(Neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz, Analysten und Aktienkurs.)

HEIDELBERG (dpa-AFX) - Eine anhaltend starke Nachfrage im privaten Wohnungsbau und durch Infrastrukturprojekte beschert dem Baustoffkonzern Heidelbergcement immer bessere Geschäfte. Umsatz und operatives Ergebnis legten im zweiten Quartal deutlich zu, unter dem Strich machte das Unternehmen einen Gewinn. Für das Gesamtjahr 2021 wird der Dax -Konzern deshalb auch zuversichtlicher. Die Aktie gab im führen Handel um rund 3,6 Prozent nach, konnte sich aber von den Verlusten deutlich erholen. Zuletzt notierte das Papier nur noch rund 0,1 Prozent im Minus.

"Das Marktumfeld im Bausektor ist und bleibt gut," sagte Unternehmenschef Dominik von Achten bei der Vorlage der Halbjahresbilanz am Donnerstag. Die Rohmaterial-, Energie- und Transportkosten seien zwar in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Die Energiekosten habe Heidelbergcement aber größtenteils bis Ende des Jahres abgesichert, sagte er in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Kurz- und mittelfristig erwarte er, dass sich die verschiedenen Konjunkturprogramme weiter positiv auf die Bautätigkeit und damit auf den Absatz von Heidelbergcement auswirken würden.

Für das laufende Jahr geht Heidelbergcement nun beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von einem starken Wachstum aus. Konkreter wollte von Achten sich nicht zur Prognose äußern, sondern sagte nur: "Stark ist mehr als leicht." Zuvor hatte das Unternehmen einen leichten Anstieg in Aussicht gestellt - einen Zuwachs in einem niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich. 2020 hatte das bereinigte operative Ergebnis dank eines Sparkurses um rund 6 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro zugelegt.

Beim Umsatz peilen die Heidelberger weiterhin einen leichten Zuwachs zum Vorjahreswert von 17,6 Milliarden Euro an. In den Prognosen werden Währungseffekte sowie der Kauf und Verkauf von Unternehmensteilen ausgeklammert.

Im zweiten Quartal kletterten die Erlöse im Jahresvergleich um 15 Prozent auf knapp 5 Milliarden Euro. Der bereinigte Gewinn nach Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg um knapp 18 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Rechnet man Konsolidierungs- und Währungseffekte heraus, dann legten beide Kennziffern etwas stärker zu. Unter dem Strich blieb ein auf die Aktionäre anfallender Gewinn von 623 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatten hohe Abschreibungen Heidelbergcement einen Verlust von rund drei Milliarden Euro eingebrockt.

Die Ergebnisse seien stark ausgefallen, lägen aber doch leicht unter den hohen Markterwartungen, schrieb Analyst Gregor Kuglitsch von der Schweizer Großbank UBS. Analystin Elodie Rall von der US-Bank JPMorgan zufolge hat der operative Gewinn die Konsensprognose um vier Prozent verfehlt. Für höhere Konsensschätzungen gebe es kaum Spielraum, nicht zuletzt angesichts voraussichtlich steigender Kosten.

"Wir haben bei wesentlichen Kennzahlen Bestmarken erreicht", betonte Unternehmenschef von Achten indes. Die neue Strategie greife und das Unternehmen mache in allen Bereichen gute Fortschritte. Daher gebe es erstmalig in der Unternehmensgeschichte ein umfangreiches Aktienrückkaufprogramm. Heidelbergcement hatte am Vortag angekündigt, bis Ende September 2023 eigene Aktien im Volumen von bis zu einer Milliarde Euro zurückkaufen zu wollen.

Gut voran kommt Heidelbergcement auch bei dem Abbau seiner Schulden. Das Unternehmen habe dank der guten Entwicklung des Mittelzuflusses (Cashflow) die Finanzschulden im zweiten Jahr in Folge zum Ende des ersten Halbjahres um 1,5 Milliarden Euro reduziert, sagte der scheidende Finanzchef Lorenz Näger. Bis zum Jahresende sollen diese weiter sinken. Dazu sollen auch die Einnahmen aus dem Verkauf der Geschäfte im Westen der USA an den US-Konkurrenten Martin Marietta Materials für 2,3 Milliarden US-Dollar (1,9 Mrd Euro) in bar beitragen. Die Transaktion werde voraussichtlich Ende des dritten Quartals abgeschlossen, sagte von Achten.

Das Unternehmen will sich auf die stärksten Märkte konzentrieren und verkauft deshalb Geschäftsteile, die mittelfristig nicht die Renditeerwartungen erfüllen. Neben dem Geschäft im Westen der USA trennt sich der Konzern gerade im Rahmen der Neuaufstellung seines Griechenland-Geschäfts dort von seinem Geschäft mit Stoffen, die zur Herstellung von Beton und Asphalt benötigt werden, sowie von zwei Transportbetonwerken. Anfang des Jahres schlugen die Heidelberger bereits ihr Kuwait-Geschäft los.

Um gut durch die Corona-Krise zu kommen, hatte Heidelbergcement vor mehr als einem Jahr ein Sparprogramm aufgesetzt. Der Konzern drückte die Kosten allein im vergangenen Jahr um rund 1,3 Milliarden Euro und damit stärker als zunächst geplant.

Bis 2025 will das Management die operative Marge - das bereinigte Ebitda im Verhältnis zum Umsatz - auf 22 Prozent verbessern. 2020 betrug sie bereits 21,1 Prozent. Der Vorstand will Prozesse und Strukturen in Vertrieb, Produktion und Verwaltung optimieren. Vor allem in Nordamerika wolle Heidelbergcement besser werden, hatte von Achten im September gesagt.

Aktuell stehen Veränderungen im Management an: Der langjährige Finanzvorstand Lorenz Näger geht Ende August in den Ruhestand und wird zum 1. September durch René Aldach ersetzt. Neben Aldach rücken auch Nicola Kimm und Dennis Lentz in den Vorstand auf - jeweils auf zwei neu geschaffene Posten. Kimm soll im Unternehmen von Herbst an das Thema Nachhaltigkeit, Lentz die digitale Transformation verantworten./mne/men/mis

Quelle: dpa-Afx