FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Stimmung am deutschen Aktienmarkt ist nach dem jüngsten Kursrutsch weiter angeschlagen. Der Leitindex Dax , dem der sechste Verlusttag in Folge droht, präsentierte sich am Donnerstag wenig verändert. Zuletzt notierte er aber geringfügig im Plus bei 15 221,87 Punkten. Das Börsenbarometer bewegt sich aktuell auf dem Niveau von Ende März.

Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es um 0,35 Prozent auf 25 539,46 Zähler nach unten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stagnierte nahezu.

Auf den Börsen lastet aktuell vor allem die massive Verunsicherung hinsichtlich der Zinspolitik der US-Notenbank. Die Rendite auf US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit erreichte einen weiteren Höhepunkt seit 2007. Verzinste Anlagen sind längst wieder zu einer Alternative geworden. Und angesichts der weiter steigenden Ölpreise erscheint eine weitere Zinserhöhung in den USA möglich, um die Inflation zu bekämpfen.

Auch in Europa könnte der Zinsgipfel noch nicht ganz erreicht sein: "Seit der Sitzung der Europäischen Zentralbank vor zwei Wochen sind die Erwartungen bezüglich weiterer Zinserhöhungen tendenziell gestiegen, obwohl die konjunkturellen Perspektiven in der Eurozone eher getrübt sind", schrieben die Analysten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Vonseiten der Währungshüter gebe es zwar keine einheitlichen Stellungnahmen. Letztlich werde ein zusätzlicher Schritt aber nicht ausgeschlossen und vor einer zu schnellen Abkehr vom restriktiven Kurs gewarnt.

Entscheidend für die Geldpolitik ist den Helaba-Experten zufolge die Frage, ob sich der Trend der tendenziell zurückgehenden Inflationsraten fortsetzt. Vor diesem Hintergrund spielten neue Preisdaten eine große Rolle.

Wie am Vormittag bekannt wurde, stieg in Spanien die Inflation im September weiter. Damit hat sich die Teuerung in dem Land den dritten Monat infolge verstärkt. Im Tagesverlauf stehen nach ersten Signalen auf Bundesländerebene noch die vorläufigen Verbraucherpreise in Deutschland zur Veröffentlichung an, am Freitag rückt die Schnellschätzung der Inflation im Euroraum in den Fokus.

Hierzulande blickten die Anleger auf den erfolgreichen Start der Pharmasparte des Mainzer Spezialglasherstellers Schott an der Börse. Die Papiere von Schott Pharma zogen in den ersten Minuten bis auf 30,42 Euro an. Auch das bisherige Tagestief lag mit 29,40 Euro deutlich über dem Ausgabepreis von 27 Euro.

Die im August 2022 ausgegliederte Pharmasparte des Mainzer Schott-Konzerns stellt unter anderem Spritzen aus Glas und Spezialglaskunststoff, Ampullen und Fläschchen für den Medizinbereich her. Infolge des soliden Börsenstarts legten die Papiere des Branchenkollegen Gerresheimer im MDax um 0,8 Prozent zu.

Die Talanx-Aktien profitierten mit plus 2,8 Prozent von einer Kaufempfehlung der Privatbank Berenberg. Das Geschäftsmodell der Kernsparte Erstversicherung sei hervorragend und habe die Phase der Umstrukturierung, der Stärkung der Reserven sowie der Reorganisation erfolgreich abgeschlossen, schrieb Analyst Michael Huttner.

Unter den größten Verlierern im MDax büßten die Anteilsscheine von Lanxess 3,6 Prozent ein. Die Analystin Priyanka Patel von der Bank UBS stellte die Anleger in ihrem Ausblick auf den Quartalsbericht auf eine mögliche Senkung der Jahresziele bei dem Spezialchemiekonzern ein. Der Ergebnisdruck halte angesichts schwacher Volumina und begrenzter Preisoptionen an. Man habe nämlich da Marktanteile eingebüßt, wo Wettwerber sich für höhere Volumina zulasten der Preise entschieden hätten./la/tih

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx