NEW YORK (dpa-AFX) - Nach den geldpolitischen Beschlüssen der US-Notenbank Fed haben die US-Börsen am Donnerstag teilweise erneute Rekorde aufgestellt. Nachdem die Währungshüter am Vorabend lediglich einen beginnenden Ausstieg aus den milliardenschweren Wertpapierkäufen verkündet hatten, gelangen zumindest dem S&P 500 und dem Nasdaq 100 erneute Bestmarken. Anleger begrüßten die Erkenntnis, dass die Zinsen wohl noch einige Zeit niedrig bleiben werden.
Belastet unter anderem von abrutschenden Aktien aus dem Bankensektor war der Dow Jones Industrial allerdings eine negative Ausnahme. Das weltweit wohl bekannteste Aktienbarometer blieb ohne erneuten Rekord. Zwei Stunden vor Schluss gab der Leitindex um 0,31 Prozent auf 36 044,46 Punkte nach.
Der S&P 500 stieg dagegen um 0,33 Prozent auf 4675,72 Punkte, während der technologielastige Nasdaq 100 sogar 1,35 Prozent auf 16 361,97 Zähler gewann. Die Wachstumswerte aus der Tech-Branche werden von Anlegern generell als besonderer Profiteur niedriger Zinsen geschätzt.
Die Fed nehme wie erwartet den Fuß vom Gas, bemerkte der Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. Der Leitzins bleibe unangetastet, hier dürfte frühestens Mitte 2022 etwas passieren. "Grünes Licht also von der Geldpolitik", erklärte der Experte. In Kombination mit einer überzeugenden Berichtssaison gebe es aktuell keine Bremsfaktoren.
Hinzu kam, dass am Donnerstag die Bank of England ihren Leitzins trotz anders lautender Spekulationen nicht angehoben hat. Dies belastete auf beiden Seiten des Atlantiks die Aktien aus dem Bankensektor, bei denen es generell heißt, dass höhere Zinsen förderlich für das Alltagsgeschäft etwa mit Krediten wären. Die Papiere von Goldman Sachs wurden im Dow mit 3,5 Prozent zum Schlusslicht. Jene von JPMorgan büßten dort 2,2 Prozent ein.
Sonst standen vor allem die Moderna-Aktien im Rampenlicht, allerdings dieses Mal negativ mit einem Kurseinbruch um 18,5 Prozent. Der Impfstoffhersteller verschreckte seine Anleger mit einer reduzierten Absatzprognose für das Corona-Vakzin. Begründet wurde dies mit längeren Lieferzeiten und Produktionsengpässen. Die Anteile des Konkurrenten Biontech wurden in Mitleidenschaft gezogen. Sie sackten nach zuletzt gutem Lauf um 8,1 Prozent ab.
Ein Gegenpol an der Nasdaq, wo Moderna notiert ist, bildeten die Aktien von Qualcomm mit einem Kurssprung um 13,7 Prozent. Der Chipkonzern sorgte mit einem überraschend positiven Blick nach vorn für Begeisterung bei den Anlegern. In diesem Jahr rechnet das Unternehmen mit dem Verkauf von bis zu 550 Millionen 5G-tauglichen Telefonen. Für diese Technologie gilt Qualcomm als führender Modemlieferant.
Die Rally im Tech-Sektor erstreckte sich im Schlepptau des Fed-Entscheids und des Qualcomm-Ausblicks auf die gesamte Chipbranche. Allen voran waren in diesem auch die Papiere von Nvidia auffällig mit ihrer andauernden Rekordjagd. Dabei holten sie nochmals richtig Schwung, wie ein Kurssprung um 13,5 Prozent bis knapp über die 300-Dollar-Marke zeigt. Mit einer Marktbewertung von aktuell 750 Milliarden US-Dollar steuert der Chipkonzern auf die Billionenschwelle zu.
Im Dow blieb die Aktie von Merck & Co in der Erfolgsspur. Mit einem Plus von 1,9 Prozent stiegen sie erneut auf ein Rekordhoch. Mittlerweile wurde bekannt, dass ein Covid-19-Medikament, das vor gut einem Monat auch unter Börsianern für Aufsehen gesorgt hatte, die erste Zulassung in Großbritannien erhalten hat. Die Arznei soll das Risiko einer Einweisung in ein Krankenhaus oder eines Todes der Patienten um etwa die Hälfte senken.
Kräftige Kursgewinne gab es ferner im Nebenwertebereich bei dem Elektro-Lkw-Bauer Nikola nach einem überraschend guten Quartalsbericht. Die üblicherweise schwankungsreichen Papiere bauten ihr Plus auf zuletzt 17 Prozent aus. Das Unternehmen einigte sich außerdem auf eine 125 Millionen US-Dollar schwere Geldstrafe, um Ermittlungen der Börsenaufsicht SEC gegen den Firmengründer Trevor Milton beizulegen./tih/zb
Quelle: dpa-Afx