FRANKFURT (dpa-AFX) - Zins- und damit auch Konjunktursorgen haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt weiter fest im Griff. Das am Vorabend veröffentlichte Sitzungsprotokoll der US-Notenbank Fed hatte die Erkenntnis gebracht, dass die Tür für weitere Zinserhöhungen offen bleibt. Der hiesige Leitindex Dax notierte am Donnerstagmittag 0,16 Prozent im Minus bei 15 764,38 Punkten, nachdem er im frühen Handel auf das Niveau von Mitte Juli abgesackt war.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen büßte 0,69 Prozent auf 27 624,54 Punkte ein. Der Eurozonen-Leitbarometer EuroStoxx 50 verlor 0,44 Prozent.

"Das Protokoll der letzten Fed-Sitzung wird an den Börsen negativ aufgenommen", stellte Analyst Thomas Altmann von QC Partners fest. "Dabei hat es nicht nur schlechte Seiten". Zwar betonten die Notenbanker einmal mehr die Risiken der US-Inflation. Gleichzeitig hätten sich aber auch einzelne Fed-Mitglieder vorstellen können, die Zinsen bereits bei der vergangenen Sitzung im Juli konstant zu halten und nicht noch weiter anzuheben.

Etwas skeptischer äußerte sich Analyst Christian Henke vom Handelshaus IG: "Die Tür für weitere Zinsschritte wurde zum Leidwesen der Anleger noch nicht fest verschlossen." Angesichts der robusten Konjunkturdaten in den Vereinigten Staaten und des klaren Inflationsziels von 2 Prozent möchte die Fed das Thema Zinserhöhungen noch nicht vom Tisch nehmen. Die Hängepartie an den Märkten könnte bis zur nächsten Notenbank-Sitzung am 19. und 20. September weiter gehen.

Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege von Robomarkets, ergänzte: "Den Anlegern wird so langsam klar, dass die Zinsen lange auf dem hohen Niveau bleiben werden, bis erste Zinssenkungen auch nur von der Notenbank ins Auge gefasst werden dürften." Hohe Zinsen lassen Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Anleihen in einem schlechteren Licht erscheinen.

Banken allerdings gelten in der Regel als Profiteure einer strafferen Geldpolitik, da steigende Zinsen die Erträge erhöhen. Damit gewannen im Dax die Papiere der Commerzbank 1,1 Prozent und die der Deutschen Bank 0,7 Prozent.

Die Anteilsscheine von Adidas legten um ein Prozent zu. Laut einem Bericht des TV-Senders CNBC-TV18 ist der Schuhkonzern Bata in Gesprächen mit Adidas über eine Zusammenarbeit in Indien. Die Gespräche seien in einem fortgeschrittenen Stadium und der Rahmen der Kooperation zeichne sich ab, heißt es demnach unter Berufung auf informierte Personen. Aktien von Bata India stiegen in Mumbai um fast sechs Prozent.

Abseits der großen Indizes stiegen die Papiere von Aumann um knapp ein Prozent und profitierten damit von einem zuversichtlichen Kommentar der Privatbank Berenberg. Der Spezialmaschinenbauer mit Fokus auf Elektromobilität sei ein frühzyklisches Unternehmen und eine Wette auf das erwartete hohe Wachstum in diesem Bereich, schrieb Analystin Yasmin Steilen. Aumann dürfte in den kommenden Quartalen vom Versuch europäischer Autobauer profitieren, Marktanteile im Bereich E-Fahrzeuge zurückzugewinnen./la/mis

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx