FRANKFURT (dpa-AFX) - Für die Aktionäre von Fresenius und deren Dialyse-Tochter FMC ist weiterhin kein Land in Sicht. Dieses Mal sorgte eine Senkung der Unternehmensziele für die nächste schwere Enttäuschung. Die Aktien gingen am Donnerstag auf Talfahrt. Fresenius ruderte vor allem wegen Problemen von FMC beim Ausblick für das laufende Jahr zurück. Zudem seien die mittelfristigen Ziele nicht mehr zu halten, hieß es. Börsianern zufolge überraschte mit Blick auf 2022 weniger die Prognosesenkung an sich als deren Ausmaß. Derweil fielen die vorläufigen Zahlen für das zweite Quartal laut einem Marktbeobachter bei FMC ein wenig besser als erwartet aus, beim Mutterkonzern hingegen durchwachsen.

Die Fresenius-Titel büßten um die Mittagszeit gut acht Prozent auf 25,03 Euro ein und waren damit so billig zu haben wie zum Corona-Crash im März 2020. Sie rutschten damit zudem weiter unter die 200-Tage-Linie, die als wichtiger Indikator für die langfristige Kurstendenz gilt. Noch schlimmer erging es den Papieren von FMC: Auch sie setzen sich von der 200-Tage-Linie weiter nach unten ab und verloren zuletzt rund zwölf Prozent auf 38,47 Euro, was den niedrigsten Stand seit über zwölf Jahren bedeutete. Abzuwarten bleibt nun, ob sie sich über der Unterstützungszone knapp unter 40 Euro aus dem Jahr 2007 halten können.

Auch der Blick auf die Kursentwicklung seit Jahresbeginn dürfte den Aktionären wenig Freude bereiten: Bei Fresenius steht bislang ein Minus von 29 Prozent zu Buche, während FMC knapp ein Drittel an Wert verloren haben. Der deutsche Leitindex Dax hat in diesem Zeitraum um etwa 17 Prozent nachgegeben.

Nach Angaben der beiden Unternehmen leidet FMC unter einem verschärften Mitarbeitermangel in den Vereinigten Staaten, der zu Kapazitätsengpässen im Bereich der Gesundheitsdienstleistungen in Nordamerika führen dürfte. Dazu kämen Lohninflation, steigende Materialkosten und Störungen in der Lieferkette.

Eine Warnung von FMC sei naheliegend gewesen, kommentierte ein Händler. Dass aber auch der mittelfristige Ausblick zurückgenommen worden sei, dürfte nicht wirklich helfen. Die Prognosekürzung für das laufende Jahr selbst sei keine Überraschung, wohl aber ihr Ausmaß, ergänzte Analyst Tom Jones von der Privatbank Berenberg. David Adlington von der US-Bank JPMorgan geht davon aus, dass die "substanzielle Gewinnwarnung" des Dialyseanbieters und die gestrichenen Mittelfrist-Ziele die Konsensschätzungen für den bereinigten Gewinn je Aktie (EPS) um rund 20 Prozent sinken lassen dürften.

Dagegen wurden die Prognosen für die übrigen Fresenius-Konzernteile - die Infusionstochter Kabi, den Krankenhausbetreiber Helios und den Dienstleister Vamed - bekräftigt. Die Geschäfte von Kabi und Helios hätten sich im zweiten Quartal zudem gut entwickelt, betonte Christian Ehmann vom Analysehaus Warburg Research./gl/mis

Quelle: dpa-Afx