HANNOVER (dpa-AFX) - Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental hat im ersten Quartal trotz der mauen Branchenlage besser abgeschnitten. Vor allem in der Autozulieferung, die abgespaltet wird, entwickelten sich die Geschäfte deutlich günstiger. Dazu trugen auch Sonderregeln in der Buchhaltung bei. Aber auch bereinigt um diesen Effekt lief es beim Dax -Konzern besser als gedacht. Vor allem die Kostensenkungen durch den Stellenabbau wirkten sich dabei aus. Für die Branche wird Conti hingegen vorsichtiger und die möglichen Belastungen aus US-Zöllen kann das Unternehmen weiter nicht konkret abschätzen. Die Conti-Aktie stieg aber.

Das Papier kletterte am Vormittag um 1,20 Prozent auf 70,94 Euro. In der Spitze war es sogar auf mehr als 73 Euro nach oben gegangen auf ein Hoch seit mehr als einem Jahr. Der Rückschlag wegen der US-Zollflut von Anfang April ist abgehakt. Analyst Michael Aspinall sprach von einem starken Jahresstart in der Autozulieferung, was deren Profitabilität angeht. Der Experte verwies auch auf Detailangaben zur Zollsituation zwischen den USA und Mexiko. Die Kunststofftechniksparte Contitech habe jedoch schwächer abgeschnitten als erwartet.

Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis der Hannoveraner betrug 639 Millionen Euro und lag damit gut dreimal so hoch wie im Vorjahresquartal, wie der Konzern am Dienstag mitteilte. Dabei kam zum Tragen, dass Conti die Autozulieferung nach dem Beschluss zum Spin-off als nicht fortgeführten Geschäftsbereich ausweist. Nach Rechnungslegungsregeln (IFRS 5) werden damit im verbleibenden Restkonzern seit dem Abspaltungsbeschluss keine Abschreibungen für das abzugebende Geschäft mehr angerechnet.

Auch ohne diesen Effekt verbesserte sich die Lage im umsatzmäßig größten Geschäftsteil jedoch deutlich. Ein Jahr zuvor hatte Conti hier tiefrote Zahlen geschrieben. Die operative Marge wäre von minus 4,0 Prozent auf jetzt plus 1,6 Prozent gestiegen, hätten die Abschreibungen wie bisher fortgeführt werden müssen. Fachleute hatten nur mit einem leicht über der Gewinnschwelle liegenden Wert gerechnet.

Conti hatte in der Autozulieferung in einem Sparprogramm den Abbau von über 10.000 Stellen angekündigt, von denen mittlerweile ein Großteil weggefallen ist. Betroffen ist die Verwaltung, zudem soll bei Forschung und Entwicklung gespart werden. Die Sparte musste früher oft vom profitablen Reifengeschäft mitfinanziert werden, soll aber in diesem September eigenständig an die Börse und dafür fit gemacht werden.

Um Wechselkurse sowie Konsolidierungseffekte bereinigt erzielte das Geschäft mit Bremsen, Elektronik und weiteren Autoteilen einen kleinen Umsatzanstieg. Und das, obwohl insgesamt ein Rückgang der weltweiten Produktion von Autos und leichten Nutzfahrzeugen zu verzeichnen war, wovon Conti in der Sparte maßgeblich abhängt. In China gab es einen starken Anstieg der Autoproduktion, in Nordamerika und vor allem in Europa ging es aber weiter bergab.

Für Conti hat sich die Lage weltweit nach den ersten Monaten auch nochmal verdüstert. So ging der Konzern für dieses Jahr im Mittel von einer weltweit weitgehend stabilen Autoproduktion aus, in einem Bereich von minus bis plus einem Prozent. Nun dürften 2025 bis zu drei Prozent weniger Autos von den Bändern der Hersteller laufen. Selbst im günstigsten Fall dürfte branchenweit nur ein Minus von einem Prozent erreicht werden.

Angesichts der dynamischen Situation könne der Konzern die konkreten Effekte erhöhter US-Zölle auf die eigenen Geschäftszahlen nicht genau beziffern, sagte Finanzchef Olaf Schick im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Die Auswirkungen würden laufend bewertet. Produktionsverlagerungen müssten mit den Kunden abgestimmt werden. Extra gebildete Arbeitsgruppen im Konzern kümmerten sich um die Verbesserung der Zulieferketten.

In die USA importiert Contis Autoteilesparte mehr als die Hälfte der Güter aus Mexiko. Fast alle dieser Teile erfüllen den Angaben zufolge die Bedingungen des nordamerikanischen Freihandelsabkommens und sind damit von den spezifischen Autoteile-Zöllen in Höhe von 25 Prozent ausgenommen.

Im Reifenbereich sieht es anders aus: Conti stellt vor Ort gut 40 Prozent der dort verkauften Reifen für Autos und leichte Nutzfahrzeuge her und im Lkw-Bereich mehr als 90 Prozent. Importe kommen vorwiegend aus Europa und unterliegen damit Zollerhöhungen von US-Präsident Donald Trump. Dieser hatte einen generellen sogenannten reziproken Einfuhrzoll von 10 Prozent auf alle Güter aufgeschlagen.

Der Konzernumsatz ging im Gesamtkonzern in den ersten drei Monaten auf Jahressicht um 0,8 Prozent auf 9,7 Milliarden Euro zurück. Der Nettogewinn lag bei 68 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte Conti noch einen Verlust von 53 Millionen Euro ausgewiesen.

Die Umsatz- und Margenprognosen für die einzelnen Geschäftsbereiche bestätigte Konzernchef Nikolai Setzer. Aufgrund des geplanten Spin-offs der Autozuliefersparte an der Börse formuliert Conti seine Ziele nun für den Restkonzern aus Reifengeschäft und Kunststofftechnik sowie gesondert für das abzuspaltende Geschäft mit Autoteilen. Der Ausblick berücksichtigt dabei jedoch weiter keine möglichen Belastungen aus künftigen Zöllen und weiteren Handelsbeschränkungen.

Für den Conti-Restkonzern peilt das Management nun einen Umsatz im Bereich von 19,5 bis 21 Milliarden Euro an, bei einer operativen Marge (bereinigtes Ebit) von 10,5 bis 11,5 Prozent.

Im Unternehmensbereich Automotive, der im September unter dem Namen Aumovio separat an der Börse starten soll, wird der Erlös weiter bei 18 bis 20 Milliarden Euro gesehen und die operative Marge bei 2,5 bis 4,0 Prozent./men/mis/jha/

Quelle: dpa-Afx