HERZOGENAURACH (dpa-AFX) - Probleme in der Lieferkette und steigende Frachtkosten verderben dem Sportartikelkonzern Puma
Luftfracht ist Gulden zufolge auch keine wirkliche Option. Auch da gebe es derzeit keine großen freien Kapazitäten. Am Finanzmarkt überschattete dies bei der Vorlage der detaillierten Zahlen zum zweiten Quartal das zuletzt rasante Wachstum, zumal das bereits seit Mitte Juli bekannt ist. Die Puma-Aktie fiel in der Spitze um mehr als vier Prozent und sackte damit zwischenzeitlich unter die Marke von 100 Euro. Zuletzt notierte das Papier wieder leicht darüber, lag aber mit einem Abschlag von 3,4 Prozent immer noch am MDax-Ende.
Neben den Engpässen bei der Fracht und den damit eingehenden explodierenden Transportkosten ist auch die Corona-Pandemie mit Blick auf die Lieferketten noch nicht ausgestanden. Im Gegenteil: So steigen die Infektionszahlen in weiten Teilen der Welt wieder an. In Südvietnam, einem wichtigen Produktionsstandort für Puma, ist es zuletzt wieder zu Beschränkungen gekommen, Fabriken wurden geschlossen. Puma versucht nun, Produktion zu verlagern, etwa in den Norden des Landes.
Einfach sind solche Verschiebungen jedoch nicht, da Puma nur mit ihnen bekannten Werken zusammenarbeitet. Und die Fertigung zurück nach Europa zu verlagern, ist auch nur selten eine Möglichkeit. Bei Schuhen sogar nahezu unmöglich, da es laut Gulden keine entsprechenden Fabriken in Europa dafür mehr gibt. Die ganze Problematik inklusive steigender Rohstoffkosten treibt dann auch bei Puma die Ausgaben in die Höhe und belastete die Profitabilität.
So verbesserten sich Rohertrags- sowie operative Marge im Vergleich zum coronabedingt schwachen Vorjahr deutlich, lagen jedoch unter den Werten des ersten Quartals. An die Kunden weitergeben will Puma die Kosten jedoch aktuell nicht. Breit angelegte Preissteigerungen stehen dem Konzernchef zufolge derzeit nicht zur Debatte. Allenfalls selektiv kann es vor allem bei neueren Produkten zu Erhöhungen kommen.
Ebenfalls noch nicht ausgestanden sind die politischen Spannungen westlicher Staaten mit China, die im Frühjahr zu Boykottaufrufen in dem für Puma wichtigen Markt geführt hatten. Die Umsätze sanken dort im zweiten Quartal währungsbereinigt um 5 Prozent. So hatten Boykottaufrufe gegen westliche Marken infolge politischer Spannungen Puma vor allem zu Beginn des zweiten Quartals Anfang Mai hart getroffen, die Umsätze waren Gulden zufolge "signifikant" gefallen. Das habe sich vor allem im E-Commerce-Geschäft gezeigt. Zuletzt habe sich die Entwicklung in China wieder etwas gebessert, so Gulden.
Trotz der zahlreichen operativen Schwierigkeiten war das zweite Quartal ein sehr gutes für Puma, sagte Gulden mit Blick auf die Zahlen, von denen die wichtigsten Punkte schon bekannt waren. Insgesamt hatten die Umsätze sich im Quartal auf rund 1,6 Milliarden Euro fast verdoppelt, angetrieben von einer hohen Nachfrage im nordamerikanischen Markt. Aber auch das europäische Geschäft erholte sich deutlich, nachdem Beschränkungen des öffentlichen Lebens gelockert wurden.
Abrupt abgebremst wurde das Wachstum im Internethandel: dieses stieg währungsbereinigt lediglich um 8,5 Prozent, nach noch fast 75 Prozent im Vorquartal. Hauptgrund war der chinesische Käuferstreik. Traditionell ist der E-Commerce in China besonders stark. Der Nettogewinn betrug knapp 49 Millionen Euro. Im Vorjahr war im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie ein Verlust von fast 96 Millionen Euro angefallen. Das Unternehmen hat bereits Mitte Juli vorläufige Zahlen vorgelegt und seine Prognose erhöht.
Für das laufende Jahr erwartet das Management um Konzernchef Gulden nun währungsbereinigt ein Umsatzwachstum von mindestens 20 Prozent. Für das operative Ergebnis peilt Puma einen Wert von 400 bis 500 Millionen Euro an. Damit würde Puma im besten Fall sogar besser als im Vor-Corona-Jahr 2019 abschneiden, als das Betriebsergebnis bei 440 Millionen Euro gelegen hatte./nas/mis/zb/jha
Quelle: dpa-Afx