MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Pandemiebeauftragte des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München, Christoph Spinner, sieht das Aussetzen der Impfungen mit dem Astrazeneca
Die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) genannte Zahl von sieben Fällen spezieller Thrombosen der Hirnvenen bei 1,6 Millionen Impfungen in Deutschland sei sehr gering. "Die Ereignisse sind sehr selten", sagt Spinner. Und: "Wir impfen derzeit prioritär Menschen mit Vorerkrankungen." Diese Patienten hätten teils von vornherein ein gesteigertes Thromboembolie-Risiko.
"Die Vorteile der Impfung überwiegen", betont der Mediziner, was derzeit auch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA in einem aktuellen Statement bekräftigt. "Übrigens verursacht auch eine schwere Covid-19-Erkrankung regelhaft thromboembolische Ereignisse - alleine deshalb ist eine Impfung absolut sinnvoll."
Es sei ein normaler Vorgang, dass nach Zulassung von Impfstoffen und Arzneimitteln mögliche Nebenwirkungen fortwährend untersucht würden. "Der Impfstoff wurde nicht zurückgerufen - und er soll auch nicht vernichtet werden", sagt Spinner. Für einen konkreten Mechanismus, der zu den Hirnvenen-Thrombosen führen solle, gebe es derzeit keine Annahme. "Das Arzneimittel ist nach allem, was wir heute wissen, sicher."
Angesichts der jüngsten Berichte geht Spinner allerdings davon aus, dass die Meldezahlen für entsprechende Fälle nun hochgehen werden - was wiederum das Vertrauen in den wichtigen Impfstoff weiter reduziere. Auch deshalb sieht er den Schritt durchaus kritisch. "Die Entscheidung, die Impfung auszusetzen, verursacht großen Schaden in das Vertrauen des Vakzins. Das lässt sich auch später nur noch schwer reparieren."/sd/DP/zb
Quelle: dpa-Afx