FRANKFURT/WIEN (dpa-AFX) - Die ING zieht sich aus dem Privatkundengeschäft in Österreich zurück und könnte dadurch bis zu 550 000 Kunden verlieren. In einem ersten Schritt sollen zu Anfang Juni 2021 Beziehungen zu Kunden beendet werden, die ausschließlich Sparkonten bei der ING Österreich führen, wie das Geldhaus am Dienstag mitteilte. Bis zum Ende des laufenden Jahres will die Bank ihr Privatkundengeschäft in Österreich ganz beenden und sich dort künftig auf Firmenkunden konzentrieren.

Der Rückzug aus dem Privatkundengeschäft in Österreich hat auch Auswirkungen auf die Direktbank ING in Deutschland mit Sitz in Frankfurt, denn die Zahl der Privatkunden wurde bislang für Deutschland und Österreich zusammen angegeben. Im vergangenen Jahr stagnierte die Zahl mit insgesamt 9,53 Millionen fast.

Jahrelang lockte die Direktbank unter dem Namen ING-Diba Kunden mit relativ hohen Sparzinsen. Doch Einlagen kosten im aktuellen Zinstief Geld. Darum bemüht sich das Institut, das seit November 2018 nur noch unter dem Namen des niederländischen Mutterkonzerns ING auftritt, um mehr Hausbankkunden. Heißt: Idealerweise parken Kunden nicht nur Geld, sondern sorgen über Baufinanzierung, Verbraucherkredite oder Wertpapiersparen für Provisionseinnahmen.

Mit dem nun für Österreich angekündigten Schritt rückt das zwischenzeitlich von ING-Deutschland-Chef Nick Jue angepeilte Ziel von zehn Millionen Privatkunden in noch weitere Ferne. Bei der Bilanzvorlage Mitte Februar hatte Jue das ursprünglich für 2019 ausgerufene Ziel kassiert: "Ich möchte noch immer gerne die zehn Millionen erreichen, es ist aber kein Ziel mehr", sagte Jue. "Für uns ist profitables Wachstum wichtiger als Wachstum um jeden Preis."/ben/DP/stw

Quelle: dpa-Afx