(neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz, aktueller Aktienkurs, Analystenstimme)
MANNHEIM (dpa-AFX) - Die Corona-Pandemie und der Ölpreisverfall haben dem Industriedienstleister Bilfinger
Von Juli bis September betrug der Verlust 19 Millionen Euro, wie das im Nebenwerteindex SDax
Auch operativ lief es für die Mannheimer schlechter als im Vorjahr. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebita) ging um rund ein Drittel auf 23 Millionen Euro zurück. Allerdings fiel das Ergebnis damit deutlich besser aus als noch im Vorquartal. Im zweiten Jahresviertel hatte Bilfinger hier noch einen Fehlbetrag von 35 Millionen Euro ausgewiesen, auch im ersten Quartal stand ein Verlust. "Wir haben schnell gehandelt und unsere Überkapazitäten abgebaut", sagte Unternehmenschef Blades.
Der seit Mitte 2016 an der Bilfinger-Spitze stehende Brite Blades hatte nach dem Verkauf des Tafelsilbers, den Immobiliendienstleistungen, einen tiefgreifenden Umbau eingeläutet. Seitdem konzentriert sich der Konzern auf zwei Geschäftsbereiche und trennte sich von verlustbringenden Geschäften. "Wir haben ein paar Sorgenkinder, die wir abarbeiten", sagte Blades. Von den sechs Gesellschaften seien bereits zwei verkauft.
Mit Hilfe geringerer Kosten bei Vertrieb und Verwaltung will Bilfinger wieder profitabler werden. Dazu gehört auch ein Stellenabbau. Seit Jahresbeginn reduzierte Bilfinger nach eigenen Angaben die Zahl der Mitarbeiter im Konzern um rund 4000, der Großteil davon in Nordamerika, Nordeuropa und Großbritannien. Derzeit würden sich noch rund 650 Mitarbeiter in Kurzarbeit befinden, hieß es. Zu Spitzenzeiten waren dies rund 3000 Mitarbeiter. Insgesamt werde Bilfinger das Jahr 2021 mit einer schlankeren, bereinigten Kostenbasis beginnen können, hieß es weiter.
Laut Analyst Gregor Kuglitsch von der Schweizer Großbank UBS zeugt das dritte Quartal des Baudienstleisters zwar noch immer von einer rückläufigen Geschäftsentwicklung. Kostensenkungen begännen sich aber auszuzahlen. Die anhaltenden Übernahmespekulationen seien derzeit der wichtigste Impuls für die Kursentwicklung.
Der aktivistische Investor Cevian ist bei Bilfinger mit mehr als einem Viertel der Aktien größter Anteilseigner. Zuletzt wurden Gerüchte über eine Übernahme des Konzerns durch Finanzinvestoren laut, die die Aktie befeuerten. "Wir stellen uns nicht zum Verkauf", machte Blades klar. Die maue Entwicklung des Aktienkurses habe aber das Interesse einiger Finanzinvestoren geweckt. "Im Spätfrühjahr und Sommer haben sich einige gemeldet, ob wir uns unterhalten können, das ist nicht ungewöhnlich". Aber Bilfinger sei nicht "in einen Verkaufsprozess mit Private Equity verwickelt", sagte er. Mehr wollte Blades dazu nicht sagen. Bilfinger ist an der Börse rund 930 Millionen Euro wert, seit 2014 ist das Papier um mehr als drei Viertel zusammengeschrumpft.
Frisches Geld könnte bei Bilfinger mit dem geplanten Verkauf des Immobiliendienstleisters Apleona hereinkommen. Bilfinger hatte das Geschäft 2016 an den Finanzinvestor EQT verkauft. Durch eine Klausel im damaligen Vertrag erhält Bilfinger bei einem Weiterverkauf 49 Prozent des Erlöses abzüglich der Schulden. Apleona stehe mit 240 Millionen Euro in den Büchern von Bilfinger, sagte Finanzchefin Christina Johansson. "Wir erwarten, dass wir mehr sehen werden." Die Veräußerung liege aber in der Hand von EQT.
Besser entwickelte sich im dritten Quartal der berichtete freie Barmittelzufluss. Der Mittelzufluss stieg trotz erster Rückzahlungen von gestundeten Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen auf 43 Millionen Euro, nachdem ein Plus von 5 Millionen Euro im Vorjahr zu Buche stand. Die Kennziffer ist vor allem für Investoren und Analysten wichtig, da sie Aufschluss über die Finanzkraft eines Unternehmens gibt. Ist sie negativ, wird quasi Geld verbrannt.
Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Bilfinger weiterhin mit einem Umsatzrückgang von rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 4,3 Milliarden Euro. Das um Sonderposten bereinigte operative Ergebnis (Ebita) soll deutlich sinken, aber noch positiv bleiben. 2019 hatte Bilfinger noch einen bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen von 104 Millionen Euro ausgewiesen. Allerdings geht das Unternehmen beim Konzernergebnis von einem Verlust aus. Seinen ursprünglichen Ausblick für das laufende Jahr hatte der Vorstand bereits im Februar gestrichen./mne/eas/fba
Quelle: dpa-Afx