FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt haben die Anleger auch am Donnerstag Gewinne mitgenommen. Nach einem bereits schwächeren Auftakt stand der deutsche Leitindex Dax gegen Mittag mit 0,57 Prozent im Minus bei 16 637,55 Punkten. Dabei belastete auch das abrupte Ende der Weihnachtsrally an den US-Börsen, wo der Dow Jones am Vortag nach einem weiteren Rekord im späten Handel tief ins Minus gefallen war.

Im Sog der schwachen Vorgaben aus Übersee ging es am Donnerstag für den MDax der mittelgroßen Unternehmen zuletzt um 0,87 Prozent nach unten auf 27 114,86 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte 0,59 Prozent auf 4507,28 Zähler ein.

Mit den aktuellen Kursverlusten setzt sich die Konsolidierung im deutschen Leitindex auf hohem Niveau fort. Das Börsenbarometer hatte in der Vorwoche ein Rekordhoch knapp über 17 000 Punkten markiert. Seitdem machen Anleger eher Kasse, eine größere Korrektur blieb bisher aber aus.

Dabei macht sich inzwischen auch das Fehlen vieler Marktteilnehmer vor den Weihnachtstagen bemerkbar: "Das Handelsvolumen ist stark ausgedünnt und die Volatilität weiterhin auf einem geringen Niveau", schrieb Marktbeobachter Andreas Lipkow. "Kurz vor dem langen Feiertagswochenende werden sich diese Tendenzen noch verstärken."

Anleger dürfen sich bislang immer noch über einen rund 20-prozentigen Anstieg im Dax im Börsenjahr 2023 freuen. Ein großer Teil dieser Gewinne ist der Rally seit dem Zwischentief Mitte Oktober zu verdanken. Treiber waren die Hoffnungen auf Zinssenkungen im kommenden Jahr, die durch die jüngsten Signale der US-Notenbank Fed neue Nahrung erhalten hatten.

Doch inzwischen würden die hohen Erwartungen an die Währungshüter für die Aktienmärkte zum Risiko, warnte Kapitalmarktexperte Altmann. Die stark gesunkenen Renditen an den Anleihemärkten zeigten eindrucksvoll, welch rasante Zinssenkungen die Börsianer erwarten. Sollte die Europäische Zentralbank nicht liefern, bestehe erhebliches Enttäuschungs- und Rückschlags-Risiko, so der Börsianer.

Vor allem die Kurse im stark kreditfinanzierten Immobiliensektor hatten in den vergangenen Wochen massiv von der Hoffnung auf ein niedrigeres Zinsniveau profitiert. Nun gehörte die Branche europaweit zu den größten Verlierern. Hierzulande gab der Kurs des Gewerbeimmobilien-Spezialisten Aroundtown um rund drei Prozent nach. LEG , TAG Immobilien und Deutschlands größter Vermieter Vonovia verloren bis zu 1,6 Prozent.

Ähnlich erging es den Autobauern, auch hier forderte die jüngste Kursrally im Sektor ihren Tribut. Schlusslicht im Dax waren mit minus 2,1 Prozent die Anteile an der Porsche Holding , BMW und Volkswagen verloren ähnlich stark, bei den Wolfsburgern belastete zudem ein Rückruf in den USA. Für Mercedes -Benz ging es um knapp eineinhalb Prozent nach unten.

Commerzbank -Anteile führten die erste Börsenliga an, gaben im Verlauf einen Teil ihrer Anfangsgewinne aber ab und notierten zuletzt noch 1,4 Prozent fester. Hier trieb die Aussicht auf baldige Aktienrückkäufe im Volumen von 600 Millionen Euro den Kurs. Das Institut hatte am Vorabend mitgeteilt, mit der Genehmigung der Europäischen Zentralbank (EZB) seien alle Erfordernisse erfüllt. Den Start des Rückkaufs soll nun der Vorstand Anfang Januar beschließen.

Eine Kaufempfehlung durch die Keybanc-Analysten konnte derweil den Aktien des Labordienstleisters Sartorius keinen Schwung geben. Sie knüpften mit minus 1,9 Prozent an die Schwäche vom Vortag an. Zuvor hatten sie allerdings vom Ende Oktober erreichten Zwischentief bis etwa Mitte Dezember fast zwei Drittel an Wert hinzugewonnen.

Unter den schwächsten MDax-Werten fanden sich nach der Streichung einer Kaufempfehlung von Warburg Research die Aktien des Kupferproduzenten Aurubis wieder. Dort büßten sie einen Tag nach der Veröffentlichung ihrer Geschäftszahlen rund vier Prozent ein./tav/

--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx