börsen im Allgemeinen wurden spürbare Verluste verbucht.

Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets, verwies für die erneut hochkochenden Wirtschafts- und Rezessionssorgen auch auf die fallenden Ölpreise. Sie spiegelten die Ängste der Anleger ebenfalls wider. "Solange das Damoklesschwert Rezession über dem Aktienmarkt schwebt, dürfte jede noch so kleine Erholung schnell wieder zunichtegemacht werden", konstatierte er. Für den Dax sieht Molnar nun wieder die Gefahr, dass das Tief im März bei 12 500 Punkten getestet werden könnte.

Bevor in Kürze Fed-Chef Jerome Powell vor dem Bankenausschuss des Senats spricht, was angesichts der jüngsten kräftigen Leitzinsanhebung in den USA von vielen Investoren genau verfolgt werden dürfte, standen hierzulande nur wenige Unternehmen mit Kursgewinnen im Blick.

Im 40 Werte umfassenden Dax waren es gerade einmal zwei: Der als defensiv, und damit weniger konjunkturanfällig geltende Konsumgüterhersteller Beiersdorf mit plus 1,0 Prozent sowie die ebenfalls als defensiv geltende Deutsche Telekom , die um 0,5 Prozent stieg. BASF dagegen war Schlusslicht mit minus 5,5 Prozent. Laut Vorstandschef Martin Brudermüller muss sich der Chemiekonzern nach einem guten ersten Halbjahr auf schwierigere Zeiten einstellen, wie er während einer Branchenveranstaltung sagte.

Die Anteile von Salzgitter hielten mit minus 14,2 Prozent die rote Laterne im SDax . Eine Branchenstudie der US-Bank JPMorgan belastete. Analyst Luke Nelson stufte die Aktie des Stahlunternehmens von "Neutral" auf "Underweight" ab und senkte das Kursziel von 44,00 auf 31,60 Euro. Dabei verwies er auf deutlich gesunkene Preise und eine rückläufige Ertragskraft. Die Lagerbestände in Europa und China seien recht hoch und die Wirtschaftsaussichten mau. Im Gefolge gaben auch Thyssenkrupp um 9,5 Prozent nach. Das Papier des Industriekonzerns litt zudem auch unter dem nun vom Europäischen Gerichtshof bestätigten Verbot der Stahlfusion mit Tata Steel. Thyssenkrupp wollte im Mai 2019 seine Stahlsparte mit der von Tata fusionieren, was allerdings am Widerstand der Brüsseler Wettbewerbsbehörde gescheitert war. Dagegen hatte das Unternehmen Klage eingereicht.

Um 6,5 Prozent abwärts ging es zudem für Flatexdegiro . Tags zuvor hatte der Online-Broker über einen erwarteten Rückgang der Kunden-Aktivität in diesem Jahr informiert. Mit dem aktuellen Kursniveau von rund 9,50 Euro waren die Anleger letztmals im Sommer 2020 konfrontiert. Vor einem Jahr noch wurden die Papiere als Profiteur der zu diesem Zeitpunkt gut laufenden Börsen nahe 30 Euro gehandelt.

Hugo Boss stemmten sich indes mit plus 0,8 Prozent gegen den negativen Trend am Aktienmarkt. An diesem Morgen hatte die britische Frasers Group mitgeteilt, ihre strategische Beteiligung an dem Modeunternehmen kürzlich erneut aufgestockt zu haben.

Der Euro kostete am frühen Nachmittag 1,0519 US-Dollar, nachdem er am Vormittag unter die Marke von 1,05 Dollar gefallen war. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,0550 Dollar festgelegt. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 1,64 Prozent am Vortag auf 1,60 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,33 Prozent auf 131,51 Punkte. Der Bund-Future legte um deutliche 1,07 Prozent auf 144,91 Punkte zu./ck/nas

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx