FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Montag seiner jüngsten Erholung Tribut gezollt. Nach dem Hinweis der Europäischen Zentralbank (EZB) auf eine Zinspause stelle sich für die Anlegerschaft nun die Frage, ob die US-Notenbank Fed am Mittwoch ähnlich vorgehen werde, sagte Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Das aber sehr "mehr als ungewiss". Zudem wächst Marktbeobachtern zufolge die Unsicherheit, wie lange die Leitzinsen dies und jenseits des Atlantiks auf ihrem hohem Niveau bleiben werden.
Der deutsche Leitindex gab zur Mittagszeit 0,55 Prozent auf 15 806,00 Punkte und der MDax verlor 0,59 Prozent auf 27 155,19 Zähler.
In der Woche zuvor hatte der Dax um rund ein Prozent zugelegt und damit positiv auf die Entscheidungen der EZB reagiert. Diese hatte den Leitzins zwar erneut angehoben, aber signalisiert, dass die im vergangenen Jahr begonnene Zinsanhebung zur Bekämpfung der hohen Inflation damit beendet sein könnte. Allerdings verlor sie kein Wort darüber, wann die Zinsen wieder sinken könnten.
So gelang es dem deutschen Börsenbarometer trotz seiner Erholung bisher nicht, aus der Spanne zwischen 15 500 bis etwa 16 000 Punkten auszubrechen. Wie es weitergeht, könnte nun von der Fed am Mittwochabend entschieden werden. Aber Fed-Präsident Jerome Powell müsste sich nach Ansicht des Kapitalmarktstrategen Jürgen Molnar von RoboMarkets "schon ziemlich weit aus dem Fenster lehnen, um das positive Überraschungspotenzial des Meetings zu heben". Denn der Markt veranschlage inzwischen nur noch "ein Prozent Restwahrscheinlichkeit" für eine Zinserhöhung der US-Notenbank, schreibt Experte Stanzl.
Wichtig bleibt die Sitzung trotzdem, auch wenn von einer Zinssenkung nach wie vor keine Rede sein dürfte. Nach Molnars Ansicht ist auch nicht entscheidend, ob in diesem Jahr vielleicht noch eine Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte folgt. Der wesentliche Belastungsfaktor für die Börsen in den kommenden Monaten bleibe vielmehr "das voraussichtlich lange Verharren auf dem hohen Zinsniveau".
Unter den Einzelwerten lag zur Mittagszeit die Aktie von Fresenius an erster Stelle im Dax mit einem Plus von 0,7 Prozent. Einerseits gilt sie als defensiver Wert, also als weniger von der Wirtschaftslage abhängig als etwa Industrieaktien. Andererseits kam ihr eine DZ Bank-Studie zugute: Analyst Sven Kürten stufte das Papier von "Halten" auf "Kaufen" hoch und hob den fairen Wert von 27 auf 42 Euro an. "Die 'neue' Fresenius - also ohne FMC - ist operativ wachstumsstark und hat ein hohes Potenzial zur Schuldentilgung", schrieb er. Daher könne der Nettogewinn bis 2027 noch dynamischer steigen als das operative Ergebnis. Zugleich seien die Papiere günstig zu haben.
Munich Re stiegen um 0,6 Prozent. Die DZ Bank hatte auch über die Aktie des Rückversicherers eine positive Studie verfasst und in dieser den fairen Wert angehoben. Zudem ist das Papier seit diesem Montag nun auch im währungsgemischten Stoxx Europe 50 vertreten.
Die Aktien von Puma SE legten im MDax um 1,2 Prozent zu. Händler verwiesen darauf, dass die Ferrari-Motorsportabteilung Scuderia Ferrari den Sportartikelhersteller offenbar von 2024 an erneut als Premiumpartner ausgewählt habe.
Die Index-Veränderungen im MDax und dem SDax für kleinere Werte bewegten nur Ionos spürbar. Die Aktie des Internetdienstanbieters legte an der SDax-Spitze um 3,4 Prozent zu. Das Papier des Mutterunternehmens United Internet , das nun wieder im MDax zu finden ist, reagierte nicht auf seinen eigenen Index-Aufstieg und zeigte sich marktkonform etwas schwächer. Der Anteilsschein des Börsenneulings und Wasserstoff-Spezialisten Thyssenkrupp Nucera gab um 1,6 Prozent nach./ck/stw
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx