BRAUNSCHWEIG (dpa-AFX) - Der frühere VW
Winterkorn habe etwa über die Notiz eines Vertrauten in seiner "Wochenendpost" erfahren, dass Dieselautos in den USA bei Tests von Wissenschaftlern im Jahr 2014 die zulässigen Stickoxid-Grenzwerte um bis zu das 15- bis 35-fache überschritten. Der Manager soll dies den Ermittlungsergebnissen zufolge zur Kenntnis genommen haben - die weitere Verwendung der Betrugssoftware habe er aber nicht stoppen lassen. "Er entschied sich gegen eine Offenlegung und hoffte, die Rechtsverstöße weiter verschweigen zu können", hieß es in der Verlesung der Anklage.
Spätestens bei einem "Schadenstisch" Ende Juli 2015 sei das "defeat device", das die volle Abgasregelung nur in Testsituationen aktivierte, dann offen thematisiert worden. Winterkorn habe seinen Vertrauten zur Vorbereitung angerufen. Der hohe Mitarbeiter habe ihm gegenüber dabei erklärt: "Wir haben beschissen." Während der Sitzung sei schließlich unter anderem der Umfang drohender Strafzahlungen für rund 500 000 manipulierte Dieselfahrzeuge in den Vereinigten Staaten diskutiert worden. Doch der "befürchtete Wutausbruch" von Winterkorn, den leitende Ingenieure erwartet hätten, sei ausgeblieben.
Alle Anwesenden seien sich einig gewesen, auch noch zu diesem Zeitpunkt - gut zwei Monate vor dem Auffliegen der Affäre - die Abschaltfunktion der Emissionsreinigung im Straßenbetrieb weiterhin gegenüber der kalifornischen Umweltbehörde CARB zu verschweigen, so die Ankläger. Ein in Braunschweig ebenfalls angeklagter hoher Entwickler habe daraufhin bemerkt: "Shit, voll schiefgelaufen."
In der Hauptverhandlung stehen zunächst vier frühere Manager und Ingenieure des Volkswagen
Quelle: dpa-Afx