FRANKFURT (dpa-AFX) - Höhere US-Verbraucherpreise als erwartet haben den deutschen Aktienmarkt am Dienstag spürbar belastet. Der Dax , der bereits zum Handelsstart wieder unter die Marke von 17 000 Punkten gerutscht war, verlor am Nachmittag 0,90 Prozent auf 16 885,02 Punkte. Der MDax der mittelgroßen Werte sackte sogar um 1,75 Prozent auf 25 637,95 Punkte ab.

Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets hatte bereits zuvor gewarnt, dass die Inflationsdaten den Markt deutlich bewegen könnten, da sie ein entscheidender Faktor für die geldpolitische Richtung der US-Notenbank Fed sind. Zwar schwächte sich die Teuerung im Januar ab, aber nur auf 3,1 Prozent statt auf die erwarteten 2,9 Prozent. Die Hoffnungen auf rasche und deutliche Zinssenkungen erhielten mit diesen Daten einen weiteren Schlag. Notenbanker der Fed hatten allerdings zuletzt bereits allzu hochgesteckte Erwartungen mit Verweis auf die ungewisse Inflationsentwicklung gedämpft.

Die überraschend besseren ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland waren zugleich keine Stütze für den deutschen Aktienmarkt. Wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mitteilte, verbesserten sich die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten im Februar den siebten Monat in Folge. Die Experten der niederländischen Großbank ING sahen in den Stimmungsdaten "Anzeichen von Optimismus". Der Anstieg zeige, "dass es noch Licht am Ende eines sehr langen Tunnels gibt", schrieben sie.

Im Dax setzte die Rheinmetall-Aktie ihren Rekordlauf fort und stieg zuletzt um 4,0 Prozent. CDU-Verteidigungsexperte Roderich Kiesewetter forderte in der "Süddeutschen Zeitung" eine Verdreifachung des Bundeswehr-Sondertopfs auf 300 Milliarden Euro, um die Bundeswehr konkurrenzfähig zu machen. Ein Sprecher der Unionsfraktion sagte unterdessen der Deutschen Presse-Agentur: "Der Vorschlag von Herrn Kiesewetter ist nicht Meinung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion." Hensoldt wurden dennoch mitgezogen und stiegen um 5,2 Prozent. Börsenneuling Renk gewannen sogar 15 Prozent.

Der Anteilsschein des Waferherstellers Siltronic sackte unterdessen um 7,0 Prozent ab. Wegen einer anhaltend schwachen Nachfrage erwartet der MDax-Konzern einen deutlichen Rückgang des operativen Gewinns, einen stagnierenden Umsatz und eine Verdopplung der Abschreibungen. Ein Händler sprach von einer "großen Enttäuschung", da 2024 keine Besserung zu erwarten sei und obendrein die Dividende für 2023 deutlich gekürzt wurde.

Im SDax erholten sich Norma Group mit plus 4,0 Prozent. Das Schlussquartal des Verbindungstechnik-Spezialisten war besser als erwartet ausgefallen. Thyssenkrupp Nucera bauten nach vorgelegten Zahlen ihre Erholungsgewinne vom Vortag aus und stiegen um 5,6 Prozent. Der Elektrolyse-Spezialist wuchs im ersten Geschäftsjahresquartal erneut kräftig.

Außerhalb der Dax-Familie sackten Tui um 7,2 Prozent ab, nachdem sie zuvor noch deutlich gestiegen waren. Der weltgrößte Reisekonzern sieht sich dank einer wachsenden Urlaubsnachfrage auf Kurs zu Geschäften wie vor der Corona-Pandemie. In den Fokus rückt zudem die Abstimmung der Aktionäre über den Abschied von der Börse in London. Sollte die erforderliche Mehrheit dafür sein, würde die Hauptnotierung nach Frankfurt zurückkehren und die Aktie hätte die Chance auf eine baldige Rückkehr in den MDax.

Der Euro gab zuletzt nach und wurde mit 1,0706 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Montagnachmittag auf 1,0773 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei 2,38 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,26 Prozent auf 125,50 Punkte. Der Bund-Future drehte und verlor 0,40 Prozent auf 133,05 Zähler./ck/jha/

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx