FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Montag seiner jüngsten Rekordjagd Tribut gezollt. Nach der ereignisreichen Vorwoche heiße es für die Anleger jetzt erst einmal Atemholen, schrieben die Experten der italienischen Bank Unicredit. Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets sorgt sich, dass der Dax-Rekord ein Strohfeuer bleiben und der Index in eine "längere Ruhephase mit leichten Abwärtstendenzen" rutschen könnte. Zudem habe die Gewinnwarnung von Sartorius für einen Stimmungsdämpfer gesorgt.

Der deutsche Leitindex weitete seine anfänglichen Verluste aus und sank zuletzt um 0,80 Prozent auf 16 226,95 Punkte. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es um 0,99 Prozent auf 27 208,13 Punkte bergab, während der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um 0,53 Prozent auf 4371,59 Zähler nachgab.

Am Freitag hatte der Dax eine starke Woche mit dem erstmaligen Anstieg über die Marke von 16 400 Punkten gekrönt. Die vorangegangenen Leitzinsentscheidungen der US-Notenbank Fed sowie der Europäischen Zentralbank (EZB) waren wie von Ökonomen erwartet ausgefallen und hatten den Dax tendenziell gestützt - obwohl die Fed etliche Anleger mit Hinweisen auf die Zahl möglicher weiterer Zinserhöhungen im weiteren Jahresverlauf negativ überrascht hatte.

Experte Molnar bereitet der Zeitpunkt des neuen Dax-Rekords am großen Verfallstag etwas Kopfzerbrechen: "Statt überzeugter Käufer, die das aktuelle Niveau durchaus noch nicht als zu hoch ansehen, könnten also lediglich Eindeckungen von Short-Positionen am Terminmarkt für diese Bewegung verantwortlich gewesen sein." Molnar spielt damit darauf an, dass es zu den großen Verfallstagen an den Terminbörsen oft heftige Kursschwankungen gibt. Dahinter stehen Marktteilnehmer, deren Frist zur Verwirklichung ihrer Derivategeschäfte abläuft. Vor allem größere Fonds- oder Vermögensverwalter versuchen vorher, die Kurse auf jene Preise zu treiben, zu denen sie an der Terminbörse engagiert sind.

Zum Wochenauftakt blieb das Handelsvolumen übersichtlich, auch weil wegen eines Feiertags in New York nicht gehandelt wird. Somit fallen die US-Börsen als Taktgeber aus - sie hatten am Freitag unter moderaten Gewinnmitnahmen gelitten.

Die Aktien von Dax-Schlusslicht Sartorius sackten nach der Senkung der Umsatz- und Margenziele um fast 16 Prozent auf den tiefsten Stand seit rund einem Jahr ab. Zu schaffen machen dem Pharma- und Laborausrüster der anhaltende Abbau von Lagerbeständen bei Kunden nach der Corona-Pandemie sowie eine allgemein schwache Nachfrage. Für JPMorgan-Analyst Richard Vosser steht nun die Erreichbarkeit der Ziele für 2025 infrage, obwohl Sartorius an diesen festhält.

BASF zeigten sich mit einem Minus von 2,6 Prozent auf 44,52 Euro beeindruckt davon, dass die Bank HSBC ihre Kaufempfehlung für die Titel des Chemiekonzerns aufgegeben hat und nur noch eine "Hold"-Empfehlung ausspricht. Sie notieren damit etwas unter dem von 57 auf 46 Euro gesenkten Kursziel.

Dagegen übernahmen MTU und Airbus mit Kursgewinnen von 4,3 beziehungsweise 0,5 Prozent vordere Plätze im Dax. Der Triebwerkshersteller MTU überzeugte die Anleger mit seinem angehobenen Gewinnziel für das laufende Jahr. Vom Analysehaus Jefferies hieß es, eine Anhebung der Prognose habe man erwartet, aber eher erst mit den Zahlen für das erste Halbjahr. Derweil machte der Flugzeugbauer Airbus kurz vor Beginn der Luftfahrtmesse in Le Bourget bei Paris Hoffnung auf ähnlich gute Geschäfte wie vor der Corona-Pandemie.

Die Aktien von Beiersdorf zogen um ein Prozent auf 121,75 Euro an, nachdem die französische Großbank Societe Generale sie gleich doppelt von "Sell" auf "Buy" hochgestuft hatte. Das Kursziel stockte Analyst David Hayes von 112 auf 139 Euro auf. Der Onlinebroker Flatexdegiro war nach einer neuen Kaufempfehlung der Investmentbank Oddo BHF mit plus 6,2 Prozent Spitzenreiter im Nebenwerte-Index SDax .

Am deutschen Aktienmarkt traten an diesem Montag zudem die von der Deutschen Börse vorgenommenen Index-Änderungen in Kraft. Unter den MDax-Aufsteigern zählten der Online-Arzneimittelhändler Redcare Pharmacy (ehemals Shop Apotheke) und der Anlagenbauer Krones mit Kursaufschlägen von rund zwei beziehungsweise 0,9 Prozent direkt zu den größten Gewinnern.

Der schon am Freitag wenig bewegte Euro kam erneut kaum von der Stelle und notierte zuletzt bei 1,0925 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,0966 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stagnierte die Umlaufrendite bei 2,56 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,04 Prozent auf 124,61 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,53 Prozent auf 132,49 Punkte./gl/men

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx