FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Freitag den Erholungskurs abgebrochen und seine jüngsten Verluste ausgeweitet. Der Leitindex Dax fiel bis zum Mittag um 0,64 Prozent auf 15 618,66 Punkte, bewegte sich damit aber weiter in seiner wochenlangen Handelsspanne zwischen etwa 15 500 und 16 000 Punkten. Insgesamt bleibt das Börsenbarometer vor den anstehenden geldpolitischen Entscheidungen großer Notenbanken damit auf Richtungssuche.

Auf Wochensicht steuert der Dax auf ein Minus von rund 1,4 Prozent zu. Die Anleger beobachten derzeit eine Verlangsamung des Wachstums und eine hartnäckige Inflation in der Eurozone. Insgesamt wird befürchtet, dass die Notenbanken die Zinsen noch länger hochhalten könnten. Hohe Zinsen aber lassen Aktien im Vergleich zu Anleihen in einem schlechteren Licht erscheinen.

Für den MDax der mittelgroßen Titel ging es am Freitag um 0,72 Prozent auf 26 966,25 Zähler nach unten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 fiel um 0,66 Prozent.

"Die Zinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank und der US-Notenbank in der nächsten beziehungsweise übernächsten Woche werfen ihre Schatten voraus", schrieben die Analysten der Landesbank Hessen-Thüringen. Konjunkturell und mit Blick auf die Inflationsperspektiven sei das Bild sowohl dies- als auch jenseits des Atlantiks gemischt. Vor allem in Deutschland und Europa hätten sich die wirtschaftlichen Perspektiven jüngst getrübt, wohingegen die Inflationsraten zwar anscheinend den Zenit überschritten hätten, aber noch nicht deutlich zurückgefallen seien.

In Deutschland hält sich die Teuerung trotz eines erneuten Rückgangs hartnäckig über der Marke von 6 Prozent. Im August lagen die Verbraucherpreise um 6,1 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt errechnet hat. Die Wiesbadener Behörde bestätigte damit ihre Schätzung.

"Die Inflationsrate bleibt weiterhin auf einem hohen Niveau", ordnete die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, Ruth Brand, ein. "Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln und Energie liegen oberhalb der Gesamtteuerung und halten die Inflationsrate hoch." Insofern sorgte zum Wochenschluss auch die Meldung für Katerstimmung, dass ein Streik in einer Flüssiggasanlage in Australien den europäischen Gaspreis nach oben trieb.

In dem trüben Umfeld gerieten unter anderem die konjunktursensiblen Chemiewerte europaweit und auch hierzulande unter Druck. Im Dax büßten die Aktien von BASF 2,8 Prozent ein.

Die Anteilsscheine von SAP schwammen gegen den Strom und legten um 0,37 Prozent auf 130,74 Euro zu. Im Chart ist der Weg zum Rekordhoch aus dem Jahr 2020 bei gut 143 Euro frei. Tags zuvor gab SAP bekannt, dass die Software-Management-Firma LeanIX übernommen werden soll. Laut dem Experten Michael Briest von der Bank UBS soll mit den Lösungen der Bonner den SAP-Kunden der Wechsel in die Cloud erleichtert werden.

Unter den weiteren Einzelwerten trieb Analystenlob der US-Investmentbank Bank of America die Aktien von CTS Eventim an. Die Papiere des Ticketvermarkters stiegen um knapp vier Prozent und waren damit der klare Gewinner im MDax./la/stk

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx