FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat seine Vortagesverluste am Mittwoch deutlich ausgeweitet. Inflations- und Rezessionssorgen machten sich nach Äußerungen von US-Notenbank-Vertretern zunehmend breit. Der Verkaufsdruck stieg bis zum frühen Nachmittag, denn auch an den US-Börsen werden weitere Verluste erwartet. Zudem gab es hierzulande enttäuschende Auftragsdaten für die Industrie, während die Erzeugerpreise in der Eurozone erneut mit Rekordgeschwindigkeit stiegen.
Rund eine Dreiviertelstunde vor dem US-Börsenstart sank der Dax um 2,07 Prozent auf 14 125,87 Punkte. Am Vortag war er kurz über 14 600 Punkte geklettert, bevor er nachgab. Nun fiel das deutsche Börsenbaromater wieder unter die 21-Tage-Linie, die es vor der US-Leitzinsentscheidung Mitte März überwunden hatte. Sie signalisiert charttechnisch interessierten Anlegern den kurzfristigen Trend.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab am Nachmittag 2,30 Prozent nach. Der MDax , der Index der mittelgroßen Unternehmen an der deutschen Börse, sank um 2,58 Prozent auf 30 737,52 Zähler.
Nach jüngsten Aussagen von Vertretern der US-Notenbank (Fed) mehrten sich laut Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners die Bedenken, dass die anstehende Verringerung der Fed-Bilanz noch nicht vollständig in den Kursen eingepreist sein könnte. Insbesondere Fed-Direktorin Lael Brainard fand mit ihren Worten Beachtung, denn angesichts der hohen Inflation sprach sie sich am Vortag für eine rasche geldpolitische Normalisierung aus. Ihre Worte haben Gewicht, da sie die designierte Vizechefin der Fed ist.
Am Abend veröffentlicht die Fed zudem ihre Mitschrift zur jüngsten Zinssitzung. Fachleute rechnen mit Hinweisen auf das Tempo der künftigen geldpolitischen Straffung und zur erwarteten Verringerung der billionenschweren Notenbankbilanz. Hier sprach sich Brainard für eine zügige Verringerung beginnend im Mai aus.
Unternehmensnachrichten hierzulande gab es nur vereinzelt. Im Dax litten nach den jüngsten Kursgewinnen die Aktien der einstigen Corona-Krisengewinner Delivery Hero und Hellofresh unter neuerlichen Verlusten. Mit minus 6,2 Prozent für den Essenslieferanten und minus 7,1 Prozent für den Kochboxen-Lieferanten waren sie die Schlusslichter.
Im MDax wurden Ströer-Aktien abgestoßen und sackten zeitweise auf den tiefsten Stand seit Mai 2020. Zuletzt ging es um 6,6 Prozent abwärts. HSBC-Analyst Christopher Johnen rechnet mit konjunkturellem Gegenwind und stufte die Aktie auf "Hold" mit einem auf 70 Euro gesenkten Kursziel ab.
Thyssenkrupp büßten 6,4 Prozent ein. Ein Börsianer verwies auf Aussagen von Vorstandschefin Martina Merz, dass der Industriekonzern wegen des Kriegs in der Ukraine unter erheblichem Druck stehe, da die Lieferketten unterbrochen seien.
Die Aktie des Flughafenbetreibers Fraport gab die Gewinne vom Morgen ab und sank um 0,7 Prozent. Während die US-Investmentbank Goldman Sachs das Papier auf "Buy" hochstufte und ein erhebliches Wachstumspotenzial für das regulierte Geschäft sieht, senkte die Deutsche Bank das Papier auf "Hold". Wirtschaftliche und politische Unsicherheiten sowie hohe Treibstoffpreise erforderten ein selektives Vorgehen, hieß es.
Der Euro kostete am Nachmittag 1,0913 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,0969 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,45 Prozent am Vortag auf 0,54 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,18 Prozent auf 138,05 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,52 Prozent auf 157,04 Punkte nach./ck/jha/
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx