BADEN-BADEN (dpa-AFX) - Der nach Manipulationsvorwürfen unter Druck stehende Leasingspezialist Grenke
Unterdessen gab auch die Sonderprüfung durch den regulären Wirtschaftsprüfer KPMG bislang keine konkreten Hinweise. KPMG habe im Rahmen ihrer Prüfung bisher keine Anhaltspunkte gefunden, die vermuten ließen, dass das Leasinggeschäft des Konzerns nicht existiere. Auch für die Behauptung, Grenke sei systematisch an Geldwäsche beteiligt gewesen oder habe diese ermöglicht, hätten die Wirtschaftsprüfer bisher keine Hinweise gefunden, hieß es. Einen Verstoß gegen eine BaFin-Anordnung bei der Überprüfung eines in den Vorwürfen genannten Einzelfalls habe KPMG nicht erkennen können.
KMPG weise allerdings ausdrücklich darauf hin, dass weitere umfassende Analysen und Arbeiten erforderlich seien, "die auf alle Gebiete der Prüfung ausstrahlen können". KPMG setze die gesonderte Prüfung fort, die Bestandteil der normalen Jahresabschlussprüfung sind.
Die Mitteilung gab der Grenke-Aktie indes einen Schub. Sie schloss am Mittwoch 5,29 Prozent im Plus mit 39,80 Euro. Vor den ersten Vorwürfen Mitte September war die Grenke-Aktie noch rund 55 Euro wert. Im Tief stürzte sie dann auf weniger als 24 Euro ab. Kommende Woche muss Grenke seinen Platz im MDax
Die Investorengruppe Viceroy Research hatte Grenke Mitte September öffentlich angegriffen und dem Konzern unter anderem ein undurchsichtiges Geschäftsmodell mit unlauteren Praktiken, Scheingewinnen und zu hoch ausgewiesenen Geldbeständen vorgeworfen.
Hinter dem Shortseller Viceroy steht der Brite Fraser Perring, der sich bereits mit dem inzwischen insolventen Zahlungsabwickler Wirecard
Der Grenke-Vorstand hatte zudem bereits angekündigt, das von Perring heftig kritisierte Franchise-System beenden zu wollen. Die bestehenden Franchise-Gesellschaften sollen in den Konzern integriert werden und künftig will Grenke mit eigenen Start-up-Gesellschaften expandieren.
Die Gesellschaft WKGT stufte das Expansionsmodell von Grenke, bei dem Franchise-Gesellschaften nach einigen Jahren übernommen werden, zwar als "sehr spezifisch" und "mit anderen am Markt zugänglichen Transaktionen schwer vergleichbar" ein. Grenke sei aber bei einzelnen Transaktionen von der marktüblichen Bewertungspraxis abgewichen. Insgesamt beliefen sich diese "kaufpreiserhöhenden Abweichungen" auf 15,1 Millionen Euro, dies entspräche rund 13 Prozent der Kaufpreise. Die festgestellten Abweichungen seien aus Sicht von WGKT "nicht unerheblich", lägen aber "im Rahmen üblicher Unschärfen bei der Bewertung von Unternehmen in einer frühen Entwicklungsphase".
Die Prüfer hätten zudem die Einbindung externer Finanzinvestoren für die Expansion "als grundsätzlich nachvollziehbar" beurteilt, die ausschließliche Zusammenarbeit mit der CTP Handels- und Beteiligungs GmbH sei für WKGT hingegen nur zum Teil nachvollziehbar.
Grenke hatte nach eigenen unter anderem durch die Franchise-Firmen seine internationale Expansion forciert. Die Kapitalmehrheit an diesen Unternehmen liegt bei verschiedenen Finanzinvestoren, darunter die CTP Handels- und Beteiligungs GmbH (CTP). Deren indirekter Eigentümer ist seit Anfang 2020 Unternehmensgründer Wolfgang Grenke.
Auch die Prüfungen der WKGT dauern an. Die Gesellschaft setzt nun die Recherche zu personellen und gesellschaftsrechtlichen Beziehungen in Bezug auf die Eigentümerstrukturen der erworbenen Gesellschaften fort. /niw/tav/mis
Quelle: dpa-Afx