(neu: Zahlen der ING Deutschland, aktualisierte Aktienreaktion)

AMSTERDAM (dpa-AFX) - Die niederländische Großbank ING will nach einem deutlichen Gewinnanstieg im zweiten Quartal Milliarden an ihre Anteilseigner ausschütten. Die Aktionäre sollen nach dem 30. September über Aktienrückkäufe und Dividenden insgesamt 3,6 Milliarden Euro erhalten, wie die im EuroStoxx 50 notierte Bank am Freitag in Amsterdam mitteilte. Möglich ist die Ausschüttung, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) ihre coronabedingte Dividendensperre für Banken aufgehoben hat. Zudem verdient ING, die in Deutschland mit ihrer Direktbank stark im Privatkundenmarkt vertreten ist, wieder prächtig.

Im zweiten Quartal betrug der Gewinn fast 1,5 Milliarden Euro nach 299 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Das Ergebnis fiel damit besser aus, als die von Bloomberg befragten Experten erwartet hatten.

An der Börse kamen die Zahlen und die angekündigten Ausschüttungen gut an. Nachdem sich der Kurs der ING-Aktie in diesem Jahr bereits gut entwickelt hatte, zog er bis zum Nachmittag um 2,5 Prozent an. Damit liegt das Kursplus in diesem Jahr bei rund 50 Prozent. ING ist damit einer der größten Gewinner im europäischen Branchenauswahlindex Stoxx 600 Banks .

Die Bank profitierte im zweiten Quartal wie die meisten europäischen Kreditinstitute von einer deutlichen Entspannung bei den faulen Krediten. ING konnte in den Monaten April bis Juni sogar knapp 100 Millionen Euro aus der bereits gebildeten Risikovorsorge auflösen. Vor einem Jahr hatten die Kosten für mögliche Kreditausfälle das Ergebnis noch mit 1,3 Milliarden Euro belastet. Damit und mit sinkenden anderen Kosten konnte das Institut einen Ertragsrückgang im zweiten Quartal mehr als kompensieren.

ING Deutschland, zu der auch der Kreditvermittler Interhyp und das Geschäft in Österreich zählen, musste jedoch im Privatkundengeschäft einen Gewinneinbruch hinnehmen. Der Vorsteuergewinn sank hier im Jahresvergleich um 40 Prozent auf 158 Millionen Euro. Das lag vor allem an einem rückläufigen Zinsüberschuss.

Einschließlich des hiesigen Firmenkundengeschäfts steigerte ING Deutschland den Vorsteuergewinn hingegen um fast zwei Drittel auf 249 Millionen Euro, nachdem hohe Rückstellungen für drohende Kreditausfälle das Ergebnis ein Jahr zuvor nach unten gezogen hatten.

Diesmal schlugen erhöhte Umlagen für die Einlagensicherung negativ zu Buche. Grund war die Pleite der Bremer Greensill-Bank. Die Einlagensicherung hatte deren Sparer entschädigt, sodass die anderen Banken das Sicherungssystem wieder auffüllen müssen. Diese Belastungen dürften bis zum Jahr 2024 anhalten, schrieb ING. Auch der eingeleitete Abschied aus dem Privatkundengeschäft in Österreich habe im zweiten Quartal mit erhöhten Kosten zu Buche geschlagen.

Die geplante Rückgabe von 3,6 Milliarden Euro an die Aktionäre fällt derweil höher aus als von Analysten erwartet. Die Summe liegt auch über dem, was die meisten anderen Institute ihren Anteilseignern bieten können. Gezahlt werden soll das Geld über eine Dividende von 48 Cent im Oktober. So fließen knapp 1,9 Milliarden Euro an die Aktionäre. Wie die weiteren 1,7 Milliarden Euro verteilt werden sollen, ist noch offen. Möglich sind Aktienrückkäufe oder eine Sonderdividende./zb/stw/knd/he

Quelle: dpa-Afx