(Neu: Aktienkurs und Analyst)

MAINTAL (dpa-AFX) - Eine hohe Nachfrage aus China und das wachsende Geschäft mit Wassermanagement-Lösungen haben dem Verbindungstechnik-Spezialisten Norma im vergangenen Jahr Rückenwind verliehen. Allerdings bremsten im vierten Quartal die weltweiten Lieferketten-Engpässe die Erholung von Ergebnis und Marge. Die Aktien legte am Mittwoch deutlich zu. Sie stieg als zweitbester Wert des SDax um 5,6 Prozent auf 33,30 Euro.

"Die weltweite wirtschaftliche Erholung hat die Nachfrage nach unseren Verbindungslösungen wieder angekurbelt", sagte Konzernchef Michael Schneider bei der Vorlage der vorläufigen Zahlen am Mittwoch im hessischen Maintal bei Frankfurt. Die Erlöse kletterten 2021 im Jahresvergleich um 14,7 Prozent auf knapp 1,1 Milliarden Euro, wie der im Nebenwerteindex SDax notierte Zulieferer mitteilte. Damit setzte Norma fast soviel um wie im Vor-Corona-Jahr 2019.

Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) legte im vergangenen Jahr auf 113,8 Millionen Euro zu nach 45,3 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Laut dem Unternehmen wirkten sich unter anderem Einsparungen positiv aus. Die entsprechende Marge stieg von 4,8 auf 10,4 Prozent. Mit den Zahlen traf das Unternehmen seine eigene Prognose. Allerdings hatte Norma Mitte September seine Profitabilitätsziele wegen eines anhaltenden Materialmangels für 2021 gekappt.

Angaben zum Überschuss machte Norma zunächst nicht. Zum Ausblick für das laufende Jahr will sich Konzernchef Schneider erst bei der Bekanntgabe der vollständigen Bilanz am 23. März äußern.

Börsianer betonten, dass sich das bereinigte Ebit im vergangenen Jahr mehr oder weniger im Rahmen bewegt habe, während der Umsatzanstieg überrascht habe. Ein Wachstum aus eigener Kraft von mehr als 16 Prozent sei ein starkes Resultat, schrieb Analyst Peter Rothenaicher von der Baader Bank. Dies gelte umso mehr, wenn man die enttäuschende Entwicklung der europäischen Automobilbranche im Schlussquartal betrachte.

Nach Angaben des europäischen Branchenverbandes Acea sind in der Europäischen Union 2021 noch weniger neue Autos zugelassen worden als auf dem Niedrigniveau des Corona-Jahres 2020. Vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2021 belastete der weltweite Mangel an Mikrochips die Autobauer schwer, sodass bei zahlreichen Herstellern die Produktion zeitweise ins Stocken geriet.

Norma aber erwirtschaftet Rothenaicher zufolge hohe Liquiditätsüberschüsse, zudem verbesserten sich die internen Strukturen dank des Ende 2019 gestarteten Transformationsprogramms weiter. Der Experte ist deshalb zuversichtlich, dass das Unternehmen im Jahr 2023 ein weiteres Rekordergebnis erwirtschaften wird. Bis 2024 oder spätestens bis 2025 sollte der Verbindungstechnik-Spezialist in der Lage sein, beim bereinigten Ebit zum vorherigen Höchststand von 16 bis 17 Prozent Marge zurückzukehren.

Norma hatte die Pandemie-Folgen in der ersten Hälfte 2020 deutlich zu spüren bekommen und war in die roten Zahlen gerutscht. Vor allem im zweiten Quartal war es zu einem Einbruch der Nachfrage und zu Produktionsunterbrechungen in zahlreichen Werken gekommen, ehe die Nachfrage nach Verbindungstechnik nach und nach wieder anzog. Bereits ab dem dritten Quartal 2020 ging es für die Hessen wieder aufwärts.

Künftig will Schneider den Fokus noch stärker auf Wassermanagement, Industrieanwendungen und Elektromobilität richten. Norma hatte deshalb bereits Ende 2019 ein Umbau- und Sparprogramm gestartet. Unter anderem wurde im vergangenen Jahr der Einkauf von Produktionsmaterialien für verschiedene Standorte stärker gebündelt. Den US-Produktionsstandort im kalifornischen Fresno integrierte Norma bereits in bestehende Werke. Bis Ende 2022 soll das Werk im thüringischen Gerbershausen geschlossen werden, die dortige Produktion verlagert der Konzern in bestehende Werke in Deutschland, Schweden und Tschechien.

Insgesamt habe Norma mit den Maßnahmen im vergangenen Jahr 27,4 Millionen Euro eingespart, teilte das Unternehmen weiter mit. Im Gegenzug seien für den Konzernumbau Kosten von 1,5 Millionen Euro abgefallen. Ab 2023 will die Firma mit dem Programm jährlich Einsparungen von rund 50 Millionen Euro erzielen. Damit will sich Norma langfristig flexibler und profitabler aufstellen.

Im Gegensatz zu reinen Autozulieferern ist der Konzern breiter aufgestellt. So stellt die Norma Group unter anderem Schläuche, Verschraubungen, Schellen, Rohre und Befestigungen her. Die Produkte des Verbindungstechnik-Spezialisten kommen neben der Autoindustrie auch in der Luftfahrt und Marine, in Kühlsystemen oder im Wassermanagement zum Einsatz. Das Unternehmen beschäftigt laut eigenen Angaben weltweit rund 8200 Menschen und beliefert Kunden in 100 Ländern./mne/jcf/mis

Quelle: dpa-Afx