(neu: Kurs, Analysten-Stimmen, weitere Details zu Investitionsplänen)

ESSEN (dpa-AFX) - Der Energiekonzern Eon will mit milliardenschweren Investitionen Wachstum und Digitalisierung seines Geschäfts beschleunigen. Bis 2026 sollen rund 22 Milliarden Euro in die Netze investiert werden, um die Energiewende voranzutreiben, wie Eon am Dienstag in Essen im Zusammenhang mit einem Kapitalmarkttag mitteilte. Weitere fünf Milliarden Euro sollen in den Ausbau der Geschäfte mit Kundenlösungen fließen.

Den Investoren gefiel der Plan am Dienstagvormittag nicht, die Aktie rutschte um vier Prozent auf 10,47 Euro ab und war damit Schlusslicht im verlustreichen Dax . Insgesamt erlaubten die Ziele keine starke Fantasie und hinzu komme der steigende Zins, sagte ein Händler. Immerhin werde für die hohen Investitionen wohl keine Kapitalerhöhung nötig sein.

In den nächsten fünf Jahren will Eon zusätzliche 35 bis 40 Gigawatt Alternative Energien an die Netze anschließen. Der Ergebnisbeitrag der Netze werde durch die Investitionen pro Jahr um drei bis vier Prozent bis 2026 wachsen. Geld verdienen will Eon auch mit nachhaltigen Energiesystemen in Häusern und bei der E-Mobilität. Das Unternehmen kündigte den Bau von rund 5000 Schnellladepunkten bis 2026 an.

Weiteres Wachstumspotenzial sieht Eon in der Wasserstoffwirtschaft. Das Engagement in diesem Feld soll laut Mitteilung deutlich ausgeweitet werden und dabei setzt das Unternehmen auch auf europäische Projekt-Partnerschaften. Im Blick steht demnach vor allem der industrielle Mittelstand.

Sowohl bei den Energienetzen als auch im Vertriebsgeschäft spiele Digitalisierung eine entscheidende Rolle. Zudem will Eon sein Portfolio umstrukturieren. Dabei sei die Veräußerung von nicht mehr passenden Geschäften genauso enthalten wie Partnerschaften, hieß es. Durch die Optimierung des Portfolios rechnet Eon in den nächsten fünf Jahren mit Erlösen von zwei bis vier Milliarden Euro. Durch verschiedene Maßnahmen will das Management zudem bis 2026 Einsparungen in Höhe von rund 500 Millionen Euro pro Jahr erreichen.

Eon werde in der kommenden Dekade von der Energiewende in Europa profitieren, kündigte der seit April amtierende Chef Leonhard Birnbaum an. Das Unternehmen ist in Deutschland der größte Strom- und Gasanbieter und der mit Abstand größte Verteilnetzbetreiber. In Europa zählte der Konzern Ende Juni mehr als 52 Millionen Kunden, 14 Millionen davon in Deutschland.

Die Gesamtinvestitionen in Höhe von 27 Milliarden Euro in das Kerngeschäft hatte der Dax-Konzern bereits am Montagabend mitgeteilt. Das Kerngeschäft von Eon umfasst die Geschäftsaktivitäten ohne die auslaufende Kernenergie. Zudem wurden neue Zielmarken unter anderem für das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) im Kerngeschäft veröffentlicht.

Dieses soll bis 2026 auf 7,8 Milliarden Euro wachsen und entspricht laut Eon einer jährlichen durchschnittlichen Wachstumsrate von rund vier Prozent. Für 2021 peilt das Unternehmen im Kerngeschäft einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 6,3 bis 6,5 Milliarden Euro an. Das bereinigte Ergebnis je Aktie soll laut den neuen Zielen um acht bis zehn Prozent jährlich wachsen und so bis 2026 bis auf 90 Cent zulegen.

Laut Goldman-Sachs-Analyst Alberto Gandolfi stimmen die "hochgesteckten Ziele" des Energieversorgers zwar ergebnisseitig mit dem Konsens für 2026 überein. Es gebe aber noch viele Unbekannte, etwa was das Thema Kapitalstruktur oder mögliche Veräußerungen betreffe. Sein Kollege Sam Arie von der UBS vermutet genau da den Grund für die negative Kursreaktion: Es fehle ein aggressiveres Kostenprogramm und die Investitionen fielen höher aus als erwartet, um Erträge zu erzielen, die dem Konsens entsprechen.

Zudem hat Eon die Dividendenpolitik von bis zu fünf Prozent Wachstum pro Jahr bis 2026 verlängert. Bislang war sie bis 2023 festgeschrieben. Für das laufende Geschäftsjahr plant Eon, eine Dividende von 49 Cent zu zahlen. Experten wie der Jefferies-Analyst Ahmed Farman stuften die Gewinnprognosen und Aussagen zur Dividendenprognose als wenig überraschend ein. So liegt das für 2026 in Aussicht gestellte Gewinnziel genau im Rahmen der Durchschnittsschätzung der von Bloomberg erfassten Experten./lew/tob/he/zb/ngu/stk

Quelle: dpa-Afx