BADEN-BADEN (dpa-AFX) - Der zuletzt mit dem Vorwurf von Bilanztricksereien ringende Leasingspezialist Grenke
Es habe sich herausgestellt, dass der Risikovorsorgebedarf gesunken ist. "Dieser wurde - bedingt durch die hohe Unsicherheit infolge der Pandemie - vom Vorstand bislang höher eingeschätzt. Wesentlicher Grund für die veränderte Einschätzung ist das anhaltend stabile Zahlungsverhalten der Kunden", hieß es in der Mitteilung. Auch wenn eine hohe Unsicherheit bestehen bleibe, erkenne Grenke doch allmählich eine Normalisierung des operativen Geschäfts.
Finanzvorstand Sebastian Hirsch bekräftigte die Prognose eines wahrscheinlich sinkenden Neugeschäfts. "Vor allem aufgrund der anhaltend negativen Einflüsse der Pandemie erwartet der Vorstand unverändert ein Leasingneugeschäft zwischen 1,7 und 2,0 Milliarden Euro nach 2,0 Milliarden Euro im Jahr 2020", sagte er laut Mitteilung. "Der Vorstand geht unverändert davon aus, dass eine bilanzielle Eigenkapitalquote von mehr als 16 Prozent erreicht wird. Die Aktie drehte nach der erhöhten Gewinnprognose ins Plus und legte zuletzt rund vier Prozent zu. Zum Handelsstart war die Aktie noch etwas unter Druck, nachdem Grenke am Dienstagabend das Ergebnis der Sonderprüfung der 2019er-Bilanz durch die Finanzaufsicht Bafin mitgeteilt hatte. Diese habe dabei wie in einem Zwischenbericht bereits angedeutet einige Fehler gefunden. So habe Grenke versäumt, zwölf Tochterunternehmen sowie acht weitere Gesellschaften ab dem Zeitpunkt der Beherrschung in die Bilanz mit einzubeziehen. Das habe etwa dazu geführt, dass Posten zu hoch ausgewiesen wurden.
Die beanstandeten Punkte habe Grenke bereits mit dem Abschluss 2020 für das Vorjahr angepasst, sagte Finanzchef Hirsch der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Auf die 2020er-Bilanz, deren Veröffentlichung sich wegen der von Grenke selbst in Auftrag gegebenen Sonderuntersuchung durch den Buchprüfer KPMG bereits verzögert hatte, haben die Feststellungen nach Auffassung des Unternehmens keine Auswirkung mehr. Die jetzt von der Bafin angeführten Aspekte für 2019 seien im Zahlenwerk des vergangenen Jahres bereits berücksichtigt.
Grenke sieht auch von Seiten der Finanzaufsicht keinen zusätzlichen Änderungsbedarf. "Nach dem Verständnis des Unternehmens sieht auch die Bafin keinen weiteren Anpassungsbedarf von Jahresabschlüssen", hatte es in der Grenke-Mitteilung vom Dienstagabend geheißen. Finanzvorstand Hirsch bezeichnete den Abschluss der Prüfung der Bilanz für 2019 durch die Bafin als "weiteren Schritt in die Normalität."
Grenke war im Herbst 2020 ins Kreuzfeuer des Leerverkäufers Viceroy geraten. Dieser warf dem Unternehmen unter anderem ein undurchsichtiges Geschäftsmodell mit nicht werthaltigen Leasing-Forderungen oder Beteiligungen vor - der Kurs der Grenke-Aktie stürzte daraufhin ab. Mitte Mai hatte der Konzern allerdings das uneingeschränkte Testat für den 2020er-Abschluss erhalten und damit wieder etwas Vertrauen bei den Investoren zurückgewonnen. Nachhaltig behoben ist der Kurssturz aber noch nicht./zb/men/jha/
Quelle: dpa-Afx