FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Deutsche Beteiligungs AG ist der Klassiker unter den deutschen Beteiligungsgesellschaften. Doch die Corona-Krise hat dem SDax-Konzern schwer zu schaffen gemacht. Zeichnet die Aktie in nächster Zeit die Markterholung nach? Was bei dem Unternehmen los ist, was Analysten sagen und was den Börsenwert treibt.

DAS IST LOS BEI DER DBAG:

Die Deutsche Beteiligungs AG eine Anlaufstelle für Mittelstandsbeteiligungen in Deutschland. Dieser Satz fasst nicht nur die Vorteile, sondern auch die Probleme des SDax-Konzerns zusammen. Einerseits hat die DBAG weder vor Aktionären noch vor Fondsinvestoren oder Zukaufszielen Wettbewerber in der eigenen Gewichtsklasse. Mit Ende Juni 1,7 Milliarden Euro an verwaltetem Geld, 76 Mitarbeitern und 55 Jahren Erfahrung ist das Unternehmen im Vergleich zu anderen deutschen Fonds ein Riese.

Andererseits investiert die DBAG in den Mittelstand. Der ist besonders anfällig für Krisen wie die jetzige, die von der Corona-Pandemie herrührt. Außerdem ist die DBAG durch ihr Geschäftsmodell darauf angewiesen, dass der Markt für Unternehmenskäufe und -verkäufe funktioniert. Wenn es keine Deals gibt - etwa weil die Vorstellungen von Käufern und Verkäufern zu weit auseinanderliegen -, dann kann die Beteiligungsgesellschaft weder mit Einstiegen die Grundlage für spätere Gewinne schaffen noch mit Ausstiegen abkassieren.

Um diese Empfindlichkeiten des klassischen Mittelstands abzufedern, investiert die Deutsche Beteiligungs AG in den letzten Jahren stärker in Telekommunikation, den Gesundheitssektor und Technologie. Dennoch hat die Corona-Krise die Portfoliofirmen empfindlich getroffen. So ist ihr Wert im zweiten Geschäftsquartal um 98 Millionen Euro oder knapp ein Viertel gefallen, bevor er im dritten Geschäftsquartal wieder um 60 Millionen Euro zulegte. Auch musste die DBAG Geld bei den Portfoliofirmen nachschießen, wenn auch mit 5,5 Millionen Euro einen moderaten Betrag.

Mittelfristig setzt die DBAG auf ihre Alleinstellungsmerkmale. Für Aktien- wie für Fondsinvestoren, die auf den deutschen Mittelstand setzen wollen, dürfte es keine stärkere Marke geben. Das gleiche gilt für die scheuen Familienunternehmer, vor denen sich die DBAG als Partner positioniert. Außerdem argumentiert die DBAG mit ihren Prozessen. Dank seiner Erfahrung und Größe sieht sich das Unternehmen im Kaufen, Entwickeln und Verkaufen von Portfoliounternehmen als schlicht effektiver an als die oft kleinen heimischen Wettbewerber.

All dies soll das Wachstum bei den beiden Einkommensquellen antreiben, wie neue Ziele vom Kapitalmarkttag im September zeigen. Zum einen will die DBAG den Nettovermögenswert ihrer Beteiligungen mittelfristig stärker steigern - um 14 bis 16 Prozent auf 565 bis 595 Millionen Euro. In den vergangenen fünf Jahren sprangen im Schnitt 13,5 Prozent heraus.

Zum anderen sollen die Beratungsgebühren stärker wachsen, also das Geld, das die DBAG mit dem Anlegen des Kapitals institutioneller Investoren verdient. Hier verspricht die Private-Equity-Firma ihren Aktionären jetzt eine durchschnittliche jährliche Steigerung um acht bis elf Prozent auf 10 bis 11 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2022/2023. In den vergangenen fünf Jahren hatte sich die Steigerung im Schnitt auf acht Prozent belaufen.

Das Geschäftsjahr, das am 30. September endete, zeigt die Delle, welche die Corona-Pandemie hinterlässt. So sagte die DBAG für das Nettoergebnis zuletzt minus 25 bis minus 5 Millionen Euro voraus. Den Nettovermögenswert - also die Investments, die aus dem eigenen Geld der DBAG stammen, abzüglich von Schulden - soll zu Ende September etwa bei 400 bis 425 Millionen Euro gelegen haben. Bereinigt um die Dividende für das Vorjahr wären dies immer noch neun Prozent weniger als im Vorjahr. Immerhin dürfte das Ergebnis aus der Fondsberatung deutlich gestiegen sein auf 8 bis 9 Millionen Euro. Ein Teil dieses Wachstums soll vom neu aufgelegten achten Fonds herrühren.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Analysten schätzen die Deutsche Beteiligungs AG positiv ein. Marie-Therese Grübner von Hauck & Aufhäuser nahm die Aktie jüngst neu in ihre Berichterstattung auf und rät zum Kauf. Sie glaubt, dass die Aktivität bei Unternehmenskäufen und -Verkäufen (M&A) nach dem Corona-Schock wieder zunimmt, so dass die Deutsche Beteiligungs AG sowohl Firmen an den Markt bringen als auch Unternehmen kaufen kann. Grübner glaubt außerdem, dass Investoren am Aktienmarkt wieder stärker auf konjunkturempfindliche Werte setzen. Das dürfte der Deutschen Beteiligungs AG helfen, weil die Beteiligungen in den zyklischen Sektoren Auto und Industrie knapp ein Viertel des Portfolios ausmachen.

Grübner lobt das Netzwerk der Deutschen Beteiligungs AG im fragmentierten Mittelstandssektor. Dieses dürfte der Gesellschaft Kaufgelegenheiten bescheren. Sie verweist auf die Erfolgsbilanz der DBAG, wenn es darum geht, das Geld der Investoren zu vermehren. Grübner hat für die Aktie ein Kursziel von 43,50 Euro auf dem Zettel.

Jefferies-Analyst Tom Mills gibt ebenfalls eine Kaufempfehlung ab. Wie Grübner argumentiert er mit einer Kombination aus Marktkräften und der Position der DBAG. Er glaubt ebenfalls, dass das Geschehen bei Fusionen und Übernahmen (M&A) weiter zunimmt, und sieht die vier Zukäufe der DBAG seit Juli als Indiz.

Mills hält die Mittelfristpläne der DBAG, Nettovermögenswert und Fondsgebühren stärker zu steigern, für realistisch. Wie Grübner verweist er auf die Erfolgsbilanz des Unternehmens, wenn es darum geht, in Fonds investiertes Geld zu vermehren. Auch glaubt er an die Fähigkeit des Konzerns, die Übernahme von Familienunternehmen einzufädeln. Er sieht das Preisziel für die Aktie bei 40 Euro. In seiner Rechnung addiert er Ziele für die beiden Werttreiber Nettovermögenswert und Fondsgebühren, wie auch Grübner es tut.

Baader-Analyst Tim Dawson empfiehlt das Papier mit einem Kursziel von 34,20 Euro ebenfalls zum Kauf. Auch er glaubt an einen wieder funktionierenden M&A-Markt.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Im laufenden Jahr mussten die DBAG-Investoren ein kräftiges Auf und Ab ertragen - auch im Vergleich zum Index SDax, in dem das Papier notiert ist. Von mehr als 42 Euro ging es in der Krise auf 22,20 Euro hinab. Anschließend erholte sich die Aktie wieder auf zuletzt gut 32 Euro. Damit machte sie aber deutlich weniger Boden gut als der Kleinwerteindex. Dem fehlt bei zuletzt fast 12 900 Punkten nur noch wenig zu den gut 13 000 Zählern, auf die er es vor der Pandemie gebracht hatte.

Wenn man die Betrachtung auf die vergangenen zwölf Monate ausweitet, hat die Aktie nur einige Cent verloren. Außerdem erhielten die Aktionäre im laufenden Jahr eine Dividende von 1,50 Euro. Seit Herbst 2014 ist der Aktienkurs um rund zwei Drittel gestiegen. Bezieht man die Dividende in die Rechnung ein, steht ein noch größeres Renditeplus zu Buche.

Mit einem Börsenwert von knapp 480 Millionen Euro liegt die DBAG auf den hinteren Rängen des Nebenwerteindex SDAX./fba/stw/mis

Quelle: dpa-Afx