HAMBURG (dpa-AFX) - Der Kupferkonzern und Metallrecycler Aurubis
Manager Harings gibt sich zuversichtlich, die Schmelzöfen des Konzerns trotz eines weltweit verringerten Angebots an Kupferkonzentrat gut versorgen zu können. Das ist wichtig, denn Aurubis verdient Geld mit dem Schmelzen von Kupfer und dessen Weiterverarbeitung. Eine stockende Rohstoffversorgung schlägt schnell auf den Gewinn durch.
Anders als bei Kupferkonzentrat aus dem Bergbau zeichneten sich am Altkupfermarkt ein verbessertes Angebot sowie steigende Schmelzlöhne ab, hieß es weiter. Dem stehen eine teils geringere Kupfernachfrage sowie ein fortgesetztes Überangebot an Schwefelsäure gegenüber. Schwefelsäure fällt bei der Kupferherstellung als Nebenprodukt an und wird von Aurubis an Düngerproduzenten weiter verkauft.
Dennoch erwartet der Konzernchef für das bis Ende September laufende Geschäftsjahr 2019/20 weiterhin ein operatives Vorsteuerergebnis zwischen 185 und 250 Millionen Euro. Allerdings hat Aurubis dabei nun den belgisch-spanischen Metallrecycler Metallo einbezogen, der seit Juni in die Konzernzahlen eingeht.
Nach den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres steht in Summe ein operatives Vorsteuerergebnis von 133 Millionen Euro zu Buche. Im dritten Geschäftsquartal bis Ende Juni waren es 42 Millionen Euro. Analyst Christian Obst von der Baader Bank schrieb in einer ersten Reaktion von guten Resultaten. Aurubis sei bislang gut durch die Krise gekommen, alle Werke liefen mit einem sehr guten Durchsatz.
Unter dem Strich blieben in dem Dreimonatszeitraum 33 Millionen Euro hängen und damit fast doppelt so viel wie vor einem Jahr. Allerdings hatten damals hohe Sonderbelastungen für den Stopp eines ausufernden Projekts zum Kapazitätsausbau, für den Wartungsstillstand eines Schmelzofens sowie im Zusammenhang mit der Übernahme von Metallo auf das Ergebnis gedrückt. Um diese Effekte bereinigt wäre der Gewinn im Jahresvergleich jetzt eigentlich gefallen.
Vor diesem Hintergrund hob Harings abermals die Bedeutung von Sparmaßnahmen hervor. Aurubis müsse künftig noch kostenbewusster agieren. "Wir werden darum unser Kostensenkungsprogramm in den nächsten Monaten weiter umsetzen."
Der Umsatz sank im dritten Geschäftsquartal um 5 Prozent auf knapp 2,9 Milliarden Euro. Mit 2,66 Milliarden Euro steuerte das Segment Metal Refining & Processing (MRP), das Metallkonzentrate verarbeitet, den weitaus größten Teil der Erlöse bei. Diesem Bereich wird seit Juni auch Metallo zugerechnet. Die 380 Millionen Euro teure Übernahme soll wichtige Wachstumsimpulse liefern, etwa beim Recyling von Kupfer, Nickel, Zinn, Zink und Blei, aber auch anderen Metallen. Damit baut Aurubis seine Möglichkeiten deutlich aus, Metalle etwa aus alten Elektrogeräten zu extrahieren und in den Produktionskreislauf zurückzuführen.
Zur Finanzierung hatte Aurubis im Juni Anleihen mit Nachhaltigkeitskomponente in Höhe von 400 Millionen Euro begeben. Diese ESG-Anleihen sind auch wegen der Klimawandeldebatte bei Investoren aktuell sehr beliebt. Erfüllt ein Unternehmen bestimmte Kriterien mit Blick auf Umwelt, Soziales oder die Unternehmensführung nicht, können höhere Zinsen fällig werden.
Teil des Unternehmensumbaus ist der geplante Verkauf des Geschäfts rund um Flachwalzprodukte (FRP). Dieses leidet besonders unter der Autoflaute und einer damit einhergehenden schwachen Nachfrage etwa nach Steckverbindern. Eigentlich wollte Aurubis den Geschäftsbereich schon längst losgeworden sein, doch die europäischen Wettbewerbshüter äußerten Bedenken gegen einen Verkauf an den Konkurrenten Wieland Werke und untersagten ihn 2019.
Nun spricht Aurubis wieder von "fortgeschrittenen Verhandlungen" zur Veräußerung des FRP-Segments, nachdem zuletzt lediglich von einer Prüfung der strategischen Optionen die Rede war. Wer der Interessent ist und bis wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist, wollte eine Sprecherin auf Anfrage aber nicht sagen.
Bei den Anlegern kamen die Resultate und die Verkaufsfortschritte gut an. Der Kurs der Aurubis-Aktie stieg am Vormittag zeitweise auf 61,28 Euro und damit auf den höchsten Stand seit Oktober 2018. Zuletzt kostete das Papier mit 60,06 Euro noch 0,60 Prozent mehr als tags zuvor. Seit dem Crashtief im Zuge der Corona-Panik an den Börsen im März hat sich der Aktienkurs nun in etwa verdoppelt. Im bisherigen Jahresverlauf summieren sich die Kursgewinne auf rund zehn Prozent, während es für den MDax um etwa zweieinhalb Prozent nach unten ging. Fast 30 Prozent der Aurubis-Anteile gehören dem Stahlkonzern Salzgitter./mis/stw/stk
Quelle: dpa-Afx