MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Lkw- und Zugbremsen-Hersteller Knorr-Bremse
Erst Ende Juni hatte das Management ein "grundsätzliches Interesse am möglichen Erwerb von rund 60 Prozent der Aktien der Hella GmbH & Co. KGaA von Mitgliedern der Gründerfamilie" bestätigt. Investoren war das allerdings sauer aufgestoßen: Knorr-Bremse-Aktien büßten danach rund ein Fünftel ihres Wertes ein. Schon am Mittwochabend nach der Absage der Pläne ging es für die Titel daher nachbörslich nach oben, am Donnerstag legten sie dann auch im Haupthandel ordentlich zu.
Der Aktienkurs kletterte zuletzt um mehr als 8 Prozent auf 97,74 Euro, in der Spitze war es zuvor bis auf 99,48 Euro nach oben gegangen. Mit dem Kursplus liegen die Titel aber weiter deutlich unter dem Niveau von mehr als 110 Euro, das die Papiere noch vor der Interessensbekundung an Hella erreicht hatten.
Analysten hatten sich deutlich skeptisch zu einem Hella-Deal geäußert. Metzler-Experte Stephan Bauer begrüßte denn auch in einer Reaktion am Donnerstag das abgeblasene Vorhaben. Im Fall einer Übernahme wäre wegen des gesunkenen Aktienkurses von Knorr-Bremse eine größere Kapitalerhöhung notwendig gewesen, begründete er seine Sicht. Die unterschiedlichen Endmärkte der Unternehmen hätten seiner Meinung nach das Geschäftsmodell von Knorr-Bremse auch anfälliger für Schwankungen gemacht.
Das Management von Knorr-Bremse lenkte nun ein. Eine Übernahme würde nicht hinreichend zusätzlichen Wert für die Aktionäre schaffen, sagte Konzernchef Jan Mrosik laut Mitteilung. Grundsätzlich sei das Unternehmen offen für Zukäufe, "allerdings haben sich für uns Chancen für einen möglichen Transfer von Kompetenzen speziell in den Nutzfahrzeugbereich nicht in ausreichendem Maße bestätigt", erklärte der Manager mit Blick auf Hella.
Die Hella-Aktien verloren am Donnerstag gut 2 Prozent auf 56,64 Euro. Damit bewegten sie sich weiterhin in Sichtweite ihres Rekordhochs von 61,90 Euro, auf das die Papiere Ende Juni infolge des Interesses von Knorr-Bremse gestiegen waren.
Die Übernahmefantasie bleibt bei Hella somit auch erhalten. Im Mai hatte das "Manager Magazin" berichtet, dass es bei einem möglichen Verkauf des Anteils der Industriellenfamilie Hueck schnell gehen könnte. Der 71-jährige Jürgen Behrend, der den Autozulieferer lange geführt hatte und seit einigen Jahren im Gesellschafterausschuss sitzt, drücke aufs Tempo, hieß es unter Berufung auf das Unternehmensumfeld. Interessenten gebe es einige, wie etwa die Finanzinvestoren Advent und Bain Capital, die als Team antreten würden, sowie CVC und Blackstone.
Auch die Autozulieferer Hasco und Faurecia erwägten Gebote, hieß es damals. Laut "Handelsblatt" ist die chinesische Hasco aber mittlerweile aus dem Rennen./men/mis/tav/stk
Quelle: dpa-Afx