TAUFKIRCHEN (dpa-AFX) - Der Rüstungselektronik-Anbieter Hensoldt hat bei Anlegern fast eine Viertelmilliarde Euro für die Übernahme des Sicherheitstechnik-Spezialisten ESG eingesammelt. Zwei Tage nach der Ankündigung des Deals wurde das Unternehmen 10,5 Millionen neue Aktien zum Stückpreis von 22,94 Euro los, wie es am Donnerstagabend in Taufkirchen mitteilte. Das entspricht einem Bruttoerlös von 241 Millionen Euro. Den Rest des ESG-Kaufpreises von insgesamt bis zu 730 Millionen Euro will Hensoldt größtenteils mit neuen Krediten über 450 Millionen Euro finanzieren.

Die Hensoldt-Aktie legte am Freitag nach anfänglichen Kursverlusten gegen Mittag um rund vier Prozent auf 24,92 Euro zu und gehörte zu den stärksten Titeln im MDax , dem Index der mittelgroßen Werte. Damit notierte sie auch klar über dem Platzierungspreis der neuen Aktien. Allerdings war der Kurs seit Bekanntwerden der Überlegungen zu der Übernahme und der Kapitalerhöhung Mitte November spürbar gesunken.

Bei der Kapitalerhöhung zog der Bund mit rund 60 Millionen Euro mit. So gehört dem deutschen Staat weiter gut ein Viertel von Hensoldt. Die Bundesrepublik hält ihre Beteiligung aus sicherheitspolitischem Interesse, denn Hensoldt liefert wichtige Radarsysteme etwa für den Kampfjet Eurofighter und verschiedene Panzermodelle.

Der italienische Rüstungs- und Luftfahrtkonzern Leonardo , der bisher ebenfalls 25,1 Prozent der Anteile gehalten hatte, zeichnete hingegen keine neuen Aktien. Alle neuen Papiere sind ab diesem Jahr gewinnberechtigt.

ESG wurde 1967 in München gegründet und gehört derzeit der Münchner Beteiligungsgesellschaft Armira. Das Unternehmen entwickelt und betreibt teils sicherheitsrelevante Elektronik und Computersysteme und bietet die zugehörige Beratung an. Laut Hensoldt spielt das Unternehmen auch eine entscheidende Rolle bei dem geplanten europäischen Luftkampfsystem FCAS und dem Tarnkappen-Kampfflugzeug F-35 von Lockheed Martin , das künftig auch bei der Bundeswehr zum Einsatz kommen soll.

Aktuell beschäftigt ESG nach eigenen Angaben rund 1400 Mitarbeiter. Für 2023 erwartet das Unternehmen einen Umsatz von rund 330 Millionen Euro. Dieser soll jährlich um einen niedrigen zweistelligen Prozentsatz wachsen. Davon sollen etwa 14 Prozent als Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) übrig bleiben. Hensoldt erwartet sich von der Übernahme jährliche Kostensynergien von 19 Millionen Euro.

Die Beteiligungsgesellschaft Armira hatte ESG im Jahr 2016 vom europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus sowie den weiteren Anteilseignern Thales , Northrop Grumman und Rohde & Schwarz erworben. Mit der Übernahme durch Hensoldt finden folglich zwei frühere Airbus-Ableger zueinander: Der Konzern hatte sich 2018 endgültig von seiner damaligen Tochter Hensoldt getrennt./stw/tav/jha/

Quelle: dpa-Afx