(neu: Aktienkurs, Analysten, mehr Hintergrund)

BAD HOMBURG (dpa-AFX) - Der Krankenhaus- und Medizinkonzern Fresenius und seine Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) manövieren weiterhin ohne größere Blessuren durch die Corona-Krise. Dank einer Erholung bei seiner Klinikgesellschaft Helios und einem Ergebnissprung beim Dialyseanbieter Fresenius Medical Care (FMC) konnte Konzernchef Stephan Sturm am Donnerstag in Bad Homburg überraschend gute Zahlen für das dritte Quartal vermelden. "Fresenius ist stabil und widerstandsfähig", betonte er laut Mitteilung.

Die Fresenius-Papiere lagen am Morgen kurz nach dem Auftakt zunächst leicht im Minus, erholten sich dann aber schnell auf zuletzt rund 2,4 Prozent Plus. FMC-Anteile legten um rund 3,3 Prozent zu. Analyst David Adlington von der US-Investmentbank JPMorgan lobte das über den Erwartungen ausgefallene Nettoergebnis. Die Pessimisten am Markt dürften aber vor allem auf das schwache Abschneiden der Sparte Kabi abheben.

Im abgelaufenen Jahresviertel hatte Fresenius seine Erlöse im Vergleich zum Vorjahr um ein Prozent auf 8,9 Milliarden Euro gesteigert. Dabei wurde der Konzern aber von negativen Währungseffekten stark gebremst. Währungsbereinigt betrug der Zuwachs fünf Prozent. Der bereinigte Konzerngewinn lag mit 427 Millionen Euro zwar um vier Prozent unter dem Vorjahr, Analysten hatten aber einen noch stärkeren Rückgang befürchtet.

Fresenius-Chef Sturm geht davon aus, dass die Corona-Krise auch das Schlussquartal belasten dürfte, bestätigte aber die Jahresziele: "Wir sind gut auf die Herausforderungen vorbereitet, vor die uns die Pandemie auch in den nächsten Monaten stellen wird."

Im dritten Quartal profitierten die Südhessen davon, dass in den 86 deutschen Krankenhäusern der Tochter Helios Operationen nachgeholt wurden, die in der Pandemie zugunsten von Corona-Patienten verschoben worden waren. Auch in den Kliniken in Spanien gab es wieder mehr Eingriffe, sodass der Umsatz von Helios um acht Prozent kletterte und das Ergebnis um mehr als ein Viertel anstieg.

Bei der Flüssigmedizintochter Kabi, die etwa Infusionen, Narkosemittel und klinische Ernährung anbietet, erholten sich die Geschäfte in Europa und China, während sie auf dem wichtigen US-Markt jedoch schwächelten. Kabi wies somit Rückgänge bei Umsatz und Ergebnis aus. Die auf Gesundheitsprojekte spezialisierte Tochter Vamed kam aus den roten Zahlen nicht heraus, sie traf erneut schwer, dass Projekte und Aufträge verschoben wurden.

Der Dialyseanbieter Fresenius Medical Care (FMC) litt dagegen unter dem Verfall des US-Dollar. Der Umsatz stagnierte bei rund 4,4 Milliarden Euro. FMC ist stark in den USA aktiv, Umsätze in Dollar verlieren bei der Umrechnung in den starken Euro an Wert. Belastend hinzu kamen erwartungsgemäß geringere Erstattungsbeiträge für Medikamente zur Senkung des Kaliumsspiegels (Kalizimimetika). Zudem waren Dialysebehandlungen wegen teils schwerer Covid-19-Verläufe bei Patienten ausgefallen, weil diese ins Krankenhaus mussten oder starben. Dank eines guten Kostenmanagements stieg das Ergebnis jedoch um sieben Prozent auf 354 Millionen Euro.

Die Corona-Krise hatte Fresenius im Sommer gerade im Klinikgeschäft getroffen. So hatte der Konzern die Zahl der Intensivbetten aufgestockt und Operationen verschoben. Da die Pandemie aber hierzulande glimpflich verlief, standen viele Intensivbetten leer. Gelder des Bundes konnten fehlende Einnahmen aus aufgeschobenen Operationen nur mildern. Weil weniger operiert wurde, kamen auch weniger Arzneien und Narkosemittel von Fresenius zum Einsatz. Daher musste Konzernchef Sturm die Geschäftsziele im Sommer kürzen.

An der Prognose hält Sturm nach dem dritten Quartal zwar fest, allerdings seien in den Zielen keine Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie mit wesentlichem und unmittelbarem Einfluss auf den Gesundheitssektor "ohne angemessene Kompensation" berücksichtigt, hieß es weiter.

Derweil hat sich Fresenius für mehr Corona-Patienten vorbereitet. Die deutschen Kliniken haben 1300 Intensivbetten in Betrieb und können kurzfristig weitere 1000 bereitstellen, wie der Konzern jüngst betonte. Das seien 700 mehr als im Frühjahr. Stand Ende Oktober waren ein Drittel der Intensivbetten frei. Ein generelles Aufschieben nicht zwingend nötiger Operationen will Fresenius vermeiden./tav/als/mne/jha

Quelle: dpa-Afx