FRANKFURT (dpa-AFX) - Facebook gehört nun auch dazu: Zu der Liga der US-Techwerte, die an der Börse die Schallmauer einer Bewertung von einer Billionen US-Dollar durchbrochen haben - neben der Google-Mutter Alphabet , Amazon , Apple und Microsoft . Auch ansonsten stehen die Zeichen weiter auf Wachstum, während die Aktie ihren Höhenflug fortsetzt. Allerdings ist nicht jeder begeistert von der Erfolgsgeschichte des Konzerns. Die US-Handelskommission zum Beispiel hat den Kampf aufgenommen. Was bei Facebook los ist, was Analysten sagen und was die Aktie macht.

WAS BEI FACEBOOK LOS IST:

Facebook scheint nicht zu bremsen zu sein - und das betrifft nicht nur den anhaltenden Höhenflug der Aktie. Die Nutzerzahlen steigen, genauso wie Umsatz und Gewinn des Konzerns. Konzern-Chef Mark Zuckerberg würde den Jahresstart sicher mit "Gefällt mir" markieren. Knapp 1,9 Milliarden tägliche Nutzer hatte die Social-Media-Plattform laut Konzernangaben im April bereits. Die Zahl der Nutzer, die mindestens einmal im Monat zu Facebook kommen, stieg in den ersten drei Monaten des Jahres um gut 50 Millionen auf 2,85 Milliarden. Und auch sonst geht es vorwärts.

Es ist noch gar nicht lange her, da hat der Tech-Konzern eine Zusammenarbeit mit Axel Springer geschlossen. Die seit Mitte Mai laufende Kooperation ist weltweit angelegt und auf die Verbreitung von Inhalten ausgerichtet. Inhalte von Axel Springer sollen demnach vermehrt in verschiedenen Angeboten der Plattform verbreitet werden, darunter auch im Produkt "Facebook News". Bereits im März hatte Facebook angekündigt, Nachrichteninhalte von zahlreichen Verlagen und Medienmarken aus Deutschland in einem eigenen Bereich zu präsentieren. Dabei werden die Medienhäuser dafür bezahlt, dass sie auf "Facebook News" Inhalte verlinken, die bislang nicht auf der Plattform zu sehen waren.

Während Facebook auf Erfolgskurs bleibt, gibt es aber auch Akteure, die dabei nicht mitspielen. Zum Beispiel sind Facebook und die US-Handelskommission FTC gerade überhaupt keine Freunde. Denn die Behörde, die sich bereits seit 2019 mit dem Konzern beschäftigt, wollte gerichtlich gegen Facebook vorgehen und den Konzern zerschlagen. Jetzt hat sie aber zumindest vorerst den Kürzeren gezogen.

Ein Richter in der Hauptstadt Washington wies eine entsprechende Klage der Handelsbehörde Ende Juni ab. Die FTC habe nicht belegt, dass Facebook ein Monopol im Markt für soziale Netzwerke habe, hieß es in der Begründung. Die FTC hat nun aber 30 Tage Zeit, um eine aktualisierte Klage einzureichen.

Und auch den Konzern Apple würde Zuckerberg sicherlich gerne genauso aus seinem Netzwerk aussperren wie den früheren US-Präsidenten Donald Trump. Der Grund: Apple wirbt seit Monaten mit dem Thema Datenschutz. Zuletzt sorgte ein Update der Betriebssysteme für iPhone und iPad dafür, dass Anwenderinnen und Anwender nerviges Werbe-Tracking wirksam unterbinden können. Mit seinem Vorstoß in Sachen Datenschutz lenkt Apple-Chef Tim Cook den iPhone-Konzern auf einen Kollisionskurs mit großen Internetkonzernen, vor allem mit Facebook. Denn das Imperium von Zuckerberg lebt davon, Daten über Menschen zu sammeln, um Werbung zielgerichtet ausliefern zu können.

Facebooks Finanzchef Dave Wehner sagte dazu: Facebook sei weiterhin "besorgt" über die Folgen von Apples Datenschutz-Regeln für kleine und mittlere Unternehmen. Die Auswirkungen auf das eigene Geschäft werde Facebook unterdessen managen können. Facebook baue seine Anzeigen-Systeme um, damit sie mit weniger Daten auskommen, hieß es.

WAS ANALYSTEN SAGEN:

Analysten sind und bleiben sich fast alle einig: Die Facebook-Aktie sollten sich Anleger immer noch ins Depot holen. Die Experten renommierter Analysehäuser, die ihre Einschätzung in den vergangenen Wochen aktualisiert haben, empfehlen die Facebook-Aktie wie schon lange zum Kauf. Die Spanne der Kursziele ist dabei nicht sonderlich groß, die Analysten liegen mit 380 US-Dollar im Falle der UBS bis hin zu den von Barclays gesetzten 410 Dollar nicht weit auseinander.

Einen "negativen" Abweichler gibt es außerhalb dieses Universums aber in der Person des LBBW-Analysten Thomas Hofmann, der im Mai angesichts des erreichten Kursniveaus seine Kaufempfehlung für die Aktie aufgab - mit einem vergleichsweise konservativen Kursziel von 330 Dollar. Das Unternehmen sei ein Social-Media-Vorreiter mit anhaltend hohem Wachstum, aber auch gewissen Risiken. Diese sieht er in der Sensibilität der gewonnen Nutzerdaten, möglichen regulatorischen Auflagen, Besteuerungsfragen sowie der teilweise monopolartigen Marktstellung.

Andere Experten sind zuletzt voll des Lobes gewesen - meist infolge des starken Geschäftsjahresauftakts, darunter der DZ-Bank-Experte Ingo Wermann. "Facebook ist unseres Erachtens operativ so gut wie noch nie aufgestellt", lobte er im April. Mit einem fairen Wert von 385 Dollar liegt er derzeit mit seiner Kaufempfehlung im Rahmen der von Analysten gewohnten Spanne. In dieser liegen derzeit auch die Experten von Jefferies, JPMorgan und Credit Suisse mit Zielen von 385 bis 400 Dollar.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die vorgenannten Kursziele sprechen auf dem derzeitigen Kursniveau von 350 US-Dollar für weitere Rekorde. Die bisherige Bestmarke hatten die Facebook-Aktien erst vor einigen Tagen bei knapp 359 Dollar erreicht - infolge einer Rally, die seit dem Ausbruch der Corona-Krise nochmals an Fahrt gewonnen hat. Die Titel profitierten in Zeiten der Pandemie davon, dass Anleger die Techwerte als Gewinner des nochmals gesteigerten Digitalisierungsbedarfs ansehen.

Anfangs hatte die Krise noch ihre Spuren hinterlassen, der Kurs brach im Frühjahr 2020 binnen vier Wochen um ein Drittel ein, ehe die Spekulation der Anleger mit Technologiewerten auf Touren kam. Mitte März 2020 war die Aktie im Tief unter 140 Dollar zu haben, davon ausgehend ist sie mittlerweile das Zweieinhalbfache wert. Vor wenigen Tagen war der Social-Media-Gigant am Atienmarkt erstmals mehr als eine Billion Dollar wert; aktuell liegt der Börsenwert wieder leicht darunter.

Den Anstoß dazu gab in der Vorwoche die Tatsache, dass die Wettbewerbsklagen in den USA vorerst abgewendet werden konnten. Damit hatte die US-Regierung einen schweren Rückschlag bei ihrem Versuch erlitten, vor Gericht die Zerschlagung von Facebook zu erreichen. "Die Nachricht nahm einen erheblichen Unsicherheitsfaktor von der Aktie", sagte Marktbeobachter Neil Wilson von Markets.com.

Wer schon länger dabei ist, für den ist die Facebook-Aktie eine konstante Ertragsperle: In der Regel dürften Anleger selbst zu schlechten Zeitpunkten nicht lange gewartet haben, bis Gewinne zu Buche stehen. Nur zum Börsenstart im Jahr 2012, Mitte 2018 und später dann 2020 zum Ausbruch der Corona-Krise gab es zwischenzeitlich deutlichere Dämpfer, die aber binnen weniger Monate auch wieder abgehakt waren. Wer 2012 zum Ausgabepreis von 38 Dollar zugegriffen hat, kann jetzt über das mehr als neunfache im Depot verfügen.

Der Kursanstieg hat Unternehmensgründer und Konzernchef Zuckerberg zu einem der reichsten Männer der Welt gemacht - die Nachrichtenagentur Bloomberg taxiert sein Vermögen derzeit auf 130 Milliarden Dollar. Er hält den Großteil der sogenannten B-Aktien von Facebook, die nicht an der Börse gehandelt werden, aber ein zehnfaches Stimmrecht haben. So kommt er auf mehr als die Hälfte der Stimmrechte und kann Facebook so kontrollieren, obwohl er nur zirka 14 Prozent am Kapital hält./knd/tih/nas/eas/zb/stk

Quelle: dpa-Afx