BADEN-BADEN (dpa-AFX) - Der krisengeschüttelte Leasingspezialist Grenke
Der Deckungsbeitrag des Leasingneugeschäfts stieg den Angaben nach um rund zwei Prozent auf 72 Millionen Euro. Der Deckungsbeitrag ist die Differenz zwischen den Erlösen und den variablen Kosten und zeigt den Beitrag des Neugeschäfts zur Deckung der Fixkosten. Die Deckungsbeitrags-Marge legte dementsprechend auf 18,1 (Vorjahr: 17,5) Prozent zu. Dies sei vor allem auf den Fokus auf profitablere Geschäfte mit kleineren Leasingverträgen zurückzuführen. Der durchschnittliche Wert eines Leasingvertragsabschlusses sank auf etwas mehr als 7100 Euro. Vor einem Jahr hatte er noch bei knapp 8000 Euro gelegen.
"Wenn wir uns die vergangenen Monate anschauen, dann sehen wir, es geht jetzt wieder bergauf. Gleichwohl befinden wir uns weiterhin in einem von der Pandemie geprägten Marktumfeld", sagte Finanzvorstand Sebastian Hirsch. "Mit Beginn der Covid-19-Krise haben wir in unseren Neugeschäftsaktivitäten gezielt auf Risikolimitierung und kleinteiliges Geschäft gesetzt. Diese Strategie ist aufgegangen. Doch nun steht der nächste Schritt an, wir wollen auch das Volumen sukzessive steigern". Möglich mache dies auch ein erst Ende Juni abgeschlossener Kreditrahmen über 250 Millionen Euro.
Grenke war im Herbst 2020 ins Kreuzfeuer des Leerverkäufers Viceroy geraten. Dieser warf dem Unternehmen unter anderem ein undurchsichtiges Geschäftsmodell mit nicht werthaltigen Leasing-Forderungen oder Beteiligungen vor - der Kurs der Grenke-Aktie stürzte daraufhin ab. Mitte Mai hatte der Konzern allerdings das uneingeschränkte Testat für den 2020er-Abschluss erhalten und damit wieder etwas Vertrauen bei den Investoren zurückgewonnen. Nachhaltig behoben ist der Kurssturz aber noch nicht.
Auf die Neugeschäftszahlen reagierte das Papier mit einem leichten Aufschlag. Der Kurs zog am Freitag im frühen Handel um bis zu knapp drei Prozent auf 38,45 Euro an. Vor der Attacke hatte der Kurs noch bei 55 Euro gelegen und war binnen weniger Tage unter 25 Euro gesackt. Seit Kurzem ist die Aktie wieder im SDax notiert, nachdem das Papier wegen der verschobenen Bilanzvorlage zwischenzeitlich aus dem Kleinwerteindex gefallen war. Vor dem Kursabsturz im vergangenen Herbst war das Unternehmen im Nebenwerteindex MDax gelistet.
Die Turbulenzen nach den Viceroy-Vorwürfen hatten auch zu einem Wechsel an der Spitze des Unternehmens geführt. Mitte Juni teilte das Unternehmen mit, dass die Chefin Antje Leminsky überraschend gehe. Die Managerin habe sich aus persönlichen Gründen entschieden, das Unternehmen zum 30. Juni zu verlassen, hieß es damals. Leminsky verlässt den Konzern nach acht Jahren im Vorstand, davon drei Jahre als Vorstandsvorsitzende. Ihr Nachfolger wird zum 1. August Michael Bücker, zuletzt Mitglied des Vorstands der Bayerischen Landesbank.
Neben dem Abgang Leminskys gab es eine Reihe weiterer Wechsel im Management des Konzerns oder wichtiger Sparten wie etwa der Grenke Bank. Diese war zuletzt in den Fokus der Bafin geraten. Auch im Aufsichtsrat stehen Änderungen an. So wird Firmengründer Wolfgang Grenke, der auch ins Visier des Leerverkäufers Viceroy geraten war, künftig nicht mehr im Aufsichtsgremium vertreten sein. Da Grenke zusammen mit seiner Familie etwas mehr als 40 Prozent des derzeit mit 1,8 Milliarden Euro bewerteten Unternehmens hält, wird für ihn bei der Hauptversammlung Ende Juli wahrscheinlich einer seiner Söhne in den Aufsichtsrat rücken./zb/ngu/jha/
Quelle: dpa-Afx