TOULOUSE (dpa-AFX) - Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus nimmt sich nach einem holprigen Jahr für 2025 mehr Auslieferungen und Gewinn vor. Vorstandschef Guillaume Faury plant die Auslieferung von etwa 820 Passagierjets und damit über 50 mehr als im Vorjahr, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in Toulouse mitteilte. Der operative Gewinn vor Sonderposten (bereinigtes Ebit) soll auf etwa 7 Milliarden Euro klettern. Zugleich verschiebt der Hersteller die Auslieferung des ersten A350-Frachters weiter in die Zukunft.

Am Finanzmarkt wurden die Neuigkeiten mit Kursverlusten quittiert. Die Airbus-Aktie büßte kurz nach Handelsstart fast drei Prozent auf 164,02 Euro ein und gehörte zu den größten Verlierern im Dax. Damit wurde sie noch rund sechs Prozent teurer gehandelt als zum Jahreswechsel.

Für das abgelaufene Jahr dürfen die Anteilseigner mit einer höheren Dividende rechnen: Airbus will je Aktie 3 Euro ausschütten, davon 1 Euro als Sonderdividende. Für 2023 hatte der Konzern je Anteilsschein 2,80 Euro ausgezahlt - auch damals hatte es einen Euro Sonderdividende gegeben.

Im abgelaufenen Jahr steigerte Airbus seinen Umsatz um sechs Prozent auf gut 69 Milliarden Euro. Der bereinigte operative Gewinn ging jedoch um acht Prozent auf 5,4 Milliarden Euro zurück. So hatte der Flugzeugbauer wegen knapper Bauteile mit 766 Passagierjets deutlich weniger Maschinen ausgeliefert als ursprünglich gedacht. Zudem zehrten Belastungen im Raumfahrtgeschäft und beim Militärtransporter A400M am Ergebnis. Die Rüstungs- und Raumfahrtsparte schrieb deshalb tiefrote Zahlen.

Der Überschuss des Konzerns wuchs dennoch um zwölf Prozent auf 4,2 Milliarden Euro, nachdem er im Vorjahr unter ungünstigen Wechselkursen gelitten hatte.

Unterdessen muss die Airbus-Führung ihre Pläne für den Produktionsausbau erneut anpassen. Diesmal trifft es die neue Frachtversion des Großraumjets A350. Deren erstes Exemplar dürfte statt im Jahr 2026 nun erst in der zweiten Jahreshälfte 2027 den Weg in den Liniendienst finden, erklärte das Unternehmen.

Erst im vergangenen Jahr hatte Airbus seine Pläne für die Modellfamilie A320neo erneut anpassen müssen. Konzernchef Faury will die Produktion der meistgefragten Flugzeugreihe der Welt auf 75 Maschinen pro Monat hochfahren, doch die Zulieferer kommen nicht hinterher. Statt 2025 - wie ursprünglich geplant - rechnet die Airbus-Führung inzwischen erst im Jahr 2027 mit der Marke von 75 Stück.

Dabei kämpft der Hersteller mit dem Luxusproblem praller Auftragsbücher. Im vergangenen Jahr holte er zwar nur noch gut Bestellungen über netto 826 Passagier- und Frachtjets herein - und damit nur gut ein Drittel der knapp 2.100 aus dem Vorjahr. Doch der Auftragsbestand wuchs um ein weiteres Prozent auf 8.658 Maschinen Ende 2024. Gemessen an den geplanten Flugzeug-Auslieferungen für 2025 sitzt Airbus damit auf Bestellungen für mehr als zehn Jahre.

Fluggesellschaften haben beim Flugzeugkauf kaum Alternativen: Airbus' einziger nennenswerter Rivale Boeing aus den USA steckt seit Jahren in der schwersten Krise seiner Geschichte. Nach zwei Abstürzen vor rund sechs Jahren, gefährlichen Zwischenfällen und Qualitätsproblemen an gleich mehreren Modellen darf der Hersteller die Produktion seines meistgefragten Typs 737 Max auf Geheiß der Behörden seit über einem Jahr nicht mehr ausweiten.

Internationale Konkurrenz bei Passagierjets kommt inzwischen zwar aus China. Doch der Mittelstreckenjet Comac C919 ist bislang nur für den chinesischen Markt zugelassen - und er funktioniert nur mit Triebwerken von GE Aerospace und Safran , die auch bei Jets von Airbus und Boeing zum Einsatz kommen. Der brasilianische Hersteller Embraer hat neben Geschäftsreiseflugzeugen die Regionaljets der E- und E2-Reihe im Angebot.

Unterdessen versucht Airbus seine Lieferkette mit der Übernahme von Werken seines Zulieferers Spirit Aerosystems zu stabilisieren. Das Unternehmen war vor vielen Jahren als Rumpfsparte von Boeing ausgegliedert worden und belieferte seither beide großen Flugzeugbauer mit Teilen.

Allerdings war Spirit zuletzt für eine Reihe von Boeings Qualitätsproblemen verantwortlich. Der kriselnde Flugzeugbauer will seine einstige Tochter deshalb wieder integrieren. Airbus wiederum will Geschäftsteile von Spirit übernehmen, darunter die Produktion von Rumpfteilen und Tragflächen. Der Vollzug des Deals ist für das laufende Jahr geplant.

An den Geschäftszahlen von Airbus soll die Übernahme in diesem Jahr allerdings kaum zu erkennen sein. Den Angaben zufolge wird sich die Integration von Spirit insgesamt kaum auf den bereinigten operativen Gewinn auswirken, erklärte der Konzern. Der Mittelzufluss vor Kundenfinanzierungen soll mit 4,5 Milliarden Euro ähnlich hoch ausfallen wie im Vorjahr. Zwar erwartet Faury durch die Spirit-Integration eine Belastung von etwa einer halben Milliarde Euro, eine Ausgleichszahlung von Spirit werde dies aber praktisch neutralisieren./stw/tav/jha/

Quelle: dpa-Afx