NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Börsen dürften am Freitag zum Handelsstart ihre Verluste der letzten zwei Tage voraussichtlich ausweiten. Seit der kräftigen Erholungsrally am vergangenen Donnerstag, die sich zu Beginn der Woche fortsetzte, herrscht nun wieder verstärkt Vorsicht. Der neuerliche Anstieg der Renditen am Anleihemarkt schwächt die relative Attraktivität von Aktien weiter. An diesem Freitag stiegen die Renditen richtungsweisender zehnjähriger US-Staatsanleihen sowie auch von fünfjährigen deutlich über vier Prozent auf - ihre höchsten Niveaus seit 2007.

Rund eine Stunde vor Handelsbeginn taxierte der Broker IG den Leitindex Dow Jones Industrial 0,7 Prozent tiefer auf 30 120 Punkte. Im Wochenverlauf würde er damit allerdings immer noch auf ein Plus von rund eineinhalb Prozent zusteuern. Der technologielastige Index Nasdaq 100 dürfte 1,2 Prozent schwächer bei 10 910 Zählern starten, was für den Wochenverlauf ein Plus von zwei Prozent bedeuten würde.

Die Anleger halten sich außerdem zurück, da in der kommenden Woche weitere Berichte bedeutender Konzerne zu den Quartalszahlen anstehen. Dann legen etwa die Google-Mutter Alphabet , der Softwarekonzern Microsoft , der Facebook-Mutter Meta oder auch Apple , Amazon und Intel Zahlen vor.

Sorgen bereiten laut Stephan Innes von SPI Asset Management auch weitere Aussagen von US-Notenbankern. Sie schürten nach wie vor Ängste vor einer strengeren geldpolitischen Straffung und der Gefahr einer weltweiten Rezession. So habe etwa der Chef der Notenbank von Philadelphia, Patrick Harker, gesagt, dass die Fed die Zinsen in diesem Jahr wahrscheinlich auf "deutlich über" 4 Prozent anheben und auf einem restriktiven Niveau halten werde. Aktuell liegt der Leitzins in einer Spanne zwischen 3,0 und 3,25 Prozent und dürfte im November und auch im Dezember nochmals angehoben werden. Erwartet wird bis Jahresende derzeit dann ein Leitzinsniveau von 4,25 bis 4,50 Prozent.

Während es konjunkturseitig am Freitag ruhig bleiben wird, stehen unternehmensseitig erneut Quartalsberichte im Blick. Zudem gab es Neuigkeiten Twitter , denn die US-Regierung erwägt wohl, einige Geschäfte des Starunternehmers Elon Musk einer Prüfung auf nationale Sicherheitsaspekte zu unterziehen. Dazu soll auch die geplante Übernahme des Kurznachrichtendienstes gehören, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtete. Zudem schrieb die "Washington Post" unter Berufung auf Insider und vertrauliche Dokumente, dass Musk einen Kahlschlag bei Twitter plane und rund 75 Prozent der Stellen abbauen wolle. Die Aktien sackten vorbörslich um 4,5 Prozent ab.

Um 28 Prozent brach die Aktie von Snap vorbörslich ein. Das Geschäft der einst explosiv wachsenden Foto-App Snapchat legt kaum noch zu und der Quartalsverlust weitete sich aus. Die Verluste der Aktie vor dem Handelsstart ausgeklammert, hat das Papier seit Jahresbeginn bereits mehr als drei Viertel seines Werts eingebüßt.

Für den Kreditkartenanbieter American Express (Amex) ging es nach moderat gestiegenen Gewinnen im dritten Quartal und Aussagen zu den Jahreszielen um 5,4 Prozent abwärts. Die Anteile des Telekomunternehmens Verizon büßten nach Zahlen 3,1 Prozent ein. Dagegen legten die Papiere des schwedisch-amerikanischen Herstellers von automobilen Sicherheitssystemen, Autoliv , um 3,1 Prozent zu. Hier lobten die Analysten von Evercore vor allem die "solide Prognoseanhebung"./ck/zb

Quelle: dpa-Afx