LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Der Kunststoff-Spezialist Covestro
Sollte sich der aktuelle Trend fortsetzen, dürften die Verkaufsmengen im Juli sogar nur noch leicht unter dem Vorjahreswert liegen, sagte Covestro-Chef Markus Steilemann im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Für das dritte Quartal traut er sich wegen der Corona-Unsicherheiten dennoch keine konkrete Ebitda-Prognose zu, verweist aber auf die durchschnittliche Analystenschätzung von 248 Millionen Euro. "Mit dieser Zahl kann ich gut leben."
Bei dem auch für die Dividende wichtigen freien operativen Mittelzufluss sollen es 2020 laut Covestro im besten Fall plus 300 Millionen Euro werden, im schlimmsten minus 200 Millionen Euro. Bei dieser Kennziffer machte das Unternehmen im zweiten Quartal auch dank Kostensenkungen Fortschritte. Nach einem Minus von 55 Millionen Euro vor einem Jahr steht nun ein Plus von 24 Millionen Euro zu Buche, was vor allem an niedrigeren Investitionen lag.
Damit entwickelte sich der Mittelzufluss entgegengesetzt zu Umsatz und operativem Gewinn, die beide wegen eines Nachfrageeinbruchs und niedrigerer Verkaufspreise durch die Corona-Krise wie bereits bekannt deutlich gefallen waren. Zudem macht dem Konzern schon länger der Konkurrenzdruck zu schaffen, da viele Wettbewerber in den letzten Jahren ihre Kapazitäten erweitert hatten. So sank der Umsatz im zweiten Quartal im Jahresvergleich um rund ein Drittel auf 2,16 Milliarden Euro.
Das Ebitda brach um knapp 73 Prozent auf 125 Millionen Euro ein. Unter dem Strich fiel ein Verlust von rund 52 Millionen Euro an, was wegen eines Steuereffekts allerdings etwas besser ist als Anfang Juni im Rahmen der Eckdaten mitgeteilt. Vor einem Jahr hatte hier allerdings noch ein Plus von 189 Millionen Euro gestanden.
Unter Druck standen dabei alle drei Sparten des Konzerns. Das Geschäft mit Vorprodukten für Hart- und Weichschäume (PUR, Polyurethane), die etwa in Autositzen, Stühlen oder auch als Dämmstoffe eingesetzt werden, bekam dabei eine schwache Nachfrage der Autobranche sowie der Möbel- und Holzverarbeitungsindustrie zu spüren. Das gilt auch für kleinste Segment CAS rund um Vorprodukte für Lacke, Klebstoffrohstoffe und Spezialanwendungen.
Die Autoflaute setzte auch der Polycarbonat-Sparte zu, die harte Kunststoffe etwa für den Autobau, aber auch in der Elektroindustrie und vielen anderen Branchen herstellt. Allerdings sorgten hier etwas bessere Geschäfte mit der Bauindustrie für ein gewisse Milderung. Zudem geriet der Absatz in die Elektronik- und Haushaltsgeräteindustrie nicht ganz so sehr unter Druck.
Analyst Markus Mayer von der Baader Bank hob denn auch hervor, dass die überraschend robuste Geschäftsentwicklung von Covestro im zweiten Quartal auf die Polycarbonat-Sparte zurückzuführen sei. Die beiden anderen Sparten hätten schlechter abgeschnitten als gedacht.
Um der Corona-Krise zu entgegenzutreten, hatte Covestro bereits im April die Sparbemühungen intensiviert. Bei den kurzfristigen Kostensenkungen sind für 2020 seither statt 200 Millionen Euro mehr als 300 Millionen Euro geplant - zusätzlich zum laufenden Restrukturierungsprogramm, das 2020 einen Beitrag von 100 Millionen Euro liefern soll. Insgesamt sieht Konzerchef Steilemann das Unternehmen hier auf Kurs.
Nachdem die Anfang Juli vorlegten Eckdaten die Erholung der Covestro-Papiere noch angetrieben hatten, machten einige Anleger am Donnerstag erst einmal weiter Kasse. Der Aktienkurs fiel 1,16 Prozent auf 36,71 Euro, während der deutsche Leitindex Dax zulegte. So waren die Anteilsscheine erst vor wenigen Tagen, wie im Juni schon einmal, an der Hürde bei 38 Euro gescheitert. Damit hatten sie sich aber auch schon um mehr als 60 Prozent vom Corona-Crashtief erholt./mis/nas/eas
Quelle: dpa-Afx