FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt halten vor dem mit Spannung erwarteten EZB-Leitzinsentscheid unverändert die Füße still. Am Donnerstagmittag stand der Dax Prozent mit Prozent mit minus 0,06 Prozent nahezu unbewegt bei 15 645,17 Zählern, bislang hat das Börsenbarometer in dieser Woche etwas mehr als ein halbes Prozent verloren.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmenswerte gab zuletzt 0,39 Prozent auf 26 950,24 Punkte nach. Auf europäischer Bühne ging es für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um moderate 0,10 Prozent auf 4227,64 Zähler aufwärts.

Die Europäische Zentralbank (EZB) äußert sich am frühen Nachmittag. Die Nervosität vor dem wichtigen Ereignis ist hoch: Experten sind sich so uneins wie nie, und auch an den Finanzmärkten ist die Ungewissheit groß, wie sich die Währungshüter entscheiden werden. Bei den EZB-Entscheidern selbst war zuletzt offenbar umstritten, ob es zu einer weiteren Anhebung kommt, oder die Währungshüter erstmals seit dem Sommer 2022 das aktuelle Zinsniveau beibehalten werden. Für die Notenbanker gilt es, zwischen der sich eintrübenden Konjunktur und dem nach wie vor hartnäckigen Preisauftrieb abzuwägen.

Die meisten Börsianer hoffen auf eine Zinspause. Daher sei bei einem weiteren Zinsschritt mit Enttäuschung und Verkäufen zu rechnen, schrieb Marktbeobachter Jürgen Molnar vor Robomarkets. Er geht davon aus, dass in diesem Fall der Dax sein Sommertief bei 15 450 Punkten noch zum aktuellen Handelstag, spätestens aber vor dem Wochenende erneut anlaufen dürfte.

Ralf Umlauf und Ulrich Wortberg von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) geben unterdessen zu bedenken, dass auch eine Pause nicht mit dem Ende des Zinszyklus verwechselt werden dürfe. Das restriktive Leitzinsniveau dürfte generell noch für längere Zeit erhalten bleiben, glaubt auch Finanzanalyst Christian Reicherter von der DZ Bank.

Auf Unternehmensseite landeten am Mittag bei den Einzelwerten im Dax und MDax die Windkraftanlagenbauer ganz vorne. Diese hatten bereits am Vortag von kolportierten Unterstützungsplänen der EU für die angeschlagene Branche profitiert. Nun kamen noch eine Kaufempfehlung für den Wettbewerber Vestas durch die Deutsche Bank und eine neue Order als positive Nachrichten hinzu. So holte Nordex in Spanien einen Auftrag des Agrarhandelskonzerns Baywa herein, die Papiere kletterten mit 4,6 Prozent an die MDax-Spitze. Anteile am Konkurrenten Siemens Energy führen im Dax mit fast drei Prozent Plus.

Die tags zuvor noch starken Autowerte legten hingegen europaweit den Rückwärtsgang ein, hier dürften viele Anleger schnell Kasse gemacht haben. Zudem lastete ein pessimistischer Kommentar der britischen Barclays-Bank zu BMW auf der Stimmung für den Sektor.

Analyst Henning Cosman geht unter anderem davon aus, dass die Margen beim Münchener Autobauer mit dem ersten Halbjahr ihren Höhepunkt überschritten haben sollten. Auch sorgt er sich wegen BMWs vergleichsweise hoher Abhängigkeit vom Geschäft in China, wo die Auto-Konkurrenz stark ist und zugleich die Sorgen um die Konjunktur und die Konsumausgaben zunehmen. BMW-Anteile verloren knapp zwei Prozent, bei den übrigen Autowerten reichten die Verluste bis zu drei Prozent für die Porsche AG .

Lanxess -Papiere rutschten nach einer Abstufung durch die US-Bank Morgan Stanley auf ein Tief seit 2009, zuletzt notierten sie noch mit 0,7 Prozent im Minus. Im laufenden Jahr haben die Papiere des Spezialchemiekonzerns als einer der schwächsten MDax-Werte bereits fast ein Drittel an Wert verloren. Analyst Jonathan Chung sieht für Lanxess mittel- und langfristig zwar eine attraktive Trendwende-Story. Die schleppende Belebung des laufenden Geschäftszyklus verzögere aber den Schuldenabbau, so der Experte. Er sieht zudem Ergebnisrisiken.

Nach Kaufempfehlungen der Citigroup für mehrere Telekommunikationswerte griffen die Anleger dagegen zu: Anteilsscheine an Telefonica Deutschland verteuerten sich um 1,6 Prozent, 1&1 eroberten gar mit 3,7 Prozent Plus den Spitzenplatz im SDax der kleineren Unternehmenswerte für sich. Und United Internet kletterten um 1,1 Prozent./tav/mis

--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx