BADEN-BADEN (dpa-AFX) - Der Leasingspezialist Grenke ist im dritten Quartal dank der gestiegenen Zinsen bei der Rendite im Neugeschäft seinem mittelfristigen Ziel nähergekommen. Im Leasingneugeschäft sei die Marge gemessen am Deckungsbeitrag, also der Differenz zwischen den Erlösen und den variablen Kosten, in den Monaten Juli bis September im Vergleich zum zweiten Quartal um einen halben Prozentpunkt auf 16,4 Prozent gestiegen, teilte der Konzern am Mittwoch in Baden-Baden mit. Da sich Grenke seit einiger Zeit wieder stärker auf Verträge mit größerem Volumen fokussiert, die in der Regel nicht so profitabel sind, ging die Marge im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 Prozentpunkte zurück. Bis 2024 soll die Rendite im Neugeschäft trotz der Konzentration auf höhere Losgrößen wieder bei rund 17 Prozent liegen.

Bereits am Dienstag hatte der Konzern die Prognose für das Neugeschäft im laufenden Jahr nach oben geschraubt. Der Vorstand geht jetzt von einem Volumen im Leasingneugeschäft zwischen 2,1 Milliarden und 2,3 Milliarden Euro aus. Zuvor hatte die Spanne 100 Millionen Euro niedriger gelegen. 2024 soll das Volumen im Leasing-Neugeschäft einen Wert von rund 3,4 Milliarden Euro erreichen. Die im Nebenwerte-Index SDax notierte Aktie war in der Folge um zwölf Prozent angestiegen.

Im dritten Quartal des laufenden Jahres zog das Neugeschäft um rund 52 Prozent auf knapp 566 Millionen Euro an. Dabei konnte das Unternehmen den Auslandsanteil erhöhen. So zog das Leasingneugeschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH-Region) lediglich um ein Drittel auf 151 Millionen Euro an, während es in Westeuropa ohne die drei Länder um die Hälfte anstieg. In anderen Regionen wuchs das Neugeschäft noch kräftiger. Der Deckungsbeitrag 2 (DB2) zog zwischen Juli und Ende September im Vergleich zum Vorjahr um fast 46 Prozent auf rund 93 Millionen Euro an. Den ausführlichen Bericht zum dritten Quartal will Grenke am 10. November vorlegen.

"Wir haben uns noch besser entwickelt als erwartet, deshalb setzen wir unsere Ziele jetzt rauf", sagte Grenke-Chef Michael Bücker. "Seit meinem Amtsantritt vor gut einem Jahr haben wir Quartal für Quartal das Wachstum beschleunigt - trotz Corona, Lieferengpässen und Energiekrise." Der Trend sei stabil. Nach den Worten des Finanzchefs Sebastian Hirsch investieren die Kunden auch und gerade jetzt, um wettbewerbsfähig zu bleiben. "Steigende Zinsen und Inflation machen Leasing zum idealen Instrument, um diese Investitionen schnell zu realisieren und gleichzeitig die eigene Liquidität zu schonen."

An der Börse sorgten die Neuigkeiten nur begrenzt für Auftrieb, nachdem die Aussagen zum Volumen und die erhöhte Prognose am Dienstag einen zweistelligen Kursanstieg angestoßen hatten. Am Mittwoch zog der Kurs zunächst um 0,1 Prozent auf 21,20 Euro an, schnitt aber besser ab als der SDax. Damit liegt der Kurs immer noch rund ein Sechstel über dem Ende September erreichten Mehrjahrestief von 17,99 Euro.

Die Aktie befindet sich seit Jahren auf Talfahrt. Neben Corona sorgte auch eine Attacke des Leerverkäufers Viceroy 2020 für heftige Verluste. Dieser warf dem Konzern unter anderem ein undurchsichtiges Geschäftsmodell mit nicht werthaltigen Leasing-Forderungen oder Beteiligungen vor - der Kurs der Grenke-Aktie stürzte daraufhin ab. Insgesamt ging es für den Kurs seit dem Rekordhoch von 107,30 Euro im Herbst 2018 um 80 Prozent nach unten. Der Unternehmenswert sackte auf zuletzt weniger als eine Milliarde Euro./zb/jcf/men

Quelle: dpa-Afx