FRANKFURT (dpa-AFX) - Der geldpolitische Kurs der US-Notenbank (Fed) zur Bekämpfung der Inflation ist am Donnerstag an den Börsen gut angekommen. Die Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) am Nachmittag über ihre Geldpolitik änderten an der guten Laune der Investoren zugleich kaum etwas. Der Dax kletterte um 1,47 Prozent auf 15 703,32 Zähler nach oben. Der Weg zu weiteren Gewinnen könnte damit frei sein, denn bereits am Vormittag hatte der deutsche Leitindex die wichtigsten charttechnischen Hürden für den kurz- bis langfristigen Trend hinter sich gelassen.

Der MDax der mittelgroßen Börsentitel gewann am Nachmittag 1,04 Prozent auf 34 689,66 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte um 1,67 Prozent auf 4229,26 Punkte zu.

In den USA will die Fed schneller als bisher beabsichtigt aus ihrer extrem lockeren Geldpolitik aussteigen und deutete für das kommende Jahr drei Zinserhöhungen an. Damit können die Anleger nun planen. Die Unsicherheit weicht. Wie Analystin Birgit Henseler von der DZ Bank kommentierte, steigt das Leitzinsniveau in den USA zwar "schneller, auf lange Sicht aber nicht höher". Das bis Ende 2024 erwartete Zinsniveau habe sich kaum verändert. Die Notenbanker wollten "lieber früher handeln", um später "nicht länger und aggressiver auf der Bremse stehen zu müssen".

Zur Europäischen Zentralbank dagegen schrieb Volkswirt Michael Heise vom Vermögensverwalter HQ Trust: "Die Beschlüsse der EZB sind allenfalls eine geringfügige Korrektur an einer weiterhin sehr expansiven Politikausrichtung. Dämpfende Auswirkungen auf die Inflationsrate sind davon nicht zu erwarten." Entsprechend habe sich die EZB von der Politik der Fed abgesetzt. Wie erwartet läuft die weitere Aufstockung des Pandemie-Notfallankaufprogramm Pepp im März 2022 aus. Fällig werdende Anleihen werden aber bis mindestens Ende 2024 reinvestiert. Dem bestehenden Kaufprogramm APP wird indes wieder eine größere Bedeutung zugemessen.

Größter Gewinner im Dax war die Aktie von Airbus mit plus 3,7 Prozent. Der Flugzeugbauer stach den US-Rivalen Boeing aus und ergatterte einen Großauftrag in Australien. Zudem gab es eine positive Analystenstudie der Credit Suisse, die in der Frachtnachfrage einen Kurstreiber sieht, die mögliche Sorgen mit Blick auf Großraumflugzeuge zerstreuen dürfte.

Adidas gewannen 1,7 Prozent. Der Sportartikelhersteller will über mehrere Jahre eigene Aktien im Wert von bis zu vier Milliarden Euro kaufen.

Im MDax stiegen die Anteile von Jungheinrich an die Index-Spitze mit plus 3,9 Prozent. Das Bankhaus Metzler bekräftigte seine Kaufempfehlung mit einem leicht auf 55 Euro angehoben Kursziel. Der Gabelstaplerhersteller dürfte die höheren Rohstoffkosten dank anziehender Preise und eigener Maßnahmen locker kompensieren können, erwartet Analyst Stephan Bauer. Auch die Nachfragetrends hält er für ermutigend.

Unter den kleineren Börsentiteln verloren Metro nach einem enttäuschenden Ergebnisausblick des Handelsunternehmens 8,1 Prozent. Zudem soll es für das abgelaufene Geschäftsjahr keine Dividende geben.

Die Aktien des österreichischen Technologieunternehmens S&T brachen am SDax-Ende nach Kritik der Investmentfirma Viceroy, die zum Leerverkäufer und Börsenspekulanten Fraser Perring gehört, um fast 25 Prozent ein.

Dermapharm indes stiegen nach einer erneut hochgeschraubten Gewinnprognose für 2021 mit plus 6,8 Prozent an die Index-Spitze und nahmen Kurs auf ihr Rekordhoch von Anfang November bei 91,35 Euro.

Der Euro legte am frühen Nachmittag zu und stieg auf 1,1334 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs am Mittwoch auf 1,1262 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,44 Prozent am Vortag auf minus 0,42 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,09 Prozent auf 145,43 Punkte. Der Bund-Future (März-Kontrakt) sank um 0,33 Prozent auf 173,62 Punkte./ck/mis

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx