FRANKFURT (dpa-AFX) - Russlands Militäroffensive gegen die Ukraine hat den Aktienmärkten am Donnerstag einen weiteren schweren Schlag versetzt. Der Dax ging auf Talfahrt und sackte unter die psychologisch wichtige Marke von 14 000 Punkten. Ein Erholungsversuch währte nicht lange.

"Es herrscht Krieg in Europa", kommentierte Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners. Dabei treffe die russische Invasion die Börsen zwar nicht unvorbereitet, "trotzdem laufen Schockwellen durch die Kapitalmärkte". Und obwohl eine Panikreaktion bislang ausblieb, sind sich die Marktexperten einig, dass die Nervosität extrem hoch ist, zumal nun befürchtet wird, dass die Inflation wegen weiter anziehender Energiepreise ebenfalls weiter steigen wird.

Das deutsche Börsenbarometer Dax fiel am Nachmittag um 5,27 Prozent auf 13 860,92 Punkte. Der MDax der mittelgroßen Werte büßte 5,01 Prozent auf 30 290,68 Punkte ein. Europaweit wurden ebenfalls starke Verluste an den Börsen verzeichnet, während Gold, Staatsanleihen oder Währungen wie der Yen oder US-Dollar zulegten.

Der Euro sackte erstmals seit Ende Januar wieder unter 1,12 US-Dollar und kostete am Nachmittag 1,1166 Dollar. Tags zuvor noch hatte die Europäische Zentralbank den Referenzkurs auf 1,1344 Dollar festgesetzt. Am deutschen Rentenmarkt stiegen die Kurse deutscher Bundesanleihen kräftig. Die Umlaufrendite fiel im Gegenzug von 0,13 Prozent am Vortag auf 0,03 Prozent. Der Rentenindex Rex zog um 0,51 Prozent hoch auf 142,04 Punkte. Der Bund-Future sprang um 0,78 Prozent auf 167,26 Punkte nach oben. Auch Gold war gefragt.

Im Sog des Konflikts um die Ukraine war der Dax bereits in den vergangenen Tagen unter Druck geraten. Das Minus seit Jahresbeginn summiert sich inzwischen auf bald 13 Prozent, während es 2021 noch ein Plus von knapp 16 Prozent gegeben hatte. Ein weiterer Grund für die Korrektur im bisherigen Jahresverlauf ist neben der Ukraine die zunächst in den USA anstehende Zinswende infolge der hohen Inflation.

Vor dem Hintergrund der russischen Invasion der Ukraine samt der durch die Nato aktivierten Verteidigungspläne für Osteuropa fanden Unternehmensberichte nur begrenztes Anleger-Interesse. Aus dem Dax, in dem unter den 40 Unternehmen kein einziges im Plus notierte, berichteten die Deutsche Telekom und Heidelbergcement über das abgelaufene Jahr. Die T-Aktie gab daraufhin um 6,4 Prozent nach und die Anteile des Baustoffherstellers um 7,7 Prozent.

Schlusslicht allerdings waren die Aktien der Deutschen Bank mit einem zehnprozentigen Minus. Ähnlich schwach zeigten sich die Commerzbank-Aktien im MDax. Bankwerte hatten zuletzt stark von der Aussicht auf höhere Zinserträge profitiert. Womöglich könnten die Notenbanken sich angesichts des Krieges nun aber ein wenig zurückhalten. Im Fokus stehen zudem weitere Sanktionen des Westens gegen Russland. So war zuletzt auch ein Ausschluss Russlands auf dem internationalen Zahlungsverkehrssystem Swift im Gespräch. Das könnte auch westliche Banken vorübergehend belasten.

Die Aktie des in Russland tätigen Stromerzeugers Uniper , brachen um 17,5 Prozent ein. Uniper ist außerdem Mitfinanzierer der auf Eis gelegten Gaspipeline Nord Stream 2.

Zu den wenigen Gewinnern zählten indes die Aktien von Rüstungsunternehmen. Rheinmetall zogen um 3,5 Prozent hoch. Außerhalb der Dax-Familie sprangen die aus Airbus hervorgegangenen Rüstungsaktien Hensoldt um 11 Prozent nach oben, denn Anleger setzen nun auf höhere Rüstungsausgaben der Europäer.

Aixtron eroberten im Handelsverlauf dank des positiv aufgenommenen Quartalsberichts des Chipindustrie-Ausrüsters die MDax-Spitze mit plus 4,4 Prozent. Unisono wurden am Markt das Zahlenwerk und die Geschäftsperspektiven gelobt./ck/mis

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx