FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt sind die Investoren vor wichtigen US-Inflationsdaten am Mittwoch in Deckung geblieben. Der Dax weitete seine Vortagesverluste bis zum Mittag wieder aus und stand zuletzt mit 0,58 Prozent im Minus bei 15 625,06 Punkten. Damit rückt nunmehr das Vorwochentief bei 15 577 Punkten näher.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmenswerte verlor 0,47 Prozent auf 26 962,21 Zähler. In Europa gab der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 0,68 Prozent auf 4213,61 Zähler nach.

Die Anleger sind wegen der Veröffentlichung der Daten zur Teuerung in den USA nervös, da sie als wichtige Hinweise für die in der kommenden Woche anstehende Leitzinsentscheidung der US-Notenbank Fed gelten.

In den USA sei die Gesamtteuerungsrate in den letzten Monaten deutlich zurückgekommen, was zum Teil auch einem Basiseffekt zugeschrieben werden könne, schrieben unterdessen die Analysten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Im August dürfte die Inflation aber vor allem wegen der gestiegenen Ölpreise zugelegt haben. Die Markterwartung belaufe sich auf 3,6 Prozent nach 3,2 Prozent im Juli. Mit einer Überraschung nach oben rechnen die Experten nicht.

Doch zunächst entscheidet vor der Fed an diesem Donnerstag die Europäische Zentralbank (EZB), ob sie das Zinsniveau weiter anhebt oder nicht. Mit Blick auf dieses Spitzenereignis agierten die Investoren in den vergangenen Handelstagen äußerst defensiv. Risiken würden größtenteils ausgeklammert, hieß es von Börsianern. Denn selten war am Markt so umstritten wie diesmal, wie die Notenbanker entscheiden werden.

Auf Unternehmensseite standen die Sportartikelhersteller kräftig unter Druck: Anleger nutzten die guten Zahlen des spanischen Textilkonzerns Inditex für Gewinnmitnahmen auch im breiteren Konsumgütersektor. Adidas rutschten nach ihrem bisher guten Lauf in diesem Jahr auf ein Tief seit Mitte Juli ab, zuletzt verloren sie 3,6 Prozent. Anteile am Konkurrenten Puma gaben 2,4 Prozent nach. Die dagegen schwach gelaufenen Papiere des Online-Händlers Zalando verloren nur moderat.

Autowerte gehörten dagegen zu den größeren Gewinnern im Dax, nachdem die EU angekündigt hatte, eine Untersuchung wegen staatlicher Unterstützung für Elektroautos aus China einzuleiten. "Der Preis dieser Autos wird durch riesige staatliche Subventionen künstlich gedrückt - das verzerrt unseren Markt", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Mittwoch im Europaparlament in Straßburg. Das sei nicht akzeptabel. Die Weltmärkte würden von billigeren chinesischen Elektroautos überschwemmt.

Auch die deutschen Hersteller haben mit der zunehmenden chinesischen Konkurrenz zu kämpfen. Die zunächst deutlichen Kursgewinne im Sektor hatten zwischenzeitig den Dax etwas gestützt, bröckelten dann aber wieder weitgehend ab. Aktien der Porsche AG blieb ein Plus von 0,7 Prozent gefolgt von Volkswagen -Vorzügen mit einem halben Prozent Zuwachs. Anteilsscheine an BMW und Mercedes-Benz notierten zuletzt nur noch moderat im grünen Bereich.

Bayer -Aktien gaben deutlich nach und fielen mit einem Minus von mehr als drei Prozent auf ein Tief seit zwei Monaten. Für Belastung sorgte ein skeptischer Kommentar der US-Bank JPMorgan , die den Papieren des Agrarchemie- und Pharmakonzerns den Status "Negative Catalyst Watch" verlieh. Analyst Richard Vosser drückt damit seine kurzfristig skeptische Kursprognose aus. Er rechnet 2024 nur mit einem geringen Wachstum, die Markterwartungen hält er für zu hoch.

Im MDax verteuerten sich Teamviewer -Papiere um fast zweieinhalb Prozent. Damit honorierten die Anleger die Aussichten des Unternehmens, denn das Ende als Hauptsponsor des Fußballclubs Manchester United ab nächster Saison (2024/25) wird sich positiv auf die Profitabilität des Softwareanbieters auswirken.

Die Papiere von Knorr-Bremse setzten dagegen ihre jüngste Talfahrt mit einem Abschlag von fast drei Prozent weiter fort. Auch hier verwiesen Börsianer auf einen skeptischen Analystenkommentar, in diesem Fall von der britischen Bank Barclays.

In den hinteren Börsenreihen schossen Morphosys zeitweise mit mehr als sechs Prozent Aufschlag auf den höchsten Stand seit Anfang 2022. Den Anlegern gefiel das beschleunigte US-Zulassungsverfahren für ein Mittel der Bayern gegen Gebärmutterkrebs. Dagegen enttäuschte die Umsatzprognose des Online-Gebrauchtwagenhändlers Auto1 die Investoren und sorgte für ein Kursminus von fast zwei Prozent.

Nach dem Kursfeuerwerk der vergangenen Tage zogen HHLA -Papiere zur Wochenmitte noch um fast die Hälfte an, denn die Investoren positionierten sich nun für einen möglichen Bieterwettkampf um den Hamburger Hafenbetreiber. Während zunächst der Einstieg der Reederei MSC für Fantasie gesorgt hatte, wurde nach einem Medienbericht über ein Gegengebot des Logistik-Unternehmers Klaus-Michael Kühne spekuliert. Die HHLA-Aktien haben binnen sechs Tagen ungefähr 70 Prozent hinzugewonnen/tav/ngu

--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx